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Fachkräftestrategie Pflege: OÖ startet Allianz

Karin Seyringer, 18.02.2022 18:18

OÖ. Mit der Oö. Fachkräftestrategie Pflege wollen Land OÖ, Städte- und Gemeindebund konkrete Maßnahmen vorlegen und umsetzen, die Oberösterreich unabhängig vom Bund leisten kann, um die großen Herausforderungen im Pflegebereich zu meistern. Der Fokus liegt auf der Attraktivierung des Berufs. Am Freitag wurde der Fahrplan vorgestellt und der Kick-Off gelegt.

  1 / 2   Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer präsentiert gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Luger und Gemeindebund-Präsident Hans Hingsamer die Oö. Fachkräftestrategie Pflege (Foto: Land OÖ/Vanessa Ehrengruber)

Die Zahl der über 75-Jährigen in OÖ wird bis 2040 um rund 95.000, die Zahl der pflegebedürftigen Menschen um rund 40.000 steigen, zeigen neue Daten des Landes OÖ. Aktuell sind im Bundesland rund 13.600 Personen – Pflegekräfte und Funktionspersonal in den Alten- und Pflegeheimen und bei den Mobilien Diensten beschäftigt. Rund 70 Prozent der Pflegekräfte arbeiten Teilzeit. In den Alten- und Pflegeheimen können rund 600 Betten aufgrund der Personalsituation schon jetzt nicht belegt werden.

Bis 2030 braucht es laut Prognosen rund 2.000 zusätzliche Pflegekräfte, 1500 auf Vollzeitbasis.

„Die Leute müssen sich verlassen könnten, im Alter gut betreut und gepflegt zu werden“, so Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). Er präsentierte am Freitag gemeinsam mit Oö. Städtebund-Vorsitzenden und Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Oö. Gemeindebund-Präsident Hans Hinsgsamer (ÖVP) die Oö. Fachkräftestrategie Pflege, eine „Allianz“ zur Attraktivierung des Pflegeberufs.

Was für private Unternehmen gelte, gelte auch hier, so Hattmannsdorfer: „Es braucht ordentliche Personalstrategien, Bedarfsrechnungen, Rekrutierung bis hin zur Personalentwicklung.“

Fachkräfte-Gewinnung, Ausbildung, Organisation: Drei große Handlungsbereiche

Die Strategie umfasst drei große Handlungsfelder mit Leitfragen. Die Gewinnung von Fachkräften, Ausbildung und Qualifikation (attraktivere Lehrpläne, flexiblere Ausbildung, ...) und Arbeitsorganisation und Aufgabenstruktur (mit Deregulierung, optimierten Arbeitsabläufen zur Entlastung der Mitarbeiter, …). Bei Quereinsteigern brauche es etwa mehrere Modelle, die eine finanzielle Absicherung während der Ausbildung garantieren, so Hingsamer. Es gehe auch darum, regional zu schauen, so Hattmannsdorfer: „Wenn jemand in Braunau lernen will, wird er nicht nach Perg in die Schule fahren.“ Diskutiert gehöre auch der Personalschlüssel, auch im Hinblick auf den hohen Betreuungsbedarf bei Demenz-Patienten, nennt Luger ein Beispiel.

Fahrplan: Erste Maßnahmen im Herbst

Allen voran gehe es jetzt um die inhaltliche Debatte, wie die Pflege bestmöglich organisiert werden könne, noch nicht um Finanzierungen. Die Devise sei dabei, die Stakeholder, besonders die Praktiker aktiv einzubinden. Hattmannsdorfer: „Es mangelt nicht an den Konzepten, die vorliegen, sondern an der Fokussierung und der Umsetzung“. Der Fokus liege darauf, was das Land OÖ selbst steuern kann. Vor allem gehe es auch um Tempo.

Am Freitag fand der Kick-Off der Lenkungsgruppe statt. Wie geht’s weiter: Bis Mai werden bestehende Vorschläge gesichtet, Träger sind eingeladen, konkrete Vorschläge einzubringen. Die Vorschläge bilden die Grundlage für eine Expertenkonferenz im Mai und weitere Bearbeitungen in Arbeitsgruppen. Bis August sollen konkrete Maßnamensvorschläge vorliegen. Im Herbst wird der Umsetzungsplan fixiert. Die ersten Umsetzungsschritte sollen dieses Jahr im Herbst eingeleitet werden können.

„Pragmatischer Weg einer Teillösung“

Zwar könne Oberösterreich nicht das gesamte Problem im Bereich Pflege lösen, er sei aber froh, dass „der pragmatische Weg einer Teillösung gemeinsam“ beschritten werde, unabhängig von der Parteifarbe, so Luger. Vieles sei vor 20 Jahren entschieden und seitdem nicht mehr geändert und an die heutigen Herausforderungen angepasst worden. „Ich finde es richtig, dass wir nun in OÖ gemeinsam den Weg einschlagen und nicht auf den Bund warten. Das, was für uns machbar ist, wollen wir einleiten.“

Vor allem wichtig für ihn: Die Arbeitssituation der Mitarbeiter. „Es ist verkürzt, immer nur die Lohnseite zu sehen. Es gibt Arbeitsabläufe, die einfach nicht motivierend sind – mit absolut überbordender Bürokratie im Alltag. Wer den Pflegeberuf ergreift, ist jemand, der helfen will“, so Luger. „Es geht um die Adaptierung der Regulatoren an die Realität.“

Gemeindebund-Präsident Hingsamer unterstreicht: „Wir müssen die Bürokratie auf ein vernünftiges Maß bringen. Die Leute wollen pflegen und betreuen, und nicht den ganzen Tag schreiben.“

Forderungen an Bund

Zudem gehe es darum, eine generelle Allianz in Richtung Bund zu bilden, so Luger. Denn bei der Finanzierung des Pflegebereichs sei dieser gefordert. Hingsamer: „Die Regierung war in den letzten Jahren nur einmal schnell: bei der Abschaffung des Pflegeregresses. Wir wünschen uns von Bundesseite, dass endlich etwas passiert, wir brauchen finanzielle Unterstützung.“ Auch die von der „Task Force Pflege“ erarbeiteten sehr guten Vorschläge würden bis dato in der Schublade liegen.

Angesprochen wurde auch die Ankündigung von Bundesminister Mückstein, 50 Millionen Euro in einen Ausbildungsfonds zu geben. „Bis heute gibt es kein Konzept dazu. Es braucht Konkretisierung, damit das Land das Geld abrufen kann“, so Hattmannsdorfer. Bei der Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes liege es zudem am Bund, für den Pflegebereich Adaptierungen vorzunehmen. „Wir brauchen mehr Durchlässigkeit“, so Hingsamer - und meint hier Alters- und Kompetenzfragen.


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