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SCHWERTBERG. Auch mit 91 Jahren hält Anna Hackl noch Vorträge an Schulen und berichtet unermüdlich von den Ereignissen rund um die „Mühlviertler Hasenjagd“.

Die rüstige Schwertbergerin ist Vorbild für viele Menschen. (Foto: Riegler-Aspelmayr)
photo_library Die rüstige Schwertbergerin ist Vorbild für viele Menschen. (Foto: Riegler-Aspelmayr)

Fast 14 Jahre war Anna Hackl (geborene Langthaler) alt, als am 2. Februar 1945 die Sirenen im Unteren Mühlviertel heulten. „Schwerverbrecher“ seien aus dem KZ Mauthausen entflohen, hatte es geheißen. Die SS rief zur „Hasenjagd“ auf die Geflüchteten auf. Ein trauriges und erschütterndes Kapitel der Geschichte wurde in den folgenden Tagen und Wochen geschrieben. Wie Tiere wurden die ausgehungerten Häftlinge gejagt und getötet. Nur wenige der 419 Entflohenen aus dem KZ-Todesblock 20 überlebten das Morden, zu dessen Mithilfe auch die Bevölkerung aufgerufen worden war.

„Ich sehe den Michail heute noch vor mir“

Einer davon war der russische Offizier Michail Rybtschinskij. Er hatte den Mut, beim Hof der Langthalers an die Tür zu klopfen. „Ich sehe ihn heute noch vor mir“, sagt Anna Hackl. „Geschunden und abgemagert stand er da und hat um Brot gefragt. Zur Mutter hat er gesagt, er sei ein Dolmetscher aus Linz.“ Diese habe aber sofort gewusst, dass er kein Dolmetscher, sondern einer der Entflohenen aus Mauthausen war, erzählt Hackl. Mutig habe ihre Mutter ihn hereingebeten und ihm Essen gegeben.

Später stellte sich heraus, dass sich auch ein zweiter russischer Häftling am Heuboden verbarg.

Drei Monate lang versteckte die Bauernfamilie unter Einsatz ihres eigenen Lebens die beiden Männer, die von Maria Langthaler wie eigene Söhne behandelt wurden, auf ihrem Hof. „Wir haben jeden Tag in Todesangst gelebt. Denn wir wären alle dran gewesen, hätte man die beiden bei uns gefunden“, erinnert sich die Schwertbergerin.

Für ihre Zivilcourage wurde Maria Langthaler mehrfach geehrt und nach Russland eingeladen. Anna Hackl tritt seit Jahrzehnten in die Fußstapfen ihrer mutigen Mutter und berichtet als Zeitzeugin unermüdlich von den schrecklichen Ereignissen im Februar 1945. Noch mit 91 Jahren besucht sie Schulen und hält dort Vorträge. „Solange mir der Herrgott Kraft dafür gibt, mache ich weiter“, sagt sie.

Noch mit eigenem Auto unterwegs zu Schulen

Zu den Schulbesuchen im Bezirk Perg fährt sie sogar noch selbst mit dem Auto. „Für alle Termine, die weiter weg sind, brauche ich jemanden, der mich hinbringt und abholt. Da traue ich mich im Straßenverkehr nicht mehr so ganz drüber“, sagt sie.

Im Schuljahr 2018/19 kam sie auf unglaubliche 58 Vortragstermine. Dann war pandemiebedingt Pause. Wer meint, die Auszeit von den vielen Auftritten sei Frau Hackl angesichts ihres hohen Alters gelegen gekommen, täuscht sich. „Ich habe die Gespräche mit den Schülern richtig vermisst“, sagt sie. Sehr berührend sei für sie immer wieder, wenn bei „coolen“ Jugendlichen und Pubertierenden auf einmal Tränen fließen. „Frau Hackl, darf ich Sie umarmen?“, habe einmal ein junger Bursch nach ihrem Vortrag gefragt. „Dann ist er nach vorne gekommen, hat seinen Kopf an meine Schulter gelegt und mich vorsichtig gedrückt. So sind wir beide eine Zeit lang einfach nur dagestanden. Mucksmäuschenstill war es im Raum“, erinnert sie sich.

Positive Reaktionen der Schüler als Antrieb

Die Emotionen, die ihre Schilderungen bei „den Jungen“ auslösen, seien immer wieder bewegend für sie und gleichzeitig ein Antrieb, mit ihren Zeitzeugenberichten weiterzumachen. Denn, so Hackl: „Niemals darf in Vergessenheit geraten, was damals Grauenhaftes passierte!“


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