Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

„Es muss unser aller Ziel sein, die Nahversorgung zu stärken“

Walter Horn, 14.10.2018 19:43

OÖ. Tips und der Oberösterreichische Lebensmittelhandel widmen sich in den kommenden Wochen dem Thema „Mein Kaufmann vor Ort“. Dabei stehen die selbstständigen Lebensmittelhändler und die Nahversorger im Mittelpunkt.

Oliver Murhammer führt zwei Spar-Märkte in St. Martin und Eberschwang.  (Foto: Murhammer)
Oliver Murhammer führt zwei Spar-Märkte in St. Martin und Eberschwang. (Foto: Murhammer)

Nahversorger sind besonders in kleinen Gemeinden mehr als nur notwendige Geschäfte, die weniger mobile Bürger mit allen notwendigen Lebensmitteln versorgen, sondern haben oft auch eine soziale Funktion als Treffpunkt. Die Sicherung der Nahversorgung ist somit ein zentraler Faktor zum Erhalt der Lebensqualität auf dem Land.

41 Mal kein Nahversorger

In Oberösterreich gibt es laut der letzten Strukturanalyse des Lebensmitteleinzelhandels aus dem Jahr 2016 schon 41 Gemeinden (von 440), die ohne einen Nahversorger auskommen müssen. „Nahversorgung ist Lebensqualität. Die Nahversorger sind die „Landschaftsgärtner“ der Innenstädte und „Seelengärtner“ für menschliche Begegnungen. Es muss daher unser aller Ziel sein, die Nahversorgung wieder zu stärken“, ist Manfred Zöchbauer, Geschäftsführer des Landesgremiums des OÖ Lebensmittelhandels, überzeugt.

„Zur Erhaltung der Nahversorgung brauchen wir eine ausgewogene Raumordnungspolitik, die Fortsetzung der Nahversorgerförderung, ein funktionierendes Stadt- und Ortsmarketing in den Gemeinden und eine Bewusstseinsänderung beim Konsumenten“, sieht Johannes Jetschgo, Obmann des Landesgremiums des OÖ Lebensmittelhandels, auch die Politik in der Pflicht, um die Nahversorgung in den Gemeinden sicherzustellen.

„Riesenthema in den Orten“

Der Rieder Wirtschaftskammer-Obmann Josef Heißbauer weiß, dass die Nahversorgung „ein Riesenthema in den Orten ist“. In vielen Gemeinden fehle ja nicht nur der Nahversorger, sondern auch ein Wirt, und auch Bankfilialen würden durch Bankomaten ersetzt. Darunter leide das gesamte dörfliche Leben. „Man sieht oft erst, was fehlt, wenn es nicht mehr da ist“, sagt er.

Chancen in der Nische

Oliver Murhammer führt in St. Martin und Eberschwang zwei Spar-Märkte mit 55 Mitarbeitern und stammt aus einer Kaufmannsfamilie, die seit mehr als 100 Jahren ein Geschäft führt – in St. Martin ist er in vierter Generation tätig.

Er gibt sich keinen Illusionen über die Lage der selbstständigen Lebensmittelhändler hin: „Es wird immer schwieriger. Neuanfängern kann man eigentlich nur abraten, außer wenn sie einen extrem guten Standort haben.“ Mit weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche habe es keinen Sinn, ein Geschäft zu betreiben, weil die Kunden ein großes Sortiment erwarten.

„Viele neue Selbstständige trauen sich nicht mehr, selbst zu investieren.“

Chancen sieht Murhammer in der Besetzung einer Nische: „Da sind wir stark. Wir sind zwar ein Spar-Markt, aber positionieren uns auch in Bereichen wie Bio oder Regionalität, die Spar als überregionale Organisation gar nicht in diesem Maß abdecken kann. Regionalität bedeutet bei mir, dass die Lieferanten aus einem Umkreis von 15 Kilometern kommen.“

Das sei auch eine Win-Win-Situation für alle: „Wir können den Leuten auf einem Fleck viele Produkte anbieten, und die Bauern müssen nicht wie beim Ab-Hof-Verkauf ständig anwesend sein. Das kommt bei den Kunden sehr gut an und ist ein Steckenpferd von mir.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden