Metaller haben sich geeinigt: Im Schnitt um 8,6 Prozent mehr (Update 13 Uhr)
Ö/OÖ. Im Schnitt plus 8,6 Prozent: Die Metaller haben sich in der achten Kollektivvertrags-Verhandlungsrunde nun doch geeinigt. Erstmals gibt es einen Zweijahresabschluss.
Beschäftigten mit Einkommen unter 4.200 Euro brutto bekommen zehn Prozent mehr Lohn, darüber gibt es maximal 400 Euro pro Monat mehr. Das bedeutet laut Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI) im Durchschnitt aller Beschäftigungsgruppen in der Metalltechnischen Industrie ein Plus von 8,6 Prozent.
Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne und Mindestgrundgehälter werden um 8,5 Prozent erhöht, damit liegt der neue Mindestlohn bzw. das Mindestgrundgehalt nun bei 2.426,23 Euro. Die Zulagen und Aufwandsentschädigungen steigen ebenso um 8,5 Prozent. Für Lehrlinge wurde im Vorjahr eine Erhöhung in Etappen bis 2024 beschlossen. Aufgrund der Inflation wird nun die vorgesehene Prozenterhöhung für das 2., 3. und 4. Lehrjahr auf 8,5 Prozent erhöht. Im ersten Lehrjahr steigt das Einkommen wie vorgesehen von 900 auf 1.000 Euro.
Auch Abschluss für 2024
Erstmals wurde ein Zweijahresabschluss vereinbart. Mit 1. November 2024 werden alle Löhne und Gehälter um ein Prozent über der künftigen rollierenden Inflationsrate angehoben. Zusätzlich soll es eine betriebliche Wettbewerbssicherungs-Klausel geben, eine Härtefallregelung für Betriebe geben, die wirtschaftlich in einer besonders schwierigen Lage sind. Der Einsatz der Regelung muss begründet und von den Gewerkschaften sowie vom FMTI bestätigt werden.
Die Grundsatzeinigung gilt vorbehaltlich der konkreten Ausgestaltung der neuen Wettbewerbssicherungs-Klausel, die Anfang nächster Woche erfolgen wird.
„Die Einigung bringt kräftige und vor allem dauerhafte Erhöhungen. Es war uns von Anfang an wichtig, dass gerade niedrige und mittlere Einkommensgruppen die Teuerung nachhaltig ausgeglichen bekommen. So die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) sieht eine faire und innovative Einigung. „Mit dem erstmaligen Abschluss über zwei Jahre schaffen wir Planungssicherheit für die Unternehmen.“
Forderungen an Politik
Knill weiter: „Der Spielraum war durch die Rezession und die außergewöhnlich hohe Inflation sehr eingeschränkt. Die Bundesregierung hat noch dazu mit unvernünftig hohen Abschlüssen – im öffentlichen Dienst und bei den Pensionen - der im internationalen Wettbewerb stehenden Industrie die Unterstützung versagt. Die Bundesregierung ist nun aufgerufen, rasch Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes umzusetzen. Wir erwarten uns konkret eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten und eine stärkere Inflationsbekämpfung, denn nur so ist dieser Abschluss für die Branche auf Sicht zu finanzieren.“
Auch in Oberösterreich ist man froh, dass es zu einem Abschluss gekommen ist. Aber, so Wirtschaftskammer OÖ Vizepräsident Clemens Malina-Altzinger: „Im Vergleich zu Deutschland und Europa ist das Verhandlungsergebnis eine weitere, massive Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit.“ Der Abschluss bedeute Kostensteigerungen, die so ohne Weiteres nicht zu verkraften sein würden, sieht er die Gefährdung von Arbeitsplätzen. Auch Malina-Altzinger fordert von der Politik Maßnahmen.
Update: Auch IV OÖ-Präsident Stefan Pierer sieht politische Maßnahmen notwendig: Der Metaller-KV-Abschluss bringe mehr Flexibilität und Planungssicherheit, bedeute aber einen „enormen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit für die Betriebe und macht Lohnnebenkostensenkung dringend erforderlich. Jetzt muss die Bundesregierung als Hauptprofiteur jeder Lohnrunde im Gegenzug eine kräftige Lohnnebenkostensenkung wie auch eine Entlastung bei den Energiekosten umsetzen, um die Betriebe, die von massiven Kostensteigerungen betroffen sind, etwas zu unterstützen.“
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