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Suche nach der St. Gangolph-Kirche: Ausgrabungen beim Linzer Schloss können neue Erkenntnisse liefern

Marlis Schlatte, 21.12.2023 15:51

LINZ. Seit Mitte November laufen nun die Grabungsarbeiten für die Sanierung des Kanalsystems im Bereich des Linzer Schlosses. Diese werden archäologisch begleitet und legten bereits einige Funde frei: Insgesamt 20 Gräber sowie die Überreste weiterer bestatteter Menschen wurden gefunden, ebenso wie ein farbig gefasstes Fragment eines massiven Steinbogens. Untersuchungen und Analysen sollen nun weitere Erkenntnisse zur mittelalterlichen Geschichte von Linz bringen.

  1 / 5   Mitarbeiterin der Grabungsfirma ARDIS bei der Dokumentation des Fundamentes des Rudolfstores.Im Vordergrund ist das Bogenfragment zu sehen (Foto: OÖLKG)

Um eine Trennung von Schmutz- und Regenwasser zu ermöglichen, wird das bestehende Kanalsystem des Linzer Schlosses seit Mitte November 2023 saniert. Die Bodeneingriffe finden in enger Abstimmung mit dem zuständigen Landesarchäologen Stefan Traxler statt, die Grabungsfirma Ardis wurde mit den operativen archäologischen Arbeiten beauftragt.

Die informationsreichen Ergebnisse der Grabungen überraschten nun sogar die Experten. Bereits am ersten Arbeitstag wurden unter einer schwarzen Kulturschicht, die mittelalterliche Keramik enthielt, eine reguläre Bestattung und weitere menschliche Knochen freigelegt. In den nächsten Grabungsabschnitten wurden ein aus Steinen gesetzter Kanal und eine Pflasterung aus der Barockzeit entdeckt.

Friedhof der St. Gangolph-Kirche

Als bedeutendster Fund wurde ein mit schwarzer, roter und weißer Farbe gefasstes Bogenfragment ausgegraben. Dieses lag im Fundament des Rudolftores.

19 Gräber und die Überreste von mindestens einem Ossuarium, also einer „Knochenkiste“, mit den Gebeinen weiterer Individuen wurden zudem beim Anschnitt eines Grabens und weiterer Mauern im großen Schlosshof geborgen. Aufgrund älterer Ausgrabungen sei in diesem Bereich mit dem früheren Schlossfriedhof zu rechnen.

Dieser Friedhof gehörte zur St. Gangolph-Kirche (in Quellen auch Schlosskapelle genannt), die im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde. Kurz nach 1550 wurde die baufällige Kapelle durch einen Neubau ersetzt. Lange währte aber auch diese nicht, da das Gotteshaus 1599 für den Neubau des Linzer Schlosses unter Kaiser Rudolf II endgültig weichen musste.

Erkenntnisse zu Lebensumständen

Anthropologische Untersuchungen, C14-Analysen und Georadar-Messungen sollen nun Aufschlüsse zur Datierung des Friedhofes und damit auch zur Kirche selbst sowie wichtige Erkenntnisse zu den Lebensumständen (Alter, Gesundheitszustand und Ernährungsgewohnheiten) im mittelalterlichen Linz liefern.

Die Kanalsanierung wird im Jänner 2024 fortgesetzt. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in einem neuen archäologischen Gesamtplan zum Linzer Schloss zusammengefügt. Dieser soll auf den Plänen zu den großflächigen Ausgrabungen im Zuge des Neubaus des Südflügels (2006–2009) aufbauen.


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