Der Blauglockenbaum: ein neuer Kandidat für die Fichten-Nachfolge
NIEDERKAPPEL. Dass Fichtenwälder im Mühlviertel keine rosige Zukunft haben, darüber sind sich Experten großteils einig. Wer die Fichte als „Brotbaum der Forstwirtschaft“ beerben soll, dazu gibt es viele Vorschläge. Johann Leitenbauer aus Niederkappel bringt den Blauglockenbaum ins Spiel.
Auf den ersten Blick passt das gar nicht: Auf der einen Seite die biedere Fichte, nicht hässlich, aber keine Augenweide und ausgerechnet der Blauglockenbaum soll ihr Nachfolger werden: Imposante, blaue Blüten, große Blätter und verführerischer Duft. Dass er für seinen Denkanstoß nicht stante pede Begeisterungsstürme ernten wird, ist Johann Leitenbauer klar, aber: „Der Blauglockenbaum wächst wahnsinnig schnell und wird als der am schnellsten wachsende Baum der Welt bezeichnet. Er ist nicht sehr wählerisch, was den Boden angeht und hält Trockenheit und Hitze gut aus, was vor allem im Hinblick auf den Klimawandel und die Langfristigkeit, mit der man in der Forstwirtschaft planen muss, wichtig ist“, sagt Leitenbauer.
Trotz des schnellen Wuchses zählt das Holz zu den Harthölzern und hat einige dankbare Eigenschaften: Es verzieht sich beim Trocknen nicht, ist schwer entflammbar und sehr leicht. Verwendung findet es unter anderem im Möbel- und Instrumentenbau, aber auch im Bootsbau, da es kaum Wasser aufnimmt. Fischer Ski benutzt den Blauglockenbaum für die Holzkerne einiger Skimodelle.
Blühende Überraschung
Leitenbauer ist über seinen Schwager zu dem Baum gekommen. „Der ist in Deutschland bei einem Gartenbauverein aktiv, kennt sich also aus mit der Materie. Aus einem Italien-Urlaub hat er mir einen kleinen Setzling mitgenommen. Ich hab ihn dann halt eingesetzt und zugeschaut. Als er das erste Mal geblüht hat, war ich richtig überrascht, weil ich nicht gewusst habe, dass er so wunderschön wird. Der Baum steht noch immer im Garten, oft bleiben Leute stehen und fotografieren ihn. Man kann ihn aber getrost in einer Plantage anlegen.“ Ihn großflächig im Wald auszupflanzen, ist allerdings (noch) verboten, weil er nach dem Forstgesetz nicht als Baum gilt.
Astfreie Stämme
Laut Leitenbauer ist es wichtig, dass man die Bäume so hoch wie möglich astfrei hält, „mit diesen Stämmen erzielt man die besten Preise.“ In den ersten Jahren gilt es auf den Frost acht zu geben, später ist das kein Problem mehr. Im Vergleich zur Pappel sind die Pflanzkosten etwas höher, dafür aber auch die Erträge.
Pionierarbeit notwendig
Die eierlegende Wollmilchsau ist der Blauglockenbaum aber nicht, es gibt Nachteile: Wie die Fichte ist er ein Flachwurzler und bevorzugt windgeschützte Anbauareale. Zum Anbau gibt es zwar Erfahrungswerte, aber Pionierarbeit zu leisten bleibt einem nicht aus. „Ich bin es schon ein bissl gewohnt, dass die Leute glauben, dass ich einen Vogel habe. Vor einigen Jahren habe ich Weinstöcke gepflanzt und war damit einer der Ersten. Aus den Trauben wird heute noch ein feiner Uhudler gemacht. Als ich Walnussbäume im Wald angesetzt habe, hat keiner geglaubt, dass das funktioniert. Es klappt aber und jetzt möchte ich den Blauglockenbaum etwas bekannter machen, vielleicht findet sich jemand, der ihn in seiner Forstwirtschaft einbaut“, erzählt Leitenbauer.
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