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Kneifel: „Die Situation ist ernster, als manche es glauben“

Anna Stadler, 28.06.2022 20:51

LINZ. Das aus Russland gelieferte Gas wird derzeit immer weniger, der Bedarf an Energie steigt stetig. Die Energiepreise sind am Explodieren die Lage ist angespannt, auch in Oberösterreich. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie. Längerfristig könnten jedoch neue Projekte zur Versorgungssicherheit in und um Linz beitragen.

Der Bedarf an Energie steigt. (Foto: Weihbold)
Der Bedarf an Energie steigt. (Foto: Weihbold)

Oberösterreich ist stark abhängig von russischem Gas. Die Gaslieferungen werden derzeit jedoch immer geringer. Eine aktuelle Studie des IWS hat untersucht, welche Auswirkungen ein Gas-Stopp auf das Bundesland hätte. „Die Situation ist ernster, als manche es glauben“, so IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel. In der Studie, durchgeführt von JKU-Ökonom Friedrich Schneider, wird angenommen, dass ein Lieferstopp/Embargo von russischem Gas zum 1. Juli 2022 beginnt und die Berechnungen erfolgen als Durchschnittswerte für die folgenden zwölf Monate. Dabei gibt es zwei verschiedene Varianten: eine pessimistische Variante, wenn wirklich nur eine Minimalvariante an Ersatz- und Einspar-Möglichkeiten umgesetzt werden kann, sowie eine optimistische Variante – für den Fall, dass mehr Substitutions- oder Einsparmöglichkeiten umgesetzt werden können. Beide Varianten orientieren sich basierend auf dem Gas-Verbrauch 2020. Die stark negativen Folgen eines unmittelbaren Gas-Embargos oder Lieferstopps innerhalb von 12 Monaten sind für OÖ mit einem Rückgang des OÖ-BIP zwischen 6,5 Prozent im negativeren Szenario oder 3,4 Prozent bzw. zwischen 4,24 oder 2,22 Milliarden Euro beträchtlich. Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit bis zu 56.000 oder 31.620 ist bemerkenswert – wobei aber nicht zwischen Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit unterschieden wird. „Ich wäre eindeutig für Kurzarbeit, das hat sich bei Corona bewährt“, betont Schneider.

Alternative Energien nutzen

Angesichts der aktuellen Lage spricht sich die IG Windkraft für ein Sofortprogramm Windkraft aus. „Oberösterreich war Pionier der Windkraft, nur ist da in letzter Zeit nicht mehr viel dazugekommen“, kritisiert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Die Forderung: 200 Windräder bis 2030. „Alleine mit 200 Windrädern, der Hälfte des Windpotentials, können alle fossilen Heizungen der oberösterreichischen Haushalte auf sauberen Strom umgestellt werden“, betont Obmann Joachim Payer. Für den Ausbau sei es jedoch wichtig, dass nun von der Politik ein Signal komme, denn der bestehende Masterplan Windkraft habe sich bisher nicht bewährt. „Es kann zum Beispiel keine Einzelanlage errichtet werden“, schildert Ursula Nähr, Chefjuristin der IG, die rechtlichen Rahmenbedingungen. So dürfen derzeit nur drei Windräder an einem Standort gemeinsam gebaut werden. „Darüber hinaus müssen Genehmigungsverfahren entrümpelt werden. Wir glauben, dass man Genehmigungsverfahren verkürzen kann – ohne Einbußen in der Qualität.“

„Geothermie ist das nächste Erneuerbaren-Feld, das wir nun bestellen müssen. Noch ist es spärlich bewachsen, aber mit den nötigen kraftvollen Schritten und einem klaren Bekenntnis verspricht es reiche Ernte“, sieht der grüne Landesrat Stefan Kaineder eine weitere Energiequelle.

Leistungsfähiges Stromnetz als Voraussetzung

Grundvoraussetzung für die Nutzung erneuerbarer Energien ist jedoch ein zeitgemäßes Stromnetz. „Mit dem ‚OÖ. Stromnetz-Masterplan 2032‘ wollen wir sowohl die erforderliche Infrastruktur für die Energiewende hin zu Strom aus erneuerbaren Energien bereitstellen als auch die Leistungsanforderungen von Wirtschaft und Haushalten sicherstellen. Der ‚OÖ. Stromnetz-Masterplan 2032‘ wird bereits im kommenden Herbst im Detail präsentiert“, kündigt Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner an. Ein Leuchtturmprojekt bei der Umsetzung der bestehenden Projekte ist jedoch das „Zentralraumprojekt OÖ“. Denn: Die Bevölkerung im Zentralraum ist am Wachsen. Zudem ist Linz eine Industriestadt. Mit dem Projekt wird zum Beispiel auch der Standort Linz der voestalpine mit ausreichend Strom versorgt werden, um dem Unternehmen weitere Schritte zur mittelfristigen Erzeugung von „grünem Stahl“ zu ermöglichen. Dafür soll ein 220 KV-Versorgungsring geschaffen werden. Dafür arbeiten die Austrian Power Grid AG (APG), die Netz OÖ GmbH und die Linz Netz GmbH zusammen. „Es gibt schon eine bestehende Trasse. Es war ein Anliegen, dass man diese am besten nutzt“, betont Stefan Walehrach (APG). Teils können sogar Doppelgleisigkeiten reduziert werden.

Derzeit findet die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt statt. Geplanter Baustart ist 2024. Bis 2030 soll das Projekt in mehreren Etappen fertiggestellt werden.


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