Pothole Rodeo: Acht Mühlviertler fuhren mit Billig-Autos durch den Balkan
SARLEINSBACH. Acht junge Leute aus Sarleinsbach verbrachten einen zwölftägigen Abenteuer-Urlaub in Form einer 4.500 Kilometer langen Auto-Rundfahrt durch den Balkan. Die Besonderheit: Es war ein Pothole Rodeo im Rahmen des Backroad Clubs. Pothole bedeutet Schlagloch – die Strecke führte also nicht über Autobahnen und gut ausgebaute Straßen.
Der Backroad Club entstand vor rund zehn Jahren aus einer Freundesgruppe, die sich die Challenge gestellt hat, mit ein paar Autos durch den Balkan zu reisen. Mittlerweile hat der Club Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch Liechtenstein, Belgien, Polen und Litauen. Außerdem wurden einige Routen zusammengestellt, bei denen es Checkpoints gibt, zwischen denen die Strecke aber frei gewählt werden kann. Dabei sind immer einige Straßen markiert, die besonders cool, besonders riskant oder besonders spektakulär sind. Auch besonders schöne Plätze sind angegeben.
Alte Klapperkisten
Für die Autos gibt es Vorgaben: Entweder das Gefährt hat unter 50 PS oder es ist schon über 500.000 Kilometer gefahren oder es kostete weniger als 500 Euro. Die Gruppe entschied sich für die Billig-Variante und wagte die Reise mit zwei alten Kombis: einem Mitsubishi Galant und einem Volvo 850, Baujahr 1996.
Kilian Reiter, David Mandl, Hackl David und Elena Stöbich fuhren im Mitsubishi, Raphael Leitner, Severin Kneidinger, Tobias Wögetbauer und Christian Schlechtl im Volvo.
4.500 Kilometer, 19 Pannen
Die Route führte über Süd-Österreich und Slowenien zunächst durch Ungarn und Rumänien nach Bulgarien bis zum Goldstrand. Nach einer Nacht am Goldstrand ging es weiter nach Thessaloniki und dann wieder in nördliche Richtung nach Albanien. Es folgte ein kurzer Abstecher nach Nordmazedonien; danach ging es über Montenegro, Bosnien und Kroatien nach Hause. Zwei Mal übernachtete die Gruppe in Airbnbs, ansonsten wurde neben den Autos kampiert.
Probleme mit dem Zoll oder der Polizei gab es nicht, wohl aber mit den Autos. Auf der 12-Tages-Reise musste die Fahrt insgesamt 19 Mal wegen Pannen unterbrochen werden. Davon gingen 17 auf das Konto des Volvo, zumeist wegen der Kühlung.
Herausfordernde Bedingungen
Eine gewollte Herausforderung waren die teilweise abgelegenen, steilen oder einfach schlecht ausgebauten Straßen. Stöbich: „Wir suchten uns immer die abgelegensten Strecken und brauchten einmal fast acht Stunden für 40 Kilometer durch den Wald.“
Sie berichtet: „Wenn man Fotos von anderen Fahrern sieht, die die Strecke am Tag zurücklegten, die man in selber in der Nacht gefahren ist, und dabei merkt, dass es neben der Straße 150 Meter steil runtergeht, wird einem bewusst, dass auch ein gewisses Risiko dabei ist. Vor allem, weil dieser Abschnitt nur mit Vollgas zu schaffen war, da der Untergrund Schotter war und es steil bergauf ging.“
An dieser Stelle ging auch die Antriebswelle des Volvo kaputt. Stöbich: „Gott sei dank haben wir sie in dem Steinemeer bei Nacht wiedergefunden, sonst hätten wir nicht weiterfahren können.“
Um nach einer weiteren Panne nicht einen Tag auf die Lieferung einer Kühlerkopfdichtung warten zu müssen, wurden sie kreativ. Elena Stöbich erklärt: „Unsere Lösung: Wir haben mit der mitgebrachten Akkuflex einfach ein Loch beim Nummernschild gesägt und eins auf der Motorhaube, damit mit dem Fahrtwind Kühlung entsteht.“
Damit war der Motor möglicherweise sogar besser gekühlt als die Passagiere: „Wir hatten keine Klimaanlagen in den Autos und es hatte nur an einem Tag weniger als 40 Grad.“
Begeistertes Fazit
Elena Stöbich spricht wohl für alle Teilnehmer, wenn sie begeistert meint: „Es waren unvergessliche zwei Wochen, die uns nicht nur an Erfahrung, Kultur und Landschaftsbildern bereichert, sondern auch unseren Toleranzhorizont erweitert haben. Nach ein paar Tagen gewöhnt man sich daran, dass der Staub einfach überall ist. Und man glaubt gar nicht, wie toll eine Dusche nur mit Kaltwasser sein kann, wenn man tagelang bei 40 Grad nur geschwitzt und nur in Bächen und Seen gebadet hat.“
Ihr Fazit: „Alles, was man wirklich braucht, sind gute Freunde, eine gute Playlist, und viel Deo.“
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