Land OÖ prüft rechtliche Schritte gegen 13 neu geplante Reaktoren in Tschechien
OÖ/LINZ/TSCHECHIEN. Die Pläne der tschechischen Regierung zum Ausbau der Atomkraft sorgen in Oberösterreich für Kritik. Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) warnt vor einer „Atom-Großoffensive“ mit 13 neuen Reaktoren, die auch die Sicherheit in Oberösterreich bedrohen würden.
Atomkraft sei kein Klimaretter und bedrohe die Sicherheit Oberösterreichs, so kommentiert Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne) den geplanten Bau 13 neuer Reaktoren in Tschechien. Das Land Oberösterreich prüft mittlerweile rechtliche Schritte.
„Risiko für unsere Heimat“
„Die Energiezukunft liegt in Wind, Sonne, Wasser, Speichertechnologien – nicht im Rückgriff auf eine Hochrisikotechnologie der Vergangenheit und doch will Tschechien Milliarden in eine Technologie von gestern vergraben – mit allen Risiken für unsere Heimat“, erklärt Landesrat Kaineder. Besonders problematisch seien die Standorte Temelín und Dukovany, die „nur wenige Kilometer von unserer Grenze entfernt“ liegen. „Jeder Reaktor dort ist ein permanentes Risiko für die Menschen in Oberösterreich“, so Kaineder.
13 neue Reaktoren geplant
Laut dem in der vergangenen Woche vorgestellten Entwurf für die künftige Raumentwicklungspolitik will die tschechische Regierung nicht nur die bestehenden Atomkraftwerke Temelín und Dukovany ausbauen. Der Plan sieht auch neue Reaktoren an insgesamt 13 Standorten vor. Vorgesehen sind sogenannte Small Modular Reactors (SMR), die auf den Arealen heutiger Kohlekraftwerke, Raffinerien und Chemieanlagen errichtet werden sollen.
„Milliardengrab statt Klimaretter“
Für Kaineder ist das ein Irrweg: „Atomkraft ist kein Klimaretter, sondern ein Milliardengrab. Der Bau neuer Reaktoren dauert Jahrzehnte, verschlingt Unsummen an Steuergeld und hinterlässt gefährlichen Müll für Hunderttausende Jahre. Das ist der Ausverkauf unserer Zukunft.“ Wer heute in Atomkraft investiere, „zementiert geopolitische Abhängigkeiten ein – anstatt in eine demokratische, erneuerbare Zukunft zu investieren“.
Kritik an SMR-Pilotprojekt in Temelín
Besonders kritisch sieht Kaineder die Pläne für einen ersten SMR in unmittelbarer Nähe des AKW Temelín. „SMRs sind keine harmlosen Mini-Reaktoren. Trotz kompakter Bauweise handelt es sich um Hochrisikoanlagen mit denselben Grundproblemen wie bei bestehenden AKW. Der geplante SMR in Temelín ist kein sicherer Fortschritt, sondern ein hochriskantes Experiment.“
Land OÖ prüft rechtliche Schritte
Das Land Oberösterreich prüft aktuell die rechtlichen Aspekte des SMR-Baus am Standort Temelín, mit besonderem Fokus auf die Sicherheitsrisiken. Im Herbst soll außerdem die Nuclear Energy Conference in Linz stattfinden, die sich mit den tschechischen Plänen auseinandersetzen und die Bevölkerung informieren wird.
Reaktoren im Überblick
Rund um Oberösterreich befinden sich neben dem tschechischen Kernkraftwerk in Temelín, das sich rund 97 Kilometer Luftlinie von Linz befindet und dem Kraftwerk in Dukovany auch noch weitere Anlagen, die für Oberösterreich relevant sind, unter anderem in Bayern.
Das Kernkraftwerk Isar bei Landshut befindet sich rund 151 Kilometer von Linz entfernt. Auch der Standort des Kraftwerks Gundremmingen an der Donau, das in etwa 288 Kilometern Entfernung liegt, ist für Oberösterreich von Bedeutung.
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