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IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt in Interview: Ist Oberösterreich digital fit?

Tips Logo Marlis Schlatte, 01.10.2024 16:14

OÖ/LINZ. Die neue Linzer Digitaluni IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) startet nun im Herbst mit zwei Doktoratsstudien. Mit Tips sprach Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt über Digitalisierung in Oberösterreich.

Im April 2023 wurde Stefanie Lindstaedt als Gründungsrektorin der IT:U bestätigt. Sie leitet und vertritt die Universität nach außen. (Foto: Antje Wolm)
Im April 2023 wurde Stefanie Lindstaedt als Gründungsrektorin der IT:U bestätigt. Sie leitet und vertritt die Universität nach außen. (Foto: Antje Wolm)

Tips: Welchen Einfluss wird die Digitaluni auf das Thema Digitalisierung und Forschung in Linz und in Oberösterreich nehmen?

Lindstaedt: Die größte Herausforderung für die Digitalisierung ist nicht die Technologie, sondern das Umdenken wie Probleme grundsätzlich anders gelöst werden können. Davon sind auch Bereiche betroffen, zu denen es bislang noch keine Berührungspunkte gibt. Um all diese neuen Aufgaben professionell bewältigen zu können, braucht es „digitale Transformer“ in unterschiedlichsten Disziplinen. Davon gibt es aber derzeit noch zu wenige. Nicht zuletzt deshalb ist die IT:U so wichtig für die weitere Entwicklung im Bereich der Digitalisierung. In der Forschung werden wir alle Disziplinen eng mit den digitalen Technologien verbinden und damit die Forschung und Innovationen vorantreiben. Unsere Studierenden arbeiten mit digitalen Werkzeugen, um wichtige gesellschaftliche Fragestellungen zu lösen.

Tips: Welche Disziplinen und Forschungsfelder werden an der IT:U zusammenfließen?

Lindstaedt: Mit Beginn des Herbstsemesters 2024 forschen die elf neu berufenen Gründungsprofessor:innen der IT:U an der Schnittstelle zwischen digitaler Spitzentechnologie und den Geistes- und Naturwissenschaften. Die Forschungsfelder reichen von Neurowissenschaften bis Human Computing Interaction, von Natural Language Processing bis Geosocial Artificial Intelligence. Ihre Forschung befasst sich unter anderem mit Fragen, wie Graph- und Spieltheorie zum Verständnis soziologischer Prozesse beitragen, wie Datenwissenschaften medizinische Forschung beschleunigen und wie KI in der Hochschullehre sinnvoll eingesetzt werden kann.

Einen Schwerpunkt bildet das Thema „Mensch-KI Interaktion“. Hier geht es um die Erforschung einer möglichst natürlichen Interaktion des Menschen mit Anwendungen der Künstlichen Intelligenz, die sowohl menschliche Faktoren wie Vertrauen und Wahrnehmung berücksichtigt als auch Feedback an die KI ermöglicht.

Tips: Nun starten die ersten Doktoratsstudien der IT:U. Welche Inhalte werden hier geboten?

Lindstaedt: Wir starten im Herbst bereits mit zwei Doktoratsstudien und das ein Jahr nach unserer Gründung. Mit unserem Doktoratsstudium ‚Digital Transformation in Learning‘ wollen wir die Lehre an Hochschulen revolutionieren, indem wir die riesigen Potenziale von KI und Digitalisierung zusammen mit innovativen Lehrformen gezielt für aktives Lernen in Projekten, höhere Individualisierung und bessere Skalierbarkeit in der Lehre nutzen. Das Studienprogramm wurde gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz konzipiert.

Das Doktoratsstudium ‚Computational X‘ ist unser zweites Studienprogramm. Es fördert interdisziplinäre Forschung, die die Annäherung von Naturwissenschaften wie Biologie, Sozial- und Geisteswissenschaften mit den Computerwissenschaften ermöglicht. Die Doktorand:innen werden ein umfassendes Spektrum an computergestützten Fähigkeiten und Methoden erwerben, das von Datenwissenschaft über Methoden der Künstlichen Intelligenz bis hin zu Robotik reicht, sowie einen soliden Kern an Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts – wie Kommunikation, Projektmanagement, etc ...

Tips: Wie schätzen Sie die künftige Rolle der KI in der Gesellschaft ein?

Lindstaedt: Es wird dabei um Technologien gehen, die in der Lage sind, datengetrieben Entscheidungen zu treffen. Beispiele wären: KI dreht Videos, KI generiert Welten, KI wird sensibel, uvm. Wir müssen KI-Werkzeuge in unsere Arbeitswelt in einem angemessenen Ausmaß integrieren, wir können uns nicht von ihnen abwenden – es wäre Rückschritt statt Fortschritt. Die Kompetenz, die Digitalisierung selbst zu gestalten, ist einer der Erfolgsfaktoren unserer Zeit. Die leistungsstärksten Technologien greifen zu kurz, wenn sie nicht optimal genützt und eingesetzt werden.

Tips: Ist Oberösterreich digital fit? Wo gibt es Nachholbedarf?

Lindstaedt: Oberösterreich ist auf einem guten Weg, aber um konkurrenzfähig zu bleiben und eine echte digitale Vorreiterrolle in Europa einzunehmen, muss vor allem in den Bereichen Bildung, Infrastruktur und Innovationsförderung nachgebessert werden: Die Integration digitaler Technologien in Schulen und Hochschulen nimmt zwar zu, aber es fehlt oft an einer kohärenten Strategie, um Lehrkräfte und Studierende auf die Anforderungen der digitalen Zukunft vorzubereiten. Digitale Kompetenzen müssen stärker im Lehrplan verankert werden. Ein moderner Bildungsplan muss sowohl technisches Wissen als auch digitale Ethik und Problemlösungskompetenzen vermitteln.

Auch die öffentliche Verwaltung muss vollständig digitalisiert werden, um Prozesse effizienter zu gestalten und den Bürger:innen einen leichteren Zugang zu bieten. Darüber hinaus wird die digitale Gesundheitsversorgung in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Nur durch eine konzertierte Anstrengung kann das Bundesland die Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen.


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