Ein Topf voll Suppe für die Kriegsgefangenen im Lager
AIGEN-SCHLÄGL. Ende des Zweiten Weltkrieges, 1945, als die Amerikaner in der Region einmarschiert waren, errichteten sie ein Gefangenenlager für die ehemaligen Soldaten der deutschen Armee. Franz Pröll hat viele Berichte darüber in die Topothek Aigen-Schlägl gestellt.
An die 30.000 Mann waren von Anfang Mai bis Anfang Juli im Lager untergebracht – aufgeteilt in zwei Gruppen: eine für die Wehrmachtsoldaten, eine für die SS-Leute und ehemalige Parteigrößen. „Sie waren von viel Stacheldraht umgeben und von amerikanischen Posten bewacht, die zeitweise zum Vergnügen ihre Gewehre abschossen. Die Gefangenen mussten im Freien auf der Wiese lagern und um sich besser vor dem Wind schützen zu können, gruben sie oft mit bloßen Händen Erdlöcher, in die sie sich verkriechen konnten“, ist in einem Bericht (Auszug aus dem Buch von Johann Großruck aus dem Jahr 1999) zu lesen. Und auch, dass die Bevölkerung trotz persönlicher Rationierung noch Lebensmittel für die Gefangenen erübrigen konnte.
Zeitzeuge berichtet
Zeitzeuge Walter Mühlbäck erinnert sich, dass er als kleiner Bub mit seiner Mutter immer wieder einen großen Suppentopf zum Gefangenenlager gebracht hat. Im Gespräch mit Topothekar Franz Pröll erzählt der 83-Jährige darüber in einem kurzen Video: „Wenn wir am Zaun entlanggegangen sind, haben die Insassen Zettel rausgeschmissen. Unsere Mutter hat uns vier Kinder aber gewarnt, nicht zu nah ran zu gehen. Das sei zu gefährlich.“ Der Suppentopf wurde dann beim Eingang für die Gefangenen abgegeben. An noch etwas erinnert sich Mühlbäck: In der Gartenstraße seien amerikanische Panzer gestanden und die Soldaten haben Kaugummi an die Kinder verteilt.
Viele Gefangene wurden den Russen übergeben
Im Laufe der folgenden Wochen wurde viele Gefangene fortgebracht. Einige in ein Lager nahe Oberplan, wo sie bald darauf entlassen wurden und heimkehren konnten. Der Großteil der Lagerinsassen wurde den Russen übergeben. Daneben war beim Stift Schlägl ein Kriegsgefangen-Lazarett eingerichtet. Vor dem Abzug der Amerikaner Ende Juli 1945 wurden das Gefangenenlager und auch das Lazarett geräumt.
Gedenktafel
1997 initiierten zwei ehemalige Gefangene eine Gedenktafel für die im Lager verstorbenen Kameraden. Diese ist beim Kriegerdenkmal in Aigen zu finden.
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