Walter Edtbauer übergibt nach vier Jahrzehnten Lebenshilfe-Leitung
GREIN. Nach 40 Jahren als Leiter der Lebenshilfe Grein verabschiedet sich mit Anfang November Walter Edtbauer in seinen wohlverdienten Ruhestand. In den letzten vier Jahrzehnten ist es ihm gelungen, Inklusion in den Bezirk Perg zu bringen und zu leben.
Inklusion statt Integration – das war nicht immer einfach zu leben. Gerade zu Beginn gab es einige Stolpersteine. Doch von Sätzen wie „So was brauch ma bei uns ned“ oder „Bei uns gibt‘s ja gar keine beeinträchtigten Menschen“ ließ sich Edtbauer nicht entmutigen: „Mein Ziel war stets, dass jeder Beeinträchtigte einen Platz im Bezirk Perg hat.“ Und so wurde 1981 in einem kurz davor geschlossenen Greiner Kaffeehaus die erste Lebenshilfe-Werkstätte im Bezirk Perg in Betrieb genommen. „Ein Kaffeehaus ist etwas Lebendiges und Offenes für jeden und gerade diese Metapher fand ich auch für die Lebenshilfe sehr gut“, wie Edtbauer bei seinem Abschiedsgespräch resümiert.
Blick in die Vergangenheit
1993 wurde die Lebenshilfe-Außengruppe geschaffen. „Seit fast 30 Jahren leisten die beeinträchtigten Menschen in Kooperation mit der Stadt Grein wichtige Beiträge bei der Grünraumpflege. Diese Außengruppe war ein Meilenstein und wir die Trendsetter – so ein Kooperationsmodell war damals europaweit einzigartig“, sagt Edtbauer.
2001 folgte der Aktivshop: „Ich wollte einen Kreislauf schaffen –Produkte erzeugen und verkaufen“, so Edtbauer zu seiner damaligen Idee. Er wollte in seinem Tun stets erreichen, dass die beeinträchtigten Menschen in ihrer Lebensführung nicht von der Gesellschaft behindert werden. „Hier sind wir am richtigen Weg. Sie werden akzeptiert und anerkannt – unter anderem auch durch unsere vielen Kunstprojekte.“ In den letzten 40 Jahren hat sich also vieles zum Besseren gewandelt. Doch weiterhin bleibt einiges zu tun: „Die beeinträchtigten Menschen werden teilweise immer noch behindert gemacht und das ist ein viel größeres Problem als das Behindert-Sein.“ Doch nicht nur beeinträchtigte Menschen, auch ältere Personen werden oft in die Unselbstständigkeit manöv- riert. Stichwort: Barrierefreiheit.
Auf Augenhöhe
Nach einer kurzen Einarbeitungsphase übernimmt der 33-jährige Thomas Wolfsegger nun die Leitung der Einrichtung. „Bei ihm kann ich mit ruhigem Gewissen in Pension gehen. Wir vertreten die- selben Werte“, sagt Edtbauer froh über seinen Nachfolger. Wolfsegger hat künftig die Verantwortung über 80 beeinträchtigte Menschen und 30 Mitarbeiter. „Ich möchte an die Arbeit von Edtbauer anknüpfen, Inklusion noch mehr leben und weiterhin tolle Projekte kreieren“, sagt Wolfsegger, der 13 Jahre im Diakoniewerk arbeitete und seine soziale Ader während seiner Zeit im Zivildienst entdeckte. So soll etwa integrative Beschäftigung in Firmen weiter forciert werden.
„Ich bin stolz auf die letzten vier Jahrzehnte. Wir haben hier in Grein Wertschätzung entwickelt und dass alle auf Augenhöhe leben können. Die beeinträchtigten Menschen kommen am Abend nach Hause und können von ihrem Tag berichten, das konnten sie vor 40 Jahren nicht“, sagt Edbauer und setzt fort: „Auch entwickeln sich durch die Lebenshilfe als Treffpunkt viele Freundschaften und auch die eine oder andere Partnerschaft. Das wäre früher nicht möglich gewesen. Freundschaften zwischen Pabneukirchnern und Mitterkirchnern schienen unmöglich zu sein, aber mit der Lebenshilfe als Mittelpunkt ist das schaffbar. Eine große Hilfe sind dabei auch die sozialen Netzwerke. Denn auch durch sie werden Gemeindegrenzen für nicht mobile Menschen aufgehoben.“ <
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