Revitalisierung: Tirolerin nimmt Wachauer Hammerschmiede wieder in Betrieb
AGGSBACH DORF. Zuletzt stand sie leer, nun kehrt wieder neues Leben ein: die Hammerschmiede Pehn in Aggsbach Dorf wird derzeit revitalisiert. In wenigen Wochen nimmt die Tiroler Schmiedin Christine Wild dort den Betrieb auf. Interessierte können der Metallkünstlerin bei der Arbeit über die Schulter schauen, auch Führungen und Kurse sind geplant
Seit dem 16. Jahrhundert gibt es die Hammerschmiede Pehn in Aggsbach Dorf. Das Industriedenkmal war einst der benachbarten Kartause zinspflichtig und befindet sich nun seit 180 Jahren in Familienbesitz. Der letzte Hammerschmied war Josef Pehn, der das Werk bis 1956 betrieb. Nun möchte sein Enkel Alois Kastenberger der Schmiede wieder neues Leben einhauchen. „Solch ein Erbe bedeutet auch eine Verantwortung“, erklärt Kastenberger, der in der Schmiede auf die Welt kam und bis in seine 20er Jahre auch dort gelebt hat. Sein Ziel ist es, dass die Schmiede nun wieder „für etliche Jahrzehnte“ läuft“ und die Handwerkskunst weitergetragen wird.
Schmiede wird in Originalzustand zurückversetzt
Eine „ordentliche sechsstellige Summe“ investiert der pensionierte AHS-Lehrer in die Revitalisierung des Objekts. Die Schmiede wird aktuell in ihren Originalzustand zurückversetzt und soll bald wieder voll funktionsfähig sein. Finanzielle Unterstützung erhält Kastenberger, der in Baden lebt, vom Bundesdenkmalamt und der Kulturabteilung des Landes NÖ. Der Eigentümer will jedoch keinen Museumsbetrieb schaffen. Dem 75-Jährigen ist es wichtig, dass in der Schmiede wirklich gearbeitet wird.
Sprung in die Selbstständigkeit
Für den Betrieb der Schmiede konnte Kastenberger die Tirolerin Christine Wild gewinnen. Die 41-jährige Handwerkerin aus Kramsach im Bezirk Kufstein hat ihre Kunstschmiede-Ausbildung an der HTL Steyr absolviert und in der oberösterreichischen Industriestadt bereits Berufserfahrung gesammelt. In der Wachau will sie nun den Sprung in die Selbstständigkeit wagen und wird auch direkt vor Ort in der Hammerschmiede leben.
Metallkunst aus der Wachau
In Aggsbach will die Künstlerin nach eigenen Angaben Kleinskulpturen und Gebrauchsgegenstände herstellen. Erste kleinere Werke hat sie dort bereits in Handarbeit produziert. Für größere Werke wird auch bald der massive Hammer in Betrieb gehen, welcher der Schmiede auch seinen Namen gibt. „Ich wollte immer ein Handwerk lernen. Die Schmiedin war einfach in mir drin“, sagt die 41-Jährige über ihre Berufswahl. Zuschauer willkommen Ein großes Anliegen ist es der Künstlerin, dass Schmiedehandwerk auch nach außen deutlich sichtbar zu machen. Daher können ihr Interessierte gerne spontan bei der Arbeit über die Schulter schauen. Sie selbst präsentiert ihre Kunstwerke – darunter beispielsweise Katzenskulpturen und ein Glockenstuhl – regelmäßig bei diversen Ausstellungen. „Es gibt viel mehr Schmiede, als man denkt“, sagt Wild über ihren Berufsstand.
Einzigartig in Region
Die Hammerschmiede soll laut Alois Kastenberger nach ihrer Fertigstellung ein Zentrum für historisches, aber auch modernes Schmiedehandwerk werden. Im niederösterreichischen Zentralraum sei die Aggsbacher Schmiede einzigartig. „Sie steht durchaus in einer Reihe mit den Schmiedezentren in der Gegend um Ybbsitz“, betont der Besitzer. Sie wird übrigens mit Wasserkraft betrieben. Die Wasserversorgung erfolgt durch einen großen Schwellteich, der vom nahen Wolfsteinbach gespeist wird. Fachliche Unterstützung bei der Revitalisierung erhalten Kastenberger und Wild von Sepp Eybl, der in Ybbsitz selbst ein Hammerwerk betreibt. Christine Wild hatte bei dem Mostviertler Metallkünstler einst selbst einmal ein Praktikum absolviert.
Eröffnung am 3. September
Aktuell sind in der Hammerschmiede noch diverse Handwerker zugange. Die offizielle Eröffnung findet am Samstag, 3. September, ab 14 Uhr statt. Künftig soll es in der Hammerschmiede auch diverse Veranstaltungen wie Führungen, Schauschmieden und Kurse geben. Entsprechende Termine werden zeitgerecht auf der Website bekannt gegeben.
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