„Ich finde es schön, Kinder auf ihrem Lebensweg zu begleiten“
RECHBERG. Zum Tag der sozialen Arbeit, der jährlich am 15. März stattfindet, hat Tips mit Sozialpädagogin Isabella Wöckinger gesprochen. Die 28-Jährige arbeitet seit fünf Jahren im SOS-Kinderdorf Rechberg und begleitet Kinder und Jugendliche in einer Wohngruppe.
Tips: Wie ist der Alltag einer Sozialpädagogin?
Wöckinger: Grundsätzlich ähnelt unser Alltag dem einer normalen Großfamilie. Die Kinder leben 24/7 im SOS-Kinderdorf, haben ihr eigenes Zimmer, treffen Freunde, besuchen die Schule und gehen Freizeitaktivitäten nach. Als Sozialpädagogin sorge ich mit meinen Kollegen dafür, dass die Kinder im Alltag und schulischen Belangen unterstützt werden. Der Unterschied besteht darin, dass sie aus verschiedensten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können. Da ich in einer Rückführungsgruppe, in der acht Kinder leben, tätig bin, ist hier das oberste Ziel, dass die Kinder wieder zu ihren Eltern kommen.
Tips:Was hat sich während der Pandemie geändert?
Wöckinger: In Zeiten der Pandemie wurden wir als Team vor große Herausforderungen gestellt, da sich, wie für den Rest der Welt auch, das Leben grundlegend geändert hat. Durch das Homeschooling sowie die allgemeinen Einschränkungen des sozialen Lebens wurde uns die Arbeit erschwert. Die Besuche der Eltern wurden unter Einhaltung der Corona-Richtlinien aufrechterhalten.
Tips:Wie lässt sich dieser Beruf mit Familie und Freunden vereinbaren?
Wöckinger: Durch den Turnusdienst ist dies manchmal nicht ganz so einfach zu vereinbaren, jedoch nutze ich meine freien Tage, um diese mit Freunden und der Familie zu verbringen. Zudem sollte man sich vor dem Eintritt in den Turnusdienst im Klaren sein, dass es nicht immer möglich sein wird, immer und überall dabei sein zu können.
Tips:Was sind die schönen Momente bei der Begleitung junger Menschen?
Wöckinger: Es gibt sehr viele schöne Momente, die ich mit den Kindern und Jugendlichen jeden Tag erleben darf. Neben gemeinsamen Erlebnissen wie Gruppenurlauben, Ausflügen oder auch Firmungen bzw. Erstkommunionen sind wir als Sozialpädagogen dabei, wie sich die Kinder und Jugendlichen entwickeln. Dass dieses „Heranwachsen“ vor allem mit dem Hintergrund, gerade nicht bei den Eltern leben zu können, nicht immer einfach sein kann, spiegelt sich oftmals im Verhalten der Kinder wider. Somit sind wir als Team mit verschiedensten Thematiken, wie schulischen Problemen, traumatischen Erlebnissen oder Liebeskummer, konfrontiert und versuchen, die Kinder und Jugendlichen dabei so gut es geht zu unterstützen.
Tips:Was sind die besonderen Belastungen, die Kinder und Jugendliche durch die Pandemie verspüren?
Wöckinger: Meines Erachtens stellten die fehlenden sozialen Kontakte, das Homeschooling, wenig bis keine Freizeitaktivitäten oder auch eine Quarantäne große Belastungen dar. Primär jedoch war es aber der fehlende Kontakt zu Freunden außerhalb des SOS-Kinderdorfes, unter dem die jungen Menschen gelitten haben.
Tips:Was möchten Sie jungen Menschen mitgeben, die unter Belastungen leiden, aber bisher schweigen?
Wöckinger: Ich finde, dass durch alleiniges Reden und den Austausch miteinander bereits viele Probleme, meist sogar auf einfache Art und Weise, gelöst werden können. Wenn niemand von den Belastungen, Problemen oder Gedanken, welche sich im Kopf abspielen, Bescheid weiß, kann ihr/ihm auch nicht geholfen werden. Junge Menschen müssen dies nicht mit sich selbst vereinbaren und sollten keine Angst davor haben, sich jemandem zu öffnen oder anzuvertrauen.
Tips:Was raten Sie Eltern, die Probleme ihrer Kinder mitbekommen?
Wöckinger: Meiner Meinung nach ist es von großer Bedeutung, Probleme anzusprechen. Schweigen ändert nichts an der Situation, im Gegenteil: Kinder und Jugendliche fühlen sich vielleicht nicht wahrgenommen. Zudem ist es wichtig, ihnen zuzuhören, ihre Probleme ernst zu nehmen und zusammen eine Lösung zu finden. Die Kinder und Jugendlichen sollen wissen, dass sie immer für sie da sind und jederzeit auf ihre Unterstützung zählen können. Außerdem sollte man sich als Eltern bzw. Elternteil nicht davor scheuen, wenn nötig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Tips:Warum haben Sie sich für den Beruf der Sozialpädagogin entschieden?
Wöckinger: Weil ich finde, dass die Arbeit als Sozialpädagogin sehr vielseitig und abwechslungsreich ist und mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen enorm viel Spaß macht. Jeder Tag ist anders und oftmals weiß man nicht, was vor Dienstbeginn auf einen zukommt. Ich finde es schön, zusammen mit den Kindern den Alltag zu bestreiten, sie so gut es geht in ihrem Tun und Handeln zu unterstützen und sie einige Zeit auf ihrem Lebensweg begleiten zu können.
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