Hauptschule/NMS Obernberg feiert Jubiläum mit Film und Buch
OBERNBERG. Die NMS Obernberg feiert 2021 ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum und ist damit gemeinsam mit der jetzigen Rieder Mittelschule die älteste Hauptschule des Bezirkes Ried.
Hervorgegangen ist die Obernberger Schule aus einer Bürgerschule, die 1921 gegründet wurde. Mehr als 5000 Absolventen blicken auf ihre Zeit in der Obernberger Schule zurück – neben den meisten Bewohnern des Marktes sind auch viele Menschen aus dem Umland, von Antiesenhofen bis Kirchdorf, von Weilbach bis Mörschwang, in die Obernberger Hauptschule gegangen.
Filmprojekt
Um dieses Jubiläum zu feiern, haben aktuelle und ehemalige Schüler eine Projektgruppe gegründet, die verschiedene Aktivitäten setzt. So wird mit einer Mediengruppe ein aufwändiger Spielfilm in 4K-Qualität gedreht, der wichtige Ereignisse der ersten 50 Jahre nachzeichnet.
Zeitgeschichte aus der Schülerperspektive
„Für die Schüler ist es wirklich spannend, Zeitgeschichte aus der Schülerperspektive, aber im völlig anderen zeitgeschichtlichen Kontext zu erleben. Wir haben auch die katastrophalen Zeiten, die Obernberg und ganz Österreich erlebten, nicht ausgespart. Viele Lehrer waren in den 30er-Jahren überzeugte Heimwehranhänger und sind später aus Überzeugung oder häufiger aufgrund beruflicher Zwänge ins NS-Lager gewechselt“, sagt Hannes Eichsteininger, der das Projekt fachhistorisch begleitet.
Dreharbeiten
Gedreht wurde im Studio sowie im Obernberger Umland. Die Schüler konnten sich dabei, je nach Neigung, technisch als Medienfachleute verwirklichen oder vor der Kamera stehen.
Die Dreharbeiten waren und sind durchaus fordernd. „Wenn man eine ausgebombte deutsche Familie spielt, die nach Obernberg flüchtet, dann müssen sich unsere Schüler weit in die Rolle hineindenken, damit das echt wirkt. Das bedarf der Erarbeitung und Nachbetrachtung im Unterricht, weil die Schüler ja auch wissen sollen, was sie da spielen und in welchem Kontext das steht“, erklärt der Historiker und Lehrer.
Er legt auch Wert auf die Feststellung, dass man bewusst auch die oft brutale Symbolik der Zeit im Film erkennen soll: „Erlebtes Unrecht und staatliche Willkür bis in kleinste Lebensbereiche der Lehrer und Schüler hinein, wurde unter den Symbolen des NS-Staates oder vorher des österreichischen Ständestaates begangen – und unter keinen anderen. Daher ist die Besprechung dieser dargestellten Symbole auch etwas, was im regulären Geschichtsunterricht vertiefend aufgegriffen wird.“
Recherche für ein Buch
Neben dem Spielfilm liegt das Hauptaugenmerk auf der Gestaltung eines Buches durch eine eigens gegründete Schülergruppe. Diese lernen Interviewtechniken und befragen ehemalige Schüler. Sie vertiefen sich in der Kurrentschrift und arbeiten in Archiven. „Das Buch wird finanziell großteils als LEADER-Projekt gefördert, worüber wir froh und dankbar sind“, sagt Lehrerin Simone Schöppl, die diesen Teil des Projektes führend begleitet.
„Für die Vertiefung des Wissens, damit auch Schüler auf gutem Niveau historisch arbeiten können, nehmen wir uns im Rahmen des Projektes viel Zeit. Alle Kinder sind – meist am Nachmittag und am Wochenende – freiwillig da“, so Schöppl weiter. Auch der erste Teil der Dreharbeiten zum Film „100 Jahre Hauptschule Obernberg“ ist zur Gänze in den Ferien entstanden.
Fragen an die Projektbetreuer Simone Schöppl und Hannes Eichsteininger
Was sind die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Schöppl: Zum ersten sicher einmal die Finanzierung. Gemeinsam mit dem Buch und dem Film sowie einigen weiteren Aktivitäten kommen etwa 25 000 EUR an Kosten zusammen. Natürlich sind hier Sponsorengelder und finanzielle Mittel der öffentlichen Hand dabei. Es waren sehr viel Überzeugungsarbeit und Zeitaufwand notwendig, damit wir so ein Budget stemmen können.
Und die Schüler lassen sich auf so ein Projekt ein? Es ist immerhin deren Freizeit!
Eichsteininger: Ich mache schon die Erfahrung, wenn man den Kindern wirklich etwas zutraut, Ihnen auch Verantwortung übergibt und sie ein Ziel vor Augen haben, sie wirklich sehr viel erreichen können. Mehr als meist im Tagesunterricht – der natürlich vielerlei Beschränkungen unterliegt, auf die der Lehrer gar keinen Einfluss hat. Wir dagegen haben das seltene Privileg mit den besten Schülern eines Jahrgangs über viele Monate ergebnisoffen zu arbeiten. Da für die begleitenden Lehrer selbst vieles neu ist, ist es natürlich auch für uns etwas Besonderes.
Was hat Sie bisher beim Projekt am meisten überrascht?
Eichsteininger: Eigentlich in letzter Zeit, dass beim Filmen in den Ferien auch sehr viele Schüler des ehemaligen Geschichteteams von 2017 (Damals arbeiteten Schülerinnen der Hauptschule am Buch „Grenzland Obernberg 1918-1965“, Anm.) mitgearbeitet haben. Diese habe ich teilweise drei Jahre nicht mehr gesehen. Und dann sind sie auf ein WhatsApp hin einfach gekommen und haben mitgetan – und sich teilweise auch Urlaub genommen. Das war schon eine gute Botschaft.
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