Caritas: Pflegende Angehörige benötigen auch seelische Unterstützung
RIED. Einen Angehörigen zu pflegen, ist schon in normalen Zeiten persönlich sehr herausfordernd – um so mehr, wenn die Situation durch die Maßnahmen gegen das Coronavirus noch schwieriger wird.
„Durch die Corona-Krise spitzt sich die Lage in den Familien zu. Entlastungsangebote fallen weg und die Angst, dass die zu pflegende Person angesteckt wird, bringt Betroffene an ihre Belastungsgrenze“, weiß Christine Wally-Biebl von der Caritas-Servicestelle für pflegende Angehörige in Ried.
Sie steht in diesen schwierigen Zeiten Betroffenen in den Bezirken Ried und Braunau nach wie vor von Montag bis Freitag, von 9 bis 12 Uhr, telefonisch unter 0676 / 8776 2439 für psychosoziale Beratungsgespräche zur Verfügung.
65.000 Pflegende
In Oberösterreich leisten 65.000 Menschen tagtäglich Betreuungs- und Pflegearbeit für ihre Angehörigen. Die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bringen sie zunehmend an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
„Die Tagesbetreuungen sind geschlossen und die mobile Pflege ist auf ein Minimum reduziert. Auch die Nachbarin, die sonst einmal in der Woche zu Besuch ist, fällt weg. Dazu kommt, dass die eigenen sozialen Kontakte oder persönliche Auszeiten, die den pflegenden Angehörigen sonst als Kraftquelle dienen, sich von heute auf morgen in Luft aufgelöst haben“, beschreibt die Caritas-Mitarbeiterin die Herausforderungen, vor denen pflegende Angehörige derzeit stehen.
Viele Lösungen derzeit nicht möglich
Ihr ist es sonst immer ein Anliegen, gemeinsam nach Entlastungsangeboten für die Betroffenen zu suchen, an einer Veränderung von überfordernden Situationen zu arbeiten oder zu ermutigen, mehr auf sich selbst zu achten. Das ist aufgrund der Corona-Krise derzeit nicht möglich bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben.
Aber die Mitarbeiter der Caritas-Servicestellen sind zumindest telefonisch da, wenn sich pflegende Angehörige die belastende Situation, ihre Sorgen und Ängste von der Seele reden wollen.
„Für andere da sein geht auch am Telefon“
Viele Angehörige nehmen das Telefonat ganz bewusst als Zeit für sich wahr – und gönnen sich täglich zehn Minuten Auszeit bei einer Tasse Kaffee. „Ich höre zu, verstehe und habe Mitgefühl. Das löst zwar keine Probleme und bringt den Betroffenen auch keine durchgehende Nachtruhe, aber das Gefühl, in Krisen nicht alleine zu sein, hilft, sie besser zu bewältigen. Für andere da sein geht auch am Telefon“, sagt Christine Wally-Biebl.
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