AMS Oberösterreich setzt 2017 auf Forcierung der Lehre und Arbeitserprobung
LINZ. Das Arbeitsmarktservice (AMS) OÖ hat die Forcierung von Lehrabschlüssen zu seinem obersten Ziel für 2017 erklärt. Weiter ausbauen will man zudem die Arbeitserprobung. Dabei können Arbeitgeber und -nehmer einander bis zu vier Wochen vom AMS bezahlt beschnuppern. Damit habe man auch bei Asylberechtigten gute Erfahrungen gemacht, schilderte Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer am Mittwoch bei einem Mediengespräch in Linz.
„Wie wichtig eine formale Berufsausbildung ist, zeigt sich am ganz unterschiedlich hohen Risiko, arbeitslos zu werden“, betont AMS-Landesgeschäftsführer Gerald Straßer. „Für Arbeitskräfte mit maximal Pflichtschulabschluss ist dieses Risiko fast vier Mal so hoch wie bei Personen mit Lehrabschluss“. Ab der Lehre gehe die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit um ein Viertel zurück. So lag die Quote 2016 bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss bei 17,7 Prozent, bei Lehrabsolventen nur mehr bei 4,7 Prozent, bei besser Ausgebildeten noch niedriger.
Bewährte Instrumente
Bewährt haben sich im abgelaufenen Jahr die Arbeitsplatznahe Qualifizierung (AQUA), bei der Erwachsene im Betrieb in der halben Zeit eine Lehre nachholen können, und die Arbeitserprobung. Letztere nutzten 2016 rund 1700 Arbeitssuchende, 52 Prozent konnten daraufhin im Betrieb bleiben.
Um 32 Prozent angestiegen ist im Vorjahr die Zahl der arbeitslosen Asylberechtigten, in Absolutzahlen sei das Plus aber „verschwindend“, so Straßer, die Dimension des Problems werde überschätzt: Im Dezember waren 1.833 Asylberechtigte arbeitslos und 837 in Schulungen. Auch für diese Gruppe sei die Arbeitserprobung ein gutes Instrument. Der Knackpunkt bei der Beschäftigung von Asylberechtigten sei aber nach wie vor die Sprache. Auch seien oft Nachschulungen nötig, denn die Praxis habe gezeigt, „die Qualifikationen der Syrer und Afghanen sind mit unseren nicht vergleichbar“.
Die Prognosen für 2017 deuten auf einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,2 Prozent hin. Straßer rechnet damit, dass man leicht darunter bleiben könne. Walter Haberl, der für den ÖGB im Landesdirektorium des AMS sitzt, sieht vor allem in der immer länger werdenden Dauer der Arbeitslosigkeit - etwa bei Migranten oder Menschen mit Beeinträchtigung - ein Problem mit „sozialpolitischem Sprengstoff“. Am Herzen liegt ihm auch der zweite Arbeitsmarkt, da niedrig qualifizierte „Sozialjobs“ heute kaum mehr vorhanden seien.
Für AMS-Direktoriumsmitglied Paola Mich-Herrnbauer von der Industriellenvereinigung steht das Problem der offenen Stellen, die nicht besetzt werden können, im Vordergrund. Sie will daher über die Zumutbarkeitsregeln reden. Straßer hält die derzeitigen Bestimmungen hingegen für ausreichend.
Mehr Budget - aber zweckgebunden
Beim Blick auf die Finanzen hat Straßer ein lachendes und ein weinendes Auge: Einerseits bekommt das AMS OÖ 2017 mit 165 Millionen Euro um rund 6 Millionen Euro mehr Fördermittel als zuletzt. Andererseits „hat das Geld zu oft ein Mascherl“, sprich es sei zweckgewidmet. Nur über 5,9 Miollionen Euro könne man frei verfügen, was unflexibel mache, kritisierte der AMS-Chef.
Die von der Bundesregierung beschlossene Aufstockung des AMS-Personals um 400 Planstellen wird dem AMS OÖ 38 zusätzliche Planposten bringen, die vor allem im operativen Bereich (Vermittlung, Betreuung von Firmen) eingesetzt werden.
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