PEUERBACH. Traditionelle Schätze der Handwerkskunst rund um die Zunft des Schuhmachers hält das Schuhmacher- und Brauchtumsmuseum in Peuerbach bereit. Eine Sonderausstellung zeigt nun, wie der erste Strom nach Peuerbach kam und wie die Menschen mit dieser Revolution umgingen. Ludwig Kaltseis und Helmut Gamsjäger entführen in eine Zeit, wo das Handwerk noch groß und der Strom Mangelware war.
„Jeder Schuhmacher hat einen Vogel g“habt“, erklärt Ludwig Kaltseis und zeigt auf einen kleinen Vogelkäfig an der Decke seiner kleinen Schuhmacherwerkstatt. Jeder Schuhmacher konnte so während der Arbeit dem Gezwitschere des gefiederten Mitbewohners lauschen.
Die Werkstatt des ehemaligen Schuhmachers und der zahlreichen Utensilien ist heute in der Steegenstraße 7 in Peuerbach untergebracht. Die gesamte Ausstattung im Museum stammt aus der Schuhmacherwerkstätte des früheren Lehrherrn und Onkels von Ludwig Kaltseis aus Eschenau. Er selbst begann die Schuhmacherlehre 1957.
Lehre dauerte sieben Jahre
Das Schuhmacherhandwerk ist eine der ältesten Zünfte. Im Mittelalter dauerte die Lehre noch sieben Jahre. Zu dieser Zeit war auch die „Schusterkugel“ noch in Gebrauch, eine mit Wasser gefüllte gläserne Kugel, mit der das Kerzenlicht gebündelt wurde. So konnten die Schuhmacher präziser arbeiten.
Selbst auf Jagd
Ein Wappen, auf dem ein Schuh von einem Pfeil durchbohrt wird – ziert neben dem Loblied auf die Schuster und dem Heiligen Crispinus, dem Schutzheiligen der Schuhmacher, die Wand in Museum. Die Erklärung hat Ludwig Kaltseis parat: „Früher hatte der Schuhmacher das Privileg, dass er auch selbst auf Jagd gehen durfte, um sich das Leder für seine Schuhe zu besorgen“, erzählt Ludwig Kaltseis.
Der Handwerker das Schlitzohr
In der damaligen Zeit hätten die Handwerker goldene Ringe in den Ohren getragen, mit denen sie zu ihren Zünften zugeordnet werden konnten. Es wird berichtet, dass dieser Ohrring auch wie eine Geldanlage für knappe Zeiten oder das Begräbnis war. Wenn der Handwerker aber etwas Schlimmes angestellt hat, wurde ihm der Ring aus dem Ohr gerissen, als Strafe und als Zeichen dafür, dass er aus der Zunft ausgeschlossen worden ist. So lief er fortan als Schlitzohr durch die Welt, weiß Kaltseis.
Erster Strom in Peuerbach
Die Sonderausstellung „Der erste Strom in Peuerbach“ im Schuhmachermuseum zeigt, wie die Menschen in Peuerbach in den Anfängen mit der Energie umgegangen sind und wie sich auch das Handwerk des Schusters mit dieser neuen Energie veränderte. 1903 wurde im Tal der 7 Mühlen der erste Strom produziert. Der Vater der Ausstellung, Helmut Gamsjäger, recherchierte sieben Monate, trug die verschiedensten Utensilien zusammen. Ihm sei wichtig, dass dieser einschneidende Punkt in der Geschichte der Stadt nicht in Vergessenheit gerät. „Früher gab es zwei bis drei Glühlampen, eine Steckdose in einem Haus. Dafür hat es einen Pauschalbetrag gegeben“, erzählt Gamsjäger. Auch wie es bereits damals zu „Stromdiebstahl“ kam, wie eine Waschmaschine mit Heizkörper betrieben wurde und Alltägliches aus dem Haushaltsgebrauch von damals bereichern die Ausstellung, in dieser man eine Reise in die Vergangenheit, in der der Strom noch Mangelware war, wagen kann.
Museum
Schuhmacher- undBrauchtumsmuseum,
Steegenstraße 7, Peuerbach
07276/3192
Öffnungszeiten: April bis Oktober
Freitag: 10 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung, Eintritt: 2 Euro
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