Soldaten machen Dienst nach Noten: "Haben musikalisch noch nie so viel dazugelernt wie bei der Militärmusik"
OÖ/BEZIRKE FREISTADT/ PERG. Musikinstrument statt Waffe: Bis zu 150 Ausrückungen absolviert die Militärmusik OÖ jedes Jahr. Seit August verstärken zwei junge Musiker aus Tragwein und Rechberg und eine Musikerin aus Schönau das hervorragende Blasorchester und seine kleineren Ensembles.
Elias N.* aus Tragwein und Tobias H.* aus Rechberg, beide Jahrgang 2005, sind heuer nach der Matura in Hagenberg bzw. Perg zur Militärmusik gestoßen. Beide stammen aus Musikerfamilien, haben seit der Volksschule Musikschul-Unterricht für Trompete bzw. Tenhorhorn und Posaune und gehören auch der Musikvereine ihrer Heimatgemeinden an. „Der Grundwehrdienst war fällig, und zwei Kollegen aus dem Tragweiner Musikverein haben coole Sachen von ihrer Zeit bei der Gardemusik und der Militärmusik berichtet“, erzählt Elias.
Von der Köchin zum Bundesheer
Auch Tobias wollte zur Militärmusik, bevor er das Studium der Posaune in Angriff nimmt. Das Vorspiel ging glatt, seit August gehören beide der Militärmusik OÖ an – ebenso wie Katrin L.* aus Schönau. Der Zugang der gelernten Köchin war aber naturgemäß ein anderer. „Ich spiele seit 2015 Tuba und habe mir bei der Angelobung meines Bruders, bei der die Militärmusik gespielt hat, einen Gusto geholt“, erzählt die 24-Jährige.
Der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung erleichterte ihr die Entscheidung. Auch Katrin meisterte das Vorspiel und die Eignungstestung mit Bravour – und musste wie die Burschen zunächst einmal die vierwöchige Grundausbildung und zwei Wochen Wachausbildung beim Heer absolvieren, Umgang mit der Waffe inklusive. „Man testet dabei körperlich und psychisch seine Grenzen aus, aber im Nachhinein gesehen war es eine super Erfahrung“, blickt sie zurück.
Hervorragende Kameradschaft
In der Militärmusik haben alle drei seither guten Anschluss gefunden. „Die Kameradschaft ist hervorragend“, sind sich Elias, Tobias und Katrin einig. Eine Handvoll Musiker gehören dem Klangkörper als Kaderpersonal fix an, der Rest verpflichtet sich als Grundwehrdiener in der Regel für 13 Monate. „Wir sind ein ganz junges Blasorchester, die meisten sind zwischen 18 und 22 Jahre alt“, sagt Oberstleutnant Gernot Haidegger, seit 2018 Kapellmeister.
„Ohne Frauen ginge es nicht mehr“
13 junge Frauen sind derzeit als Musikerinnen aktiv. „Ohne sie würde es nicht mehr gehen, sie besetzen vielfach die Mangelinstrumente wie Oboe, Fagott und Querflöte. Wir sind sehr stolz auf unsere Mädchen“, betont Haidegger. Der Tagesablauf der Musiker sieht viel Zeit für Einzel-, Register- und Gesamtproben und für musikalische Weiterbildung vor. Unterricht gibt es in Gesang, Gehörbildung, Instrumentenkunde, und auch die Dirigenten- und Stabführer-Ausbildung kann absolviert werden.
Auch der Musikschul-Unterricht und ein laufendes Studium können parallel zur Militärmusik weitergeführt werden. „Wir haben viel Gelegenheit, um uns musikalisch weiterzubilden“, sagt Tobias. Ein großer Vorteil für sein angestrebtes Posaune-Studium. Katrin hat auch bei der Militär-Band „Camouflash“ als Backgroundsängerin angedockt. „Natürlich ist es mit den vielen Auftritten in verschiedenen Bundesländern auch anstrengend, aber musikalisch habe ich noch nie so viel dazugelernt wie jetzt“, sagt die Schönauerin, deren Partner ebenfalls bei der Militärmusik war.
Musikalische Einsätze - und darüber hinaus
120 bis 150 Auftritte gilt es pro Jahr für alle Militärmusikkörper, zu der neben der Band „Camouflash“ auch eine Tanzlmusi, das Tanzorchester, ein Quartett und ein Quintett gehören, zu absolvieren. Die Hälfte davon entfällt auf das große Blasorchester. Auslandsreisen stehen ebenso auf dem Programm. Im Bedarfsfall werden die Militärmusiker auch abseits musikalischer Herausforderungen eingesetzt. Kapellmeister Haidegger: „In der Corona-Zeit haben wir die Grenze zu Deutschland von Wullowitz bis Burghausen abgesichert und Contact Tracing gemacht.“
Abrüsten nach 13 Monaten
Wer die Zeit als Militärperson auf Zeit nicht verlängert, rüstet in der Regel nach 13 Monaten ab. „Das ist immer ein sehr emotioneller Abschied, wir sind ja wie eine große Familie“, so der Kapellmeister. Elias, Tobias und Katrin geben ihm schon heute recht.
* Nachnamen der Redaktion bekannt, laut Heeresvorschrift aus Schutzgründen abgekürzt
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