Linz sucht Vision für Kulturstadt 2035: Neuer Kulturentwicklungsplan in den Startlöchern
LINZ. Die Stadt Linz will die Kultur in der Stadt auf „das nächste Level“ heben und arbeitet dazu am dritten Kulturentwicklungsplan (KEP3). Ziel ist die Erarbeitung einer „Vision für die Kulturstadt 2035“, wie Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) am Dienstag erläuterte. Alle sind eingeladen, ihre Ideen und Visionen einzubringen.
Bereits zum dritten Mal erarbeitet die Stadt Linz einen Kulturentwicklungsplan, nach dem Beschluss des ersten KEP im Jahr 2000 und des „KEPneu“ im Jahr 2013. „Wir sind Pioniere in der Stadt Linz bei solchen Entwicklungsplänen. Im Jahr 2000 waren wir die ersten im deutschsprachigen Raum. Der erste KEP war auch die Basis für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2009“, so Kulturdirektor Julius Stieber. Gemeinsam mit Gerda Forstner (Leitung Linz Kultur) und mit dem externen wissenschaftlichen Prozessbegleiter Thomas Philipp (Leiter LIquA – Linzer Institut für qualitative Analysen) hat er die Gesamtplanung und -steuerung des KEP3-Prozesses inne.
Kick-off am 16. Dezember
Nach einigen Monaten Vorarbeit und umfassender Recherche startet nun die einjährige Diskussions- und Partizipationsphase. Am Mittwoch, 16. Oktober, 17 Uhr, findet im Alten Rathaus der offizielle Kick-off dazu statt. Dabei präsentieren die Projektverantwortlichen einen Überblick über den gesamten Prozess sowie zentrale Ergebnisse aus Experten-Online-Interviews, die vorab geführt wurden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich zur Vision der Kulturstadt Linz 2035 einzubringen.
„Breit, partizipativ, offen“
Die Kultur sei mittlerweile integraler Bestandteil des städtischen Lebens, „Linz ist kulturell enorm gewachsen, Linz und auch die Bevölkerung haben ein neues Selbstbewusstsein entwickelt – Linz als Kulturstandort“, ist Lang-Mayerhofer überzeugt. Die Erarbeitung des neuen KEPs werde „wieder sehr breit, partizipativ und offen angelegt. Wir wollen das bislang erreichte auf das nächste Level heben.“ So wird bei der Entwicklung auf vielfältige Beteiligungsformate gesetzt.
Der Zeitplan
Im Dezember 2023 wurde vom Gemeinderat die Erarbeitung des KEP3 beschlossen. In den Jahren 2024 und 2025 werden in Summe 100.000 Euro aufgewendet.
Der gesamte Prozess besteht aus drei Phasen. Nach den Vorarbeiten mit Planung und Analyse bis Herbst 2024 startet nun die Phase 2: ein Jahr lang Partizipation und Diskussion. „Bis zum Ende des ersten Quartals 2026 soll abgestimmt und entschieden sein, was in den KEP3 konkret einfließen wird“, erläutert Stieber.
Organisatorische Aufstellung
Die Direktion Kultur und Bildung und die Abteilung Linz Kultur übernehmen gemeinsam mit Thomas Philipp als externen Prozessbegleiter die Gesamtplanung und -steuerung. Eine sechsköpfige Steuerungsgruppe agiert als strategisches Leitungsgremium, die mit Vertretern des Geschäftsbereichs Kultur und Bildung, des Stadtkulturbeirates Linz und städtischer Kultureinrichtungen besetzt ist. In der Steuerungsgruppe finden sich unter anderem die Vorsitzende des Stadtkulturbeirates Oona Valarie Serbest, der Künstlerische Geschäftsführer der Ars Electronica Gerfried Stocker und die Direktorin der Museen der Stadt Linz Hemma Schmutz.
Zusätzlich 13 Experten aus der öffentlichen und freien Kulturszene bildet eine Arbeitsgruppe. Fokusgruppen zu speziellen Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Diversität oder soziale Gerechtigkeit mit Fair-Pay im Kulturbereich, aber auch, wie man die junge Bevölkerung besser erreichen kann, werden zudem in zwölf Fokusgruppen thematisiert, erläutert Forstner.
Öffentliche Formate
Im ersten Halbjahr 2025 soll ein erster Rohentwurf des KEP3 vorliegen. Zur weiteren Diskussion wird dann unter anderem zu einem öffentlichen Format am Linzer Hauptplatz geladen. Gespräche unter anderem mit dem Jugendbeirat, Schulvertreten und Lehrlingen sind vorgesehen. Bei großen Kulturveranstaltungen in Linz werden Flash-Interviews geführt. Die junge Bevölkerung will man vor allem auch über die Social-Media-Kanäle der Stadt Linz um ihre Meinung bitten.
Überarbeitete Website, KEP3 im Enter_Tainer
Über die überarbeitete Website www.kep-linz.at wird ebenfalls laufend informiert. Ab Winter 2024/25 können sich auch dort alle Interessierten einbringen. Bis 18. Oktober – auch noch weitere Termine sind geplant – wird der Enter_Tainer beim Alten Rathaus am Linzer Hauptplatz zum KEP3 informieren und Passanten einladen, sich zu beteiligen. Die Fragestellung: „Was wünsche ich mir für die Kulturstadt Linz 2035?“
Verstärkte Kooperation mit dem Land gewünscht
Das Brucknerjahr 2024 habe gezeigt, wie gut eine Zusammenarbeit von Land OÖ und Stadt Linz funktionieren kann, so Lang-Mayerhofer. Darauf wolle man auch aufbauen, für einen neuen Stadt-Land-Kulturvertrag, der in der übergeordneten Strategie ebenfalls Thema sei.
Man wolle aber nicht über einen neuen Theatervertrag diskutieren, „sondern bewusst über eine Kooperation zwischen Stadt und Land“, so die Kultur-Stadträtin. Es gehe dabei nicht nur um das Brucknerhaus, sondern zum Beispiel auch um das Ars Electronica Festival oder das Brucknerfest. „Das sind Festivals, die internationale Strahlkraft haben, wo wir als Kulturstandort auf der ganzen Welt sichtbar werden. Das sind für mich maßgebliche Punkte, wo man über eine Zusammenarbeit wieder intensiv diskutieren muss. Denn nur wenn wir das Land wieder stärker im Boot haben, können wir auch über eine maßgeblichere Beteiligung des Bundes sprechen“, so Lang-Mayerhofer. „Ich glaube, wenn wir einen Kulturstandort wirklich auf ein nächstes Level bringen wollen, dann brauchen wir das Commitment von Stadt und Land, so wie wir das auch beim Brucknerjahr hatten.“
Das Commitment vonseiten der Stadt Linz gibt es übrigens bereits, mit einem zugehörigen Gemeinderatsbeschluss.
Auch lesen: Stadt-Land-Kulturvertrag: einstimmiger Gemeinderatsbeschluss als Basis für Neustart
FPÖ: KEP3 für Neupositionierung nutzen
FPÖ-Stadtrat Michael Raml sieht die Präsentation des KEP3-Prozesses am Dienstag als Chance für eine „kulturelle Neupositionierung der Stadt Linz.“ Für Raml müsse der Plan „stärker auf die Vorlieben der Linzer und weniger auf kulturpolitische Randgruppen“ ausgerichtet sein. Er fordert einen Förderstopp für „höchst fragwürdige, selbsternannte Kulturprojekte“. Auch wolle er „alte Denkmuster zwischen Stadt und Land aufbrechen. Ich bin bereit, über einen neuen Theatervertrag zu verhandeln. Ich plädiere für eine engere Kooperation auf Augenhöhe zwischen der LIVA und der Oö. Theater- und Orchestergesellschaft (TOG). Vorher müssen wir aber innerhalb der städtischen Kulturarbeit die Hausaufgaben erledigen und die veralteten Strukturen neu aufstellen.“
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