voestalpine fordert Verlängerung der CO2-Freizertifikate
LINZ/BRÜSSEL. Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat gemeinsam mit knapp 80 europäischen Industrieunternehmen einen eindringlichen Appell an die Politik gerichtet, die Frist für die CO2-Freizertifikate zu verlängern. Am 23. Oktober soll im Europäischen Rat in Brüssel eine entscheidende Weichenstellung für die europäische und die österreichische Industrie erfolgen. Werden die Freizertifikate nicht verlängert, drohten laut Unternehmen massive wirtschaftliche und ökologische Nachteile für Europa.
Derzeit zahle die voestalpine pro Jahr 200 Millionen Euro für CO2-Zertifikate in das Budget der Republik Österreich. Durch das geplante Abschmelzen der Freizertifikate im Zeitraum 2026 bis 2034 würden sich diese Kosten vervielfachen. Alleine bis inklusive 2030 würde die voestalpine zusätzlich ein bis zwei Milliarden Euro für den steigenden Zertifikatebedarf aufwenden müssen, heißt es von Seiten des Unternehmens. Die Folgen wären ein massiver Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und an Arbeitsplätzen sowie ein Rückschritt für das Transformationsprojekt greentec steel.
„Zeitpunkt ist unrealistisch“
CEO Herbert Eibensteiner betont: „Der Zeitpunkt des Auslaufens der Freizuteilung 2026 bis 2034 ist unrealistisch, zumal bis dahin die Voraussetzungen für die grundlegende Technologieumstellung – wie ausreichende Verfügbarkeit von grünem Strom oder Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen inklusive Infrastruktur – nicht gegeben sind. Unsere klare Forderung ist daher eine Verlängerung des Auslaufens von Freizertifikaten.“
Eigene Mittel, um Emissionen zu senken
Die voestalpine habe bereits „ein Drittel des Gesamtvolumens von 1,5 Milliarden Euro aus eigenen Mitteln investiert, um bis 2029 ihre Emissionen um 30 Prozent zu senken“. Das entspreche fünf Prozent der CO2-Emissionen Österreichs. Die Verlängerung der Freizertifikate sei daher „ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen, um auch künftig die insgesamt 23.300 Arbeitsplätze in Österreich absichern zu können“.
Die voestalpine generiere jährlich Wertschöpfung von fast acht Milliarden Euro in Österreich und leiste direkt und indirekt insgesamt 2,4 Milliarden Euro an Steuern und Sozialbeiträgen pro Jahr. Der Stahl- und Technologiekonzern sei einer der kraftvollsten Wirtschaftsmotoren des Landes, wie betont wird.
CO2-Grenzausgleich ist kein Ersatz für Freizertifikate
Zum geplanten CO2-Grenzausgleich (CBAM) erklärt Eibensteiner: „Der CO2-Grenzausgleich ist definitiv keine Alternative zum Auslaufen der Freizuteilung, da er keinen vollumfänglichen Carbon-Leakage-Schutz für Betriebe bietet.“
Das Emissionshandelssystem führe ohne realistische Betrachtung der Transformationsvoraussetzungen der Industrie in eine industrie- und klimapolitische Sackgasse. Seine Schlussfolgerung: „Zur Verlängerung der Freizertifikate für die Industrie gibt es keine Alternativen.“
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