Es geht auch andersrum: Theresa Glaser hat nach der Matura die Lehre "nachgeholt“
MANK/MÜNICHREITH. Im südlichen Waldviertel zeichnete die Wirtschaftskammer vergangene Woche die bezirksbesten Lehrlinge aus. Unter ihnen auch die 23-jährige Friseurin Theresa Glaser. Sie hat nach der Matura mit einer Lehre ihre Berufung gefunden und heimst bei Wettbewerben ihrer Berufsgruppe einen Preis nach dem anderen ein. Tips hat mit ihr über ihren – doch etwas ungewöhnlichen – Werdegang gesprochen.
„Viele haben versucht, es mir auszureden“, erzählt Theresa Glaser über ihren Entschluss nach der Matura eine Lehre zu machen. Am BORG Scheibbs hat sie ihre Reifeprüfung abgelegt. Danach wollte sie etwas Kreatives machen – und das tut sie jetzt auch. Vergangenen September hat die junge Mankerin ihre Lehrabschlussprüfung zur Friseurin mit Auszeichnung bestanden und stellt bei Wettbewerben laufend unter Beweis, dass sie zu den besten ihrer Zunft zählt. „Der Beruf war für mich immer schon präsent“, lässt die Hairstylistin wissen. Ihre Tante, Alex Glaser-Jurin, betreibt den Friseursalon Alex Haargenau in Mank, in dem Glaser seit jungen Jahren ein- und ausgeht. „Ich hab früher schon immer im Salon ausgeholfen und alle Leute vor Ort gekannt“, so die 23-Jährige, die dort auch ihre Lehre gemacht hat.
Mit Reife zur Lehre
Das duale Ausbildungssystem, das Lehrlinge in Österreich durchlaufen, lobt Glaser: „Die Verbindung von Schule und Praxis finde ich sehr gut.“ Dass sie zuerst das Gymnasium besucht hat und erst danach mit einer Lehre begonnen hat, bereut die Friseurin keineswegs: „Ich war nach der Matura schon älter und reifer. Ich wusste genau, was ich will und habe dann die Ausbildung viel ernster genommen.“ Praktika im Ausland, etwa in Deutschland und Tschechien, liegen hinter Glaser. Bei Landes- und Bundeswettbewerben und bei der Akademie Master Trophy wurden ihre Haarkreationen preisgekrönt. Auf die Frage, wie viele Auszeichnungen und Pokale sie schon gewonnen hat, hat Glaser zunächst keine Antwort parat. Da muss erst nachgezählt werden – es sind also einige. Für ihre Erfolge trainiert die junge Gesellin aber auch hart. Das bedeutet dann schon mal, nach einem langen Tag im Salon zuhause weiter an Haaren zu frisieren. „Aber wenn mir das nicht gefallen würde, dann hätte ich die Motivation dazu nicht“, so die sympathische Mankerin. Bei Bewerben könne sie Neues ausprobieren, Dinge, die man im Berufsalltag normalerweise nicht mache, erklärt sie. Was sie in Zukunft noch erreichen möchte? „Ich möchte auf jeden Fall irgendwann die Meisterprüfung machen. Nicht weil ich unbedingt einen eigenen Salon haben will, sondern einfach für mich“, lässt sie wissen. „Meine Arbeit ist vielfältig und kreativ. Es ist schön, Kunden glücklich machen zu dürfen“, ist Glaser mit ihrer Berufswahl zufrieden. Am liebsten schneidet sie übrigens Herrenhaar – „das liegt mir einfach“ – Dauerwellen mache sie dafür weniger gerne, erzählt Glaser, die einen ungewöhnlichen Ausbildungsweg aber den für sie genau richtigen gegangen ist, verschmitzt lächelnd.
Die Besten in Münichreith
Dieser führte sie vergangene Woche auch zur Ehrung der bezirksbesten Lehrlinge nach Münichreith. Dort versammelten sich – geladen von der Wirtschaftskammer Melk – Lehrlinge beziehungsweise Gesellen, die sich durch besondere Leistungen, 42 waren es an der Zahl, hervorgetan haben. Der Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer, Franz Eckl, und Bezirksstellenleiter Andreas Nunzer zeigten sich begeistert von den Erfolgen der jungen Frauen und Männer und betonten einemal mehr den hohen Stellenwert der Lehrlingsausbildung für die Wirtschaft.
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