Oberösterreich führt Grundregelkurse für Asylwerber auch in Landes-Einrichtung ein
OÖ/TRAUN/LINZ. Seit dem Vorjahr gibt es für in Bundesquartieren untergebrachte Asylwerber Grundregelkurse zur ersten Orientierung in Österreich. Oberösterreich führt nun als erstes Bundesland solche verpflichtenden Kurse auch für Asylwerber in den Landes-Einrichtungen ein. Gestartet wurde damit bereits, in der Stadt Traun als Pilotregion.
Integrations-Landesrat Christian Dörfel (ÖVP) spricht am Mittwoch vor Presse von „Klarheit und Orientierung ab Tag eins“, die Asylwerber dadurch erhalten würden – unabhängig von der Bleibeperspektive.
Oberösterreich will mit den Grundregelkursen auch schon die Zeit des Asylverfahrens nutzen „und klar aufzeigen, was in unserem Land geht und was nicht.“ Rund zehn Monate dauert laut Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) im Schnitt heutzutage ein Asylverfahren in Österreich.
Aktuell leben rund 3.000 Asylwerbende in Oberösterreich, der Großteil in Landesquartieren. Tendenz sinkend. Gerade auch darum werde die Zeit mit vergleichsweise wenigen Asylwerbenden jetzt genutzt, um die neuen Kurse einzuführen und das System zu erproben.
Für grundlegendes Verständnis vom Leben in Österreich
Die Grundregelkurse in Oberösterreich wurden in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) gestartet, inhaltlich wird auch mit der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) zusammengearbeitet, dafür eine „OÖ-Edition“ mit landesspezifischen Inhalten entwickelt. Ziel: Asylwerbenden bei der ersten Orientierung im Asylquartier und in der näheren Umgebung Unterstützung zu geben und ein grundlegendes Verständnis für die kulturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich zu schaffen.
Die Kurse, abgehalten von dafür geschulten Trainern, umfassen fünf Module zu je 90 Minuten, geblockt auf zwei bis drei Tage, mit Dolmetsch-Unterstützung. Zielgruppe sind alle Personen in der Grundversorgung ab 14 Jahren. „Es wird in kleinen Gruppen diskutiert, die Themen werden gemeinsam besprochen“, erläutert Franz Wolf, Direktor des ÖIF, der davon ausgeht, dass auch andere Bundesländer dem Beispiel Oberösterreichs folgen werden, „weil es einfach Sinn macht.“
Die Kurse seien ein Angebot, aber verpflichtend, so Dörfel.
Gleichberechtigung, Trennung Kirche und Staat, Verhalten im öffentlichen Raum
Inhaltlich gehe es um „elementare Dinge“ wie Gleichberechtigung, Trennung von Kirche und Staat, aber auch etwa um das Verhalten im öffentlichen Raum und die Rolle der Polizei in Österreich. „Es geht auch um Umgangsformen und Verhalten gegenüber anderen Personen. Viele wissen vielleicht nicht, dass es hier üblich ist, sich die Hand zu geben, sich in die Augen zu schauen. Wir klären auch auf, dass man in Österreich der Polizei vertrauen kann“, ergänzt Sandra Ivkic, Leiterin Integrationsmaßnahmen beim ÖIF.
Dörfel: „Die Leute müssen einfach wissen, wie Österreich tickt, etwa dass man bei einer roten Ampel nicht über die Straße geht, dass Kinder nicht auf der Straße spielen können, weil es viel mehr Verkehr gibt“, nennt er weitere Beispiele.
Pilotphase in Stadt Traun gestartet
Mit Ende April wurde die Schulung der ersten Trainer abgeschlossen, die ersten Kurse fanden bereits Anfang Mai in Traun statt. Weitere Kurse sind zu Beginn im Raum Marchtrenk und Sierning geplant.
Nach einer Zwischenbilanz sollen die Kurse laut Dörfel bis zum Jahresende auf ganz Oberösterreich ausgerollt werden.
Koll: „Für gutes Zusammenleben“
Trauns Bürgermeister Karl-Heinz Koll (ÖVP), sieht im Grunde eine Präventionsmaßnahme für ein gutes Zusammenleben mit der Bevölkerung, um Missverständnisse zu vermeiden und für bessere und schnellere Integration.
Traun hat einen hohen Anteil von Einwohnern mit Migrationshintergrund. „Wenn die Grundwerte nicht verinnerlicht sind, gibt es Probleme, das bemerken wir“, erzählt er etwa von einem Fall, bei dem Kinder auf der Straße Fußball gespielt hatten und mit dem Ball gegen Autos geschossen hätten, was natürlich für Ärger bei den Anrainern gesorgt habe. „Die Grundregelkurse können eine Starthilfe sein“, ist er überzeugt und freut sich, dass die Stadt Traun als Pilotregion fungiert.
Die neuen Kurse sind für alle Personen in der Grundversorgung gedacht, aufbauende Deutsch- und Wertekurse greifen dann, sobald der Asylstatus zuerkannt ist.
Entwicklung Asylanträge rückläufig
Aktuell sind die Asylzahlen europaweit stark rückläufig. Mit Stand Mai sind 3.161 Asylwerbende in den 196 Quartieren in Oberösterreich untergebracht, um über 1.000 weniger als zum Vorjahreszeitpunkt (exklusive Ukraine-Vertriebene). Stärkste Nation ist weiterhin Syrien (1.287), gefolgt von der Türkei (606) und Afghanistan (323).
Die Grüne Integrationssprecherin Ines Vukajlović kritisiert in einer Aussendung: „Während Oberösterreich Grundwertkurse aufbläht, kürzt der Bund alleine bei den Deutschkursen um 40 Millionen Euro. Alles in allem ist dieses Kürzen und Verschärfen weder gut für die Betroffenen noch zielführend für Österreich und Oberösterreich.“
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