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Nach Rohrbach-Fall: Harnoncourt gibt Amt ab

Steiner Christoph, 17.11.2025 10:12

LINZ. Franz Harnoncourt legt seine Funktionen als Geschäftsführer der OÖ. Gesundheitsholding und des Kepler Uniklinikums zurück. Dem voran gegangen war der Tod einer 55-jährigen Mühlviertlerin mit Aorteneinriss im Klinikum Rohrbach, für die kein geeignetes Aufnahmespital gefunden wurde.

Harnoncourt tritt zurück. (Foto: KUK)
Harnoncourt tritt zurück. (Foto: KUK)

In einer persönlichen Stellungnahme betont er heute, 17. November: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass in unseren Krankenhäusern und Einrichtungen durch unsere engagierten, hochkompetenten und einfühlsamen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich hochprofessionell und einfühlsam PatientInnen diagnostiziert, behandelt, betreut und begleitet werden. Unsere Krankenhäuser erfüllen ihre Aufgabe der stationären Behandlung von Patientinnen und Patienten gut und verantwortungsvoll, und dies wird in der derzeit so aufgeregten Diskussion zu wenig beachtet. Über 180.000 stationäre Patientinnen und Patienten, fast 1,9 Million ambulante Frequenzen können sich 7/24/365 auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OÖG und KUK verlassen.“

Natürlich und selbstverständlich sollten und müssten immer Verbesserungsmöglichkeiten und -potenziale gesucht und erarbeitet werden, sollten kritische Fragen gestellt und Weiterentwicklungen eingefordert werden, aber ohne das gesamte System (und damit auch unsere MitarbeiterInnen) infrage zu stellen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten tagtäglich Ihr Bestes. Weiterempfehlungsraten von 98 Prozent belegen das“, so Harnoncourt

Die Diskussionen, Meldungen und Berichte in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hätten tiefgehende Fragen und Spuren an und in ihm hinterlassen, die ihn nach reiflicher Überlegung zu Entscheidungen für seine weitere berufliche Zukunft gebracht haben.

„Es ist mir offensichtlich nicht oder nicht ausreichend gelungen, die Weichen innerhalb der Organisation sowohl bei den Regionalkliniken als auch im Kepler Universitätsklinikum so zu stellen, dass die schwierigen Rahmenbedingungen für unsere PatientInnen und MitarbeiterInnen möglichst wenig zu spüren sind. Inwieweit ich mir darüber hinaus zurechnen muss, dass offensichtlich das Bild einer geeinten Führung nicht wahrgenommen wird, mag jeder für sich beurteilen“, so Harnouncourt. 

Wenn die Organisation und damit ihre Führung nunmehr in so heftiger Kritik stehen, wenn ein gedeihliches und produktives Handeln - auch durch die von ihm als überhitzt empfundenen Diskussionen - kaum mehr möglich sei, gelte es Verantwortung zu übernehmen. „Dies umso mehr, als in dieser Atmosphäre die Rückkehr zu einer konstruktiven Arbeit wohl nur durch einen auch personellen Neuanfang möglich ist. Als Vorsitzender der Geschäftsführung liegt es im ersten Schritt an mir, hier die Konsequenzen zu ziehen.“

Bis ein Nachfolger gefunden ist, werde er alle Aufgaben konsequent und professionell weiter erfüllen, die Entscheidung aber nicht weiter kommentieren, da sie eine sehr persönliche ist. 

Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander zollt Harnoncourts Entscheidung großen Respekt: „Ein solcher Schritt ist niemals leicht und erfordert persönliche Stärke ebenso wie großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Oberösterreichischen Gesundheitsholding. „ In den vergangenen Jahren habe er die Gesundheitsholding durch zum Teil sehr herausfordernde Phasen geführt und wichtige Fortschritte ermöglicht. „Sein Engagement, sein fachliches Know-how und sein hohes Pflichtbewusstsein haben wesentlich zur Stabilität in der Gesundheitsversorgung beigetragen“, erklärt Haberlander.

Funktionen werden künftig von zwei Personen besetzt

Gleichzeitig ist für Haberlander klar: Die aktuellen Herausforderungen machen strukturelle Verbesserungen notwendig. Die Weiterentwicklung von Prozessen, die Schärfung interner Abläufe, ein intensiviertes Recruiting in den bekannten Mangelfächern oder die Stärkung der Kommunikation zwischen den Häusern seien drängende Aufgaben.

Die vollständige Aufarbeitung des Vorfalls in Rohrbach und die entsprechenden Maßnahmen zu setzen, bleiben für das oö. Gesundheitssystem zentrale Aufgaben. „Ich erwarte, dass die laufende Analyse unverändert und mit Nachdruck weitergeführt wird. Ziel ist eine umfassende und transparente Klärung aller relevanten Fragen sowie die Umsetzung konkreter Maßnahmen, die künftig vergleichbare Situationen verhindern“, stellt Haberlander klar.

Was die Nachfolge betrifft, so werden die beiden Positionen, die Geschäftsführung der OÖ Gesundheitsholding als auch des Kepler Uniklinikums, umgehend durch die OÖ. Landesholding ausgeschrieben. Sie sollen künftig von zwei verschiedenen Personen besetzt werden, damit in herausfordernden Zeiten das oberösterreichische Gesundheitswesen breiter aufgestellt wird. Der Prozess wird von einem Personalberater begleitet werden und die beiden Positionen sollen so bald wie möglich mit geeigneten Personen besetzt werden.

Weitere Reaktionen auf den Rücktritt

Die Ärztekammer für Oberösterreich dankt dem 64-Jährigen. „Mag. Dr. Harnoncourt war in all den Jahren ein verlässlicher und starker Partner. Mit ihm konnten wir immer gute und praktikable Lösungen für die Ärztinnen und Ärzte in der Holding umsetzen“, so Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. Gleichzeitig richtet die OÖ-Ärztekammer den Blick bereits in die Zukunft. „Im Sinne unserer vielen Kolleginnen und Kollegen in den Häusern der OÖ-Gesundheitsholding und der gesamten Ärzteschaft wollen und werden wir weiter mithelfen, die Arbeits- und Rahmenbedingungen zu verbessern, denn gerade jetzt wäre die Expertise der Ärztekammer notwendig“, so Niedermoser.

Stefan Koch, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz: „Die enge und stets konstruktive Zusammenarbeit zwischen KUK und JKU hat den erfolgreichen Aufbau der Medizinischen Fakultät maßgeblich geprägt. Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen mit dem Bund ist für die JKU ein geordneter Übergang besonders wichtig. Angesichts der großen Herausforderungen begrüßen wir die zukünftige Trennung der beiden Geschäftsführerfunktionen sehr.“

SPÖ-OÖ-Vorsitzende Landesrat Martin Winkler fordert einen politischen Neubeginn: „Die politische Opferung von Holdingvorstand Harnoncourt darf nicht von der Verantwortung von LH Stelzer und seiner Stellvertreterin Haberlander ablenken. Die oberösterreichische ÖVP hat in ihrem Machtrausch zu viele Ressorts auf ihre eigenen Köpfe zugeordnet, „im Gesundheitsbereich rächt sich diese Machtkonzentration.“ Winkler fordert: „Es kann und darf kein Weiter-wie-bisher geben. Ein vollständiger Neustart ist unumgänglich.“ Dieser Neustart solle nicht nur die Holding, sondern den gesamten Gesundheitsbereich in Oberösterreich umfassen. „Die Ablösung des gesamten Holdingvorstands muss der erste Schritt sein“, betont Winkler, „und dann braucht es dringend Maßnahmen auf politischer Ebene.“ Am Ende des Tages werde sich zeigen, ob es ÖVP und FPÖ wirklich um die beste Gesundheitsversorgung für die Menschen im Land oder um den reinen Machterhalt gehe, so der SPÖ-OÖ-Vorsitzende. „Die FPÖ kann jedenfalls ihre Mitverantwortung in der Regierungskoalition nicht abstreiten“, so Winkler abschließend.


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