Jagdliche Hofübergabe nach 34 Jahren: Spannocchi legt Amt des Bezirksjägermeisters in jüngere Hände
ROHRBACH-BERG. Ein echter Generationenwechsel erfolgte beim heutigen Bezirksjägertag: Martin Eisschiel, Vollerwerbslandwirt und Kommandant der FF Perwolfing, wurde einstimmig zum neuen Bezirksjägermeister gewählt. Er tritt in die Fußstapfen von Hieronymus Spannocchi, der nach 34 Jahren diese Funktion in jüngere Hände legte.
Die Rohrbacher Jäger hätten ihm das Leben als Bezirksjägermeister wirklich leicht gemacht. „Es gab ganz wenige Probleme und ich habe es wirklich gern gemacht“, meinte Hieronymus Spannocchi in seiner Abschiedsrede in der voll besetzten Bezirkssporthalle. Aber so wie in der Natur „auch ein alter Platzhirsch irgendwann vertrieben wird“ sei auch in der Jägerschaft ein Generationenwechsel notwendig.
34 Jahre voller Veränderungen
Spannocchi ging aber nicht, ohne vorher „mit freudigem Herzen und dankbar“ auf die vergangenen 34 Jahre zurückzublicken: Allein die Wildstandszählung hat sich geändert: „Damals wurden einfach zehn Rehe auf 100 Hektar als Maßstab angenommen; in Wirklichkeit haben wir sicher 25 bis 30 Rehe gehabt und dementsprechend ungenau war die Abschussplanung. Die Einführung der Vergleichs- und Weiserflächen hat den realistischen Zustand des Waldes und des Wildstandes gezeigt - die Abschusszahlen sind enorm in die Höhe gegangen“, erinnert sich Spannocchi an diese nicht einfache Zeit. Auch wenn sich diese Zahlen jetzt eingependelt haben, sei es nach wie vor nicht leicht, den Plan zu erfüllen.
Herausforderungen waren auch das Ende der Fallenjagd oder die Öffnung des Waldes für neue Naturnutzer. Die Rohrbacher waren teilweise auch Vorreiter, etwa beim Ende der Medaillenvergabe für Trophäen.
Artenreichtum in den Wäldern
In Zukunft wird der hegerische Aspekt der Jagd immer wichtiger, ist Hieronymus Spannocchi überzeugt: „Nach dem neuen Jagdgesetz ist der Jäger für einen artenreichen Wildbestand zuständig. Wir sind zu sehr fokussiert auf das Rehwild und müssen uns vermehrt um das Niederwild kümmern, aber dieses auch bewahren vor zu viel Raubwild.“ Seine letzten Forderungen an die Politik: Ruhezonen für das Wild schaffen; den Rückzug auf die Gesamtanzahl beim Abschuss; und keinen einseitigen Schutz und Förderung von Raubwild. „Die Politik muss sich trauen, gegen den überbordenden Naturschutz aufzutreten“, so Spannocchi.
Zum Ehrenbezirksjägermeister ernannt
Für seinen Einsatz für die Jagd im Bezirk Rohrbach und für stets gutes Verhältnis mit allen Jägern - „er hat sich immer auf eine Stufe mit ihnen gestellt“, so sein Stellvertreter Johann Peter -, mit der Behörde und den Landwirten, wurde Hieronymus Spannocchi zum Ehrenbezirksjägermeister ernannt.
Von Landesjägermeister Josef Brandmayr erhielt er den Ehrenring des Landesjagdverbandes OÖ verliehen - eine Ehre, die erst vier Personen zuteil geworden ist. Auch die weiteren Laudatoren lobten die wertvolle Arbeit des scheidenden Bezirksjägermeisters. „Das gute Image unserer Jägerschaft hat er geprägt“, meinte etwa Bezirkshauptfrau Wilbirg Mitterlehner.
100 Prozent Zustimmung für Martin Eisschiel
Seine Nachfolge trat der 44-jährige Martin Eisschiel an, der vor 26 Jahren die Jungjägerausbildung gemacht hat und seit vier Jahren Delegierter des Jagdausschusses ist. Er wisse somit, wie der Hase läuft. Dem Bio-Landwirt aus Rohrbach-Berg ist ein gutes, respektvolles Verhältnis zwischen Jägern und Grundbesitzern wichtig, ebenso wie Zusammenhalt und Kameradschaft unter den Jägern. „Trotz vieler Veränderungen darf die gute, bewährte Jagdkultur nicht verloren gehen. Wir müssen aber Neues zulassen, damit die Jagd zeitgemäß bleibt“, ist Eisschiel überzeugt.
Streckenlegung
Rehwild: 5193 (Unfall/Fallwild: 304)
Niederwild: 2413
Raubwild: 1683
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