Musiker-Dynastie fand ihre Wurzeln in Oberkappel
OBERKAPPEL. Denkwürdiger Besuch in Oberkappel: Ein Ururenkel des ersten Kapellmeisters und höchstwahrscheinlich Gründers der Musikkapelle besuchte Oberkappel, von wo sich die bekannte, höchst musikalische Friedl-Dynastie ausgebreitet hat.
Björn Stenvers, der in Holland lebt, hat sich auf die Suche nach den Wurzeln der Familie gemacht. Über genetische Ahnenforschung fand er vor zwei Jahren Blutsverwandte in Wien und letztlich auch die Verbindung nach Oberkappel.
Topothekar Franz Hauer berichtet von der örtlichen Ahnenforschung: „Diese ergab, dass 1840 der Schmiedegeselle Paul Friedl aus Untergriesbach die Oberkapplerin Theresia Huber geheiratet und sich in Oberkappel niedergelassen hat. Das Paar hatte zwei Söhne und eine Tochter, die aber als Kleinkind starb. Die beiden Söhne Johann und Franz erlernten das Fassbinderhandwerk, das sie in Oberkappel ausübten. Franz Friedl ist der Stammvater der heutigen Mesnerfamilie Luger.“
Alle zwei Söhne seien hoch musikalisch gewesen und beherrschten mehrere Instrumente. „Ein besonderes Musikgenie muss aber Johann Friedl gewesen sein, denn sein Wirken wurde in einem Zeitungsbericht anlässlich seines Todes im Jahre 1929 in höchsten Tönen gelobt. Er beherrschte demnach alle Blasinstrumente, Violine und Cello und unterrichtete als Kapellmeister alle seine Musikanten selbst. Auch seinen Kindern erteilte er musikalischen Unterricht und seine zwei Söhne Johann und Franz machten bedeutende musikalische Karrieren.“ Johann, geb. 1874, wurde Volksschullehrer und ab 1905 Schulleiter in Putzleinsdorf und leitete dort bis 1944 die Musikkapelle. Sein Sohn Reinhold Friedl wurde ebenfalls Lehrer, Bezirksschulinspektor und war auch musikalisch als Chorleiter und Komponist sehr erfolgreich tätig.
Großer Filmmusiker
Die größere Karriere machte jedoch Franz René Friedl, geb. 1892: Nach dem Gymnasium und dem Lehrerseminar in Linz studierte er in Wien Musik, wurde Konzertmeister in Dortmund und Dresden und gab schon als junger Violinvirtuose eigene Konzerte. Einige Jahre war er als Solobratschist in Buenos Aires engagiert, bis eine Sehnenentzündung am Arm seine Musikerkarriere beendete. Ab 1926/27 wurde er freischaffender Komponist von Unterhaltungsmusik, Kammermusik und Ouvertüren und Dirigent des Rundfunkorchesters Berlin. Von 1933 bis 1951 komponierte er für 48 Kinofilme die Filmmusik und war einer der meistbeschäftigten Filmmusikkomponisten in dieser Zeit. Während seines Engagements in Buenos Aires wurde die Tochter Johanna geboren, die den Holländer Nicolas Stenvers heiratete – den Stammvater der Stenvers-Linie.
Verwandten-Besuch
Björn Stenvers, der Ururenkel von Johann Friedl, besuchte bereits im November 2021 mit seiner Wiener Urgroßcousine Beate Friedl Oberkappel. Jetzt stellte er sich wieder im Mühlviertel ein und wurde von der Musikkapelle mit einem Ständchen willkommen geheißen. Bürgermeister Manuel Krenn überreichte ihm das Oberkappler Heimatbuch. Stenvers besuchte die verwandte Mesnerfamilie Luger, den Friedhof und das Musikheim. Außerdem wollte er unbedingt für sich und seinen Vater Franz Wilhelm Stenvers, der krankheitsbedingt nicht mitkommen konnte, etwas Einheimisches erwerben und so kaufte er Mühlviertler Leinenjanker mitsamt Trachtenhüten.
Stenvers hat in vielen Ländern Museumsprojekte entwickelt. Ende März bekam er dafür vom König von Kambodscha die höchste Auszeichnung des Landes, das Ritter-Großkreuz, überreicht. Er spricht mehrere Sprachen, darunter auch Russisch und besonders gut Deutsch.
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