Unternehmen in OÖ: Blick in Zukunft getrübt, aber auch große Zuversicht
OÖ. Wie ist das aktuelle Stimmungsbild der oö. Unternehmer? Das wollte der Wirtschaftsbund OÖ wissen. Laut beauftragter IMAS-Studie überwiegen Sorge und Skepsis, die Unternehmer seien aber auch überdurchschnittlich zuversichtlich. Die größten Hemmnisse sind Kosten und Finanzierung sowie der Fachkräftemangel. Der Wirtschaftsbund setzt anhand der Ergebnisse Schwerpunkte in seiner Arbeit.
Waren die Zahlen zum Wirtschaftswachstum mit 4,7 Prozent (WIFO) bzw. 4,8 Prozent (IHS) 2022 noch erfreulich, sieht der Ausblick für 2023 anders aus. Ökonomen rechnen für das Jahr 2023 mit einer Stagnation – die Wirtschaftsleistung in Österreich werde laut Einschätzung des WIFO nur um 0,3 Prozent wachsen, IHS rechnet mit einem BIP-Zuwachs von 0,4 Prozent. „Es wird ein schwieriges Jahr, auf das wir uns einstellen müssen“, so Wirtschaftsbund-Landesobfrau Doris Hummer.
Gerade für OÖ als Industrie- und Exportbundesland sei die Entwicklung schwierig: „Stagnation ist gefährlich für unseren Standort“, so Hummer. Die Industrie werde im kommenden Jahr sogar um zwei Prozent schrumpfen, Österreichs wichtigste Handelspartner wie Deutschland würden magere Wachstumsaussichten aufweisen, „dazu kommt – für Oberösterreich besorgniserregend, aber korrigierbar – die Zurückhaltung bei Investitionen von Betrieben und weniger Bau im privaten Bereich“.
Studie zeigt getrübte Stimmung, aber auch Zuversicht
„Bei den oö. Unternehmen überwiegen mit 21 Prozent Sorge und mit 32 Prozent Skepsis beim Blick auf die kommenden zwölf Monate“, so Paul Eiselsberg, Senior Research Director IMAS International. 53 Prozent der Wirtschaftstreibenden rechnen mit einer Verschlechterung des wirtschaftlichen Status Quo in Oberösterreich.
Die größten Hemmnisse laut der Studie: Kosten und Finanzierung sowie Fachkräftemangel. Dazu kommen Lieferschwierigkeiten, Rohstoffmangel und Bürokratie.
Trotz der getrübten Stimmung blicken 76 Prozent der Unternehmer sehr bzw. eher mit Zuversicht auf die Zukunft. „Das ist die frohe Botschaft: Die Unternehmen haben Standortvertrauen und sehen Problemlösungskompetenzen der Wirtschaftspolitik und im eigenen Unternehmen. Es hat aber auch uns überrascht, dass das so klar ist. Es liegt in der DNA der Unternehmen, grundpositiv zu sein“, freut sich Hummer. Die Zuversicht sei etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung, „es wurde viel Krisenresilienz aufgebaut.“
Mit Maßnahmen entgegenwirken
Durchgeführt wurde die Umfrage, bevor der Energiekostenzuschuss 2 für 2023 geschaffen wurde, für Hummer ein Erfolg, der den Unternehmen Planbarkeit biete. Gefordert sei aber auch das Land OÖ: So tritt der Wirtschaftsbund dafür ein, dass es ähnlich dem Salzburger Modell Gratis-Stromtage für Gewerbetarifkunden geben soll. Gespräche und Berechnungen dazu würden laufen.
Um dem Arbeitskräftemangel – laut Hummer ein strukturelles Problem - entgegenzuwirken, gibt es aus Oberösterreich den Vorschlag Richtung Bund, Mehrleistung und Vollzeitarbeit zu belohnen, mit steuerlicher Entlastung von Überstunden. „Wir wollen Teilzeit nicht schlechter stellen, sondern Anreize schaffen, mehr Stunden zu machen, das aktuelle System weiterdenken“, so Hummer.
Bei älteren Arbeitnehmern soll es keine Pensionsversicherungsbeiträge mehr in der Pension sowie einen Pensionistenfreibetrag für Arbeit neben der Pension geben. Erfreut zeigt sich Hummer über die Reform der Rot-Weiß-Rot-Card. Gefordert wird im nächsten Schritt nun, diese auch volljährigen Lehrlingen, die in OÖ eine Ausbildung in Mangelberufen machen möchten, zu ermöglichen.
Sollte es zudem nötig sein, solle es wieder eine Investitionsprämie geben, „wenn sich die Konjunktur 2023 nicht beschleunigt“, so Hummer. „Wir haben gesehen: Instrumente zur richtigen Zeit können deutliche Effekte haben.“
Im Bereich der privaten Bauherren fordert der Wirtschaftsbund, eine mögliche Umsetzung des „Luxemburger Modells“ durchzurechnen. Dabei kann die Umsatzsteuer rückvergütet werden, das Bauen würde um 20 Prozent günstiger.
Wirtschaftsbund: 226 neue Mitglieder 2022
Der Wirtschaftsbund OÖ habe im Jahr 2022 336 neue Mitglieder gewonnen, so Landesgeschäftsführer Wolfgang Greil. „Wir sehen uns als Impulsgeber mit dem Auftrag, die Rahmenbedingungen für die einzelnen Unternehmen zu verbessern“. Gestartet werde 2023 eine neue Kampagne „Zukunft der Arbeit“, bei der man besonders Jugendliche ansprechen wolle. Ziel sei es, das Bewusstsein zu stärken, dass Arbeit attraktiv sei und man damit Wohlstand im Land und für sich selbst schaffe.
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