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Top-Wissenschaftler Josef Penninger: „Ich wollte die Welt retten“

Walter Horn, 17.03.2022 08:15

RIED. Zum 150. Geburtstag des Gymnasiums Ried hat Direktor Andreas Hofinger einen besonderen Gast eingeladen: den berühmtesten Absolventen der Schule, den Genetiker Josef Penninger. Am 15. März hielt der Wissenschaftler im Krankenhaus einen Festvortrag. Am Vormittag besuchte er seine ehemalige Schule und stellte sich den Fragen der Maturaklassen.

  1 / 5   Josef Penninger (l.) und Gym-Direktor Andreas Hofinger vor dem Haderer-Wandgemälde im Rieder Gymnasium (Foto: Tips / Horn)

Penninger, der aus Gurten stammt und jetzt das größte Life-Science-Labor in Kanada leitet, hat vor 40 Jahren „als Konviktler“ am Rieder Gymnasium maturiert und bezeichnet sich als „nicht wirklich guten Schüler“. Eine Ausnahme war Mathematik – da sei er oft schon nach zehn Minuten mit den Schularbeiten fertig gewesen.

„Ich wollte die Welt retten“

In die Wissenschaft sei er „eigentlich reingefallen“, erzählte er den Schülern. „Ich wollte die die Welt retten – aber eher mathematisch. Ich habe damals geglaubt, dass ich etwas verrückt bin und habe beim Studium gesehen, dass auch andere verrückt sind. Das hilft!“

Penninger betonte mehrfach – sowohl vor den Schülern als auch am Abend beim Vortrag – die Bedeutung von Mentoren; neben einem Universitätsprofessor nannte er auch seinen Gymnasiallehrer Ferdinand Seitl.

Auf die Schülerfrage, was ihm die Schule gebracht habe, erklärte er, dass ihn die Ausbildung im Gymnasium vor allem gelehrt habe, Dinge zu hinterfragen. Er habe in der letzten Zeit wieder Sokrates gelesen: „Heute hat jeder eine Meinung, alles ist schnelllebig, nichts wird hinterfragt. Da muss es etwas geben, das Bestand hat. Die Lektüre von Sokrates ist da sehr erfrischend.“

Etwas nachdenken musste Penninger, als er nach seinen Ambitionen gefragt wurde. Er nannte dann ein Projekt, bei dem geforscht wird, wie man Bakterien ändern muss, damit sie Energie produzieren. Penninger: „Es gibt schon Bakterien, die das können. Die Frage ist, wie man sie kultivieren kann.“

Zum Abschluss gab er den Schülern einen wichtigen Rat: „Es ist völlig in Ordnung, wenn ihr noch nicht wisst, was ihr werden wollt. Wichtig ist, dass man tut, was man mag. Arbeitslos kann ich auch mit etwas sein, dass ich nicht mag. Traut euch!“

Festvortrag

In seinem Vortrag zum Jubiläum des Gymnasiums im Rieder Krankenhaus sprach Penninger über seine Forschungen und legte den Schwerpunkt auf das Thema Corona.

Mit „seinem“ Medikament versucht Penninger, „das Virus auszutricksen“. 1998 sei er bei der Suche nach Genen, die die Herzfunktion bei Fliegenherzen steuern, auf das Protein ACE2 gestoßen. Dieses Protein, das in der Nasen- und Rachenschleimhaut vorkomme, aber auch in Lunge, Herz oder Hirn, sei die „Tür“, an die das Virus mit seinem „Spike“ andocke. Ohne diesen Rezeptor gibt es keine Infektion.

Penningers Trick ist, dem Virus mit einer löslichen Form von ACE2 vorzugaukeln, dass es zehntausende dieser Türen gibt. Das mache es dem Virus unmöglich, die richtige Tür zu finden: „Unser Ansatz ist sinnvoll, weil er auch gegen alle neuen Varianten wirkt.“ Das Medikament solle im Idealfall vorbeugend inhaliert werden.

„Die Krankheit nicht unterschätzen“

Penninger warnte davor, Covid-19 zu unterschätzen. „Es ist eine multiple Organ-Erkrankung, die sehr schwer therapierbar ist. Entscheidend ist, dass die Therapie so früh wie möglich beginnt!“

Varianten seien bei Viren völlig normal. Generell, so Penninger, schwächen sich Viren aber ab: „Sie haben kein Interesse, ihren Wirt zu töten.“ Mittlerweile sei das Virus endemisch geworden: „Es wird weitere Varianten geben. Wir müssen lernen, damit zu leben.“

Dabei sei die Impfung ein entscheidender Faktor, weil sie vor schweren Erkankungen schütze. Auch Masken oder Abstand würden helfen: „Wir sollten Omikron nicht kleinreden. Das Virus ist nicht harmlos. Man muss sich schützen, wie man kann. Impfen muss man sich allerdings vor der nächsten Welle, nicht mittendrin.“


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