Wohnen: Fast Stillstand im Eigentums-Markt, aber „Licht am Ende des Tunnels“
OÖ/LINZ. Der Trend beim Wohnen geht hin zur größeren, familiengerechten Wohnung, weg vom Eigentum, hin zur Miete. Ein Einbruch beim Eigentum-Markt führte dazu, dass laut Prognose in Oberösterreich im Jahr 2024 um ein Drittel weniger Wohnungen als 2023 fertiggestellt werden. Aber die Nachfrage steige wieder, zeigt sich Bauträger-Sprecher Mario Zoidl optimistisch.

Die Studie „Wohnprojekte in Oberösterreich“ von Exploreal im Auftrag der Wirtschaftskammer gibt einen umfassenden Überblick zur aktuellen Marktlage bei Wohnbauprojekten. Über 600 Projekte mit rund 13.400 Wohneinheiten in Oberösterreich wurden ausgewertet.
Kaum Veränderungen im Vergleich zur letzten Studie zeigen sich im Bundesland-Durchschnitt. Bei den Wohneinheiten werden aktuell im Schnitt 21 statt 22 errichtet, die Wohnnutzfläche beträgt im Schnitt 76,7 Quadratmeter, nach zuletzt 75,2 Quadratmeter.
Trend hin zu größeren Wohnungen
Deutlichere Veränderungen sind in der Landeshauptstadt zu erkennen: In Linz wird wieder größer gebaut, mit mehr Zimmern und größeren Wohnflächen, dafür wird die Zahl der Wohneinheiten bei den Projekten niedriger. „Die Nachfrage nach größeren, familiengerechten Wohnungen ist gestiegen, weil Einfamilienhäuser weniger leistbar wurden“, so Mario Zoidl, Obmann der Fachgruppe OÖ der Immobilien- und Vermögenstreuhänder am Mittwoch vor Presse in Linz.
Fast die Waage halten sich die gewerblichen und gemeinnützigen Bauträger beim Bau von Neubauwohnungen. Die gewerblichen Bauträger bauen dabei verstärkt Eigentumswohnungen, die Gemeinnützigen forcieren Mietwohnungen, erläutert Robert Oberleitner, Obmann der oö. Landesgruppe der gemeinnützigen Bauvereinigungen.
Nachfrage bei Eigentum gesunken
Aufgrund der Baukosten, gestiegenen Zinsen und hohen Energiepreisen sinke die Nachfrage an Eigentumswohnungen. Währenddessen steige das Interesse an Miet- und Mietkaufwohnungen. „Der gemeinnützige Mietwohnungsbau ist hingegen von Kontinuität gekennzeichnet“, so Oberleitner, der auch auf den Fünf-Punkte-Plan mit dem Land OÖ verweist, wodurch im vergangenen Jahr 2.300 Wohnungen zugesichert werden konnten. Bei diesen Wohnungen gehe es jetzt in die Produktion.
Wohnungsknappheit droht
„Wir sehen 2024 einen Einbruch bei den Fertigstellungen gegenüber 2023 um rund ein Drittel“, so Matthias Grosse, Geschäftsführer von Exploral. 4700 Wohnungen wurden im Jahr 2023 in OÖ fertiggestellt, nur rund 3.300 fertig gestellte Wohneinheiten werden für 2024 prognostiziert.
Die Situation werde in den kommenden Jahren daher schwierig, glaubt Gerald Hommer, stellvertretender Obmann der Fachgruppe Oberösterreich der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. „Dem oberösterreichischen Markt steht eine Wohnungsknappheit bevor, die sich speziell in den Ballungsräumen sehr stark zeigen wird.“ Und: „Selbst bei prognostiziertem, geringerem Haushaltszuwachs wird die Nachfrage kaum gedeckt werden können“, bezieht er sich auf die Haushaltsprognose der Statistik Austria.
„Licht am Ende des Tunnels“
In Oberösterreich sind die Eigentumspreise um 4,5 Prozent auf 4.620 Euro pro Quadratmeter gestiegen (letztes Quartal 2023). Der Preisanstieg liege aber noch unter dem Österreich-Schnitt, weiß Alexander Bosak von Exploreal.
Ist der Immobilienmarkt im Neubau-Eigentum fast zum Stillstand gekommen, wird für 2025 erwartet, dass er wieder anspringt. „Wir sehen ein Licht am Ende des Tunnels. Bei den Baukosten gibt es mittlerweile eine Seitwärtsbewegung, genau wie bei den Immobilienpreisen. Hohe Lohnabschlüsse tragen zur Leistbarkeit von Eigentum bei.“ Man sehe auch jetzt schon, dass gewerbliche Bauträger Projekte vermehrt aus den Schubladen holen.
Kritik üben Zoidl und Hommer an der Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung (KIM) - diese sei zum ungünstigsten Zeitpunkt gekommen, sie sollte abgeändert, wenn nicht gar ausgesetzt werden.
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