Touristiker bemühen sich, optimistisch zu bleiben
RIED. Die Tourismus- und Reisebranche mit Hotellerie und Gastronomie zählt zu den Bereichen, die von den Corona-Auswirkungen am schwersten getroffen sind. Tips hat mit einigen Vertretern aus dem Bezirk Ried gesprochen.
Für Gerald Hartl, Geschäftsführer des Tourismusverbandes s“Innviertel, hängt derzeit noch zu viel in der Schwebe, um eine definitive Einschätzung abzugeben: „Vieles wird erst entschieden, und was gestern beschlossen wurde, kann morgen schon wieder überholt sein. Ich hoffe, dass wir in 14 Tagen mehr wissen.“
Den Betrieben gehe es derzeit natürlich schlecht und die Herausforderung sei immens, aber, so Hartl: „Wir blicken schon positiv in die Zukunft.“ Für die Zeit nach dem Lockdown sei eine Werbekampagne geplant.
Ausfälle in der Hotellerie
Für Elisabeth Poringer vom Hotel Kaiserhof in Ried ist die Lage „grundsätzlich schon problematisch, denn die Hotellerie hat einen hohen Fixkostenanteil“.
Poringer: „Ausgefallene Buchungen können wir nicht aufholen – schon gar nicht heuer, denn neben Messen oder dem Woodstock der Blasmusik werden im Sommer auch viele private Feiern ausfallen. Wir werden heuer sicher keinen Monat mehr mit der Auslastung vom Vorjahr haben. Wir hoffen, dass im Sommer die Österreicher verstärkt Urlaub im Inland machen.“
Wann der Geschäftstourismus wieder laufe, der in Ried sehr wichtig sei, hänge davon ab, wann international die Grenzen wieder geöffnet werden.
Prognosen für die Branche seien noch Glaskugelleserei: „Es ist noch viel in der Schwebe, Die Hilfen kommen erst nach und nach und können sicher nicht alle Ausfälle ersetzen. Man kann nur hoffen, dass nicht zu viele Betriebe eingehen.“
Busreisen auf Null
Busunternehmer Erich Krautgartner bezeichnet die Situation als „ziemlich dramatisch – bei uns herrscht Stillstand“. Von 27 großen Bussen sind derzeit nur zwei im Liniendienst im Einsatz. Die fix angestellten Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, „aber die Aushilfskräfte fallen durch den Rost“.
Der Reiseverkehr und die eigenen Veranstaltungen wie Schülerreisen, seien zu 100 Prozent ausgefallen: „Bis Ende August haben wir 150 Reisen mit über 3.000 Gästen storniert, die wir selbst veranstalten. Für dieses Programm haben wir acht Monate gearbeitet. Die Anzahlungen, die wir leisten mussten, bekommen wir zum Teil nicht zurück, weil die Hotels auch kein Geld haben.“
Krautgartner ist überzeugt, dass es in seiner Branche auch nach den Maßnahmen nicht gleich von Null auf Hundert geht.
Die Bundeshilfen für die Branche bedeuten vor allem Stundungen und Übergangskredite: „Wir dürfen neue Schulden machen, aber wie sollen wir die zurückzahlen? Was wir brauchen, sind Direktzahlungen.“
„Stimmung bei Kunden gut“
Auch Reisebüros sind stark betroffen. Karl-Heinz Kainz, Filialleiter von Ruefa-Reisen Ried: „Bis 31. Mai ist alles abgesagt. Wir hoffen, dass wir eventuell für Juni, Juli und August in Griechenland, Kroatien oder Slowenien, wo die Corona-Zahlen recht gut sind, Reisen anbieten können. Für Spanien und Italien werden wohl noch viel Stornierungen kommen.“
Für sein Unternehmen ist Kainz zuversichtlich, dass es die Krise übersteht. „Bei einigen anderen, vor allem privaten Reisebüros, könnte es eng werden.“
Die Mitarbeiter in Ried seien derzeit vor allem für den Service und fürs Umbuchen da. Bei den Kunden sei die Stimmung nämlich gut: „Sehr viele Reisen werden auf den Herbst oder fürs nächste Jahr umgebucht. Die Leute wollen verreisen und haben eher Angst davor, irgendwo in der Quarantäne zu landen, als vor der Krankheit selbst. Zudem vertrauen sie den Reisewarnungen der Regierung, bei denen sie kostenlos stornieren können.“
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