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"Brauchen die Unterstützung der Schulen, um vorhandene Ressourcen effektiver nutzen zu können"

Online Redaktion, 23.09.2020 14:46

LINZ. Nach Heimunterricht, Klassenteilungen und Ferien ist die Schule nun weitestgehend zum Regelbetrieb zurückgekehrt. „Wie jedes Jahr zu Schulbeginn benötigt es eine gewisse Anlaufphase, bis die Räder exakt ineinandergreifen. Heuer ist die Corona-Situation ein zusätzlicher Umstand, der vieles erschwert. So beschert nicht nur der Unterricht Oberösterreichs Eltern Sorgenfalten, sondern auch die starken Auslastungen zur ÖV-Hauptverkehrszeit“, ist sich Landesrat Günther Steinkellner bewusst.

So viel Platz findet man zu den Hauptverkehrszeiten selten vor. (Foto: lakshmiprasada S/Shutterstock.com)

Der Landesrat für Infrastruktur versteht die Sorgen der Eltern, bittet aber gleichzeitig um Besonnenheit. „Alle Österreichischen Verkehrsverbünde halten sich mit exakter Präzision an die Corona-Vorgaben der Bundesregierung. Demnach ist der ÖV einer der wenigen Bereiche, in denen die vorgeschriebenen Ein-Meter-Abstände auch unterschritten werden dürfen“, so Steinkellner.

Besonders beim Schulstart seien volle Busse, Straßenbahnen und Züge in den Hauptverkehrszeiten somit leider unausweichlich. Der Schienenverkehr sei an präzise Taktpläne gebunden. Mehr als eine 100-prozentige Auslastung sei hier einfach nicht möglich. Beispielsweise sei die Linzer Straßenbahn im 80-Sekunden-Takt unterwegs und dennoch überfüllt. Auch im Bus-Sektor seien alle zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel der 17 Verbundsunternehmen im Einsatz. Das sind oberösterreichweit über 1.000 Busse. Obwohl geforderte Verstärkerfahrten laut Steinkellner nicht einfach realisierbar seien, seien schon unterschiedlichste Hebel in Bewegung gesetzt worden, um Verbesserungen zu erzielen.

Als wichtigste Mosaik im Gesamtkonzept sieht Steinkellner die Schulen selbst. „Um die Spitzen in den Hauptverkehrszeiten glätten zu können, bedarf es einer Entflechtung der Schulbeginnzeiten“, unterstreicht Steinkellner.

Staffelung der Schulbeginnzeiten

Ein Drei-Punkte-Plan soll laut Steinkellner dazu beitragen, die zur Verfügung stehenden Platzressourcen effizienter nutzen zu können. So könnten den wesentlichsten Beitrag für weniger Schüler in den öffentlichen Verkehrsmitteln die Schulen selbst leisten. Im Rahmen des Schulgemeinschaftsausschusses könnte man die Schulbeginnzeiten zumindest für Oberstufenschüler staffeln. „Vor den Sommerferien, als nicht alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig in der Schule waren, gab es keine Schwierigkeiten mit zu vollen Öffis. Spätere Unterrichtszeiten insbesondere für die älteren Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren würde die Morgenspitze stark entlasten. Nun heißt es gemeinsam anpacken, denn der Öffentliche Verkehr kann diese Situation nicht alleine bewältigen“, so Steinkellner.

Eigenverantwortliches Handeln

Dort wo bereits ein dichtes und gut getaktetes Mobilitätsangebot besteht, sollten die Ressourcen zielgerichtet ausgenutzt werden. Über die OÖVV Info-App und die OÖVV Webseite könnten Informationen über die Fahrpläne in Echtzeit eingeholt werden. In Fällen, wo es mehrere Streckenverbindungen gibt, wird eigenverantwortlich darum ersucht, nicht automatisch den ersten Bus in Anspruch zu nehmen.

Seitens des OÖVV werden per Newsletter besonders die Freizeitreisenden angesprochen, wenn möglich außerhalb der Hauptverkehrszeiten zu reisen und Freizeittermine nach Möglichkeit außerhalb der Hauptverkehrszeiten zu legen. Da im ÖV der Mindestabstand, wenn es erforderlich ist, unterschritten werden darf, sei auch in den Bussen selbst ein effizientes Platzmanagement gefragt. Zur Verfügung stehende Sitzplätze sollten deshalb in Anspruch genommen und nicht leer gelassen werden.

Entschärfung der Hotspots

Vor allem an gewissen Hotspots stößt der ÖV an die Kapazitätsgrenzen. Man unterliege hier strengen gesetzlichen Vorgaben, die nicht einfach ignoriert werden können. Dort wo es aber möglich ist, sollen mehr Kapazitäten geschaffen werden. Unter anderem soll dies durch effizientes Fahrzeugmanagement und mit zusätzlichen, größeren Bussen umgesetzt werden. Die OÖVV Verkehrsplanung arbeitet hieran intensiv.

„Die Corona-Pandemie stellt auch den öffentlichen Verkehr vor eine große Herausforderung. Nicht nur Oberösterreich, sondern alle Bundesländer suchen nach Lösungen und einem weitestgehend einheitlichem Ansatz. Gerne hätte ich im Rahmen der Verkehrsreferentenkonferenz mit den anderen Ländern und dem Bund ein akkordiertes Vorgehen diskutiert. Leider wurde die für die vergangene Woche geplante Konferenz kurzfristig abgesagt und soll erst am kommenden Freitag per Videokonferenz nachgeholt werden. Dass lediglich die Verkehrsreferentenkonferenz Corona-bedingt abgesagt wurde, aber gleichzeitig andere Veranstaltungen durchgeführt wurden, widerspricht dabei leider jeder Logik“, so Steinkellner abschließend.

Gerstorfer: „Schutz der Kinder geht vor“

„Die aktuelle Situation ist für uns alle fordernd. Es gilt daher gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und nicht immer die Verantwortung weiterzuschieben,“ reagiert die SPÖ-Vorsitzende, Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer auf Aussagen des Oö. Verkehrsreferenten Steinkellner, wonach die Nutzung von zusätzlichen Bussen nicht möglich wäre.

„Anstatt alle Kräfte zum Wohle unserer Kinder zu mobilisieren, versteckt sich der Verkehrsreferent hinter der Bundesregierung. Dabei zeigen deutsche Bundesländer vor: Wo ein Wille, da ein Weg!“ verweist Gerstorfer etwa auf Nordrhein-Westfalen oder Bayern, wo es die Zuständigen auch geschafft haben, zusätzliche Busse zu mobilisieren. „Es wirkt fast so, als ob Steinkellner den Schulstart gänzlich verschlafen hat und der Bund nun als Sündenbock herhalten muss.“

Auch Busunternehmen merken die aktuelle Krise deutlich: „Bevor die Busse in der Garage stehen, sollte Steinkellner Lösungen finden und sie endlich mit Schulfahrten beauftragen!“, so die SPÖ-Vorsitzende abschließend.


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