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Kriseninterventionsteam: „Wir sind da, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird“

Martina Gahleitner, 13.11.2024 08:29

AIGEN-SCHLÄGL. 60 Einsätze hat das Kriseninterventions-Team des Roten Kreuzes im heurigen Jahr bereits geleistet. Die ehrenamtlichen Helfer geben Halt in besonders belastenden Situationen. Und ihre Arbeit ist immer öfter gefragt.

  1 / 2   Teamleiterin Renate Andraschko steht seit seit mehr als 20 Jahren für die Krisenintervention im Einsatz. (Foto: Gahleitner)

Der tragische Doppelmord mit darauffolgender Suche nach dem Täter und dem Polizeischutz für viele Personen hat auch das Kriseninterventions-Team gefordert. „Alle standen im Einsatz und wir haben insgesamt 62 Stunden geleistet. Das war ein sehr ungewöhnlicher Fall und ich bin stolz, dass alle bereit waren, in dieses Geschehen verwickelt zu werden“, sagt Teamleiterin Renate Andraschko aus Aigen-Schlägl. Sie merkt, dass die Einsätze generell mehr werden. „Allein in den letzten zwei Monaten wurden wir 15 Mal alarmiert. Heuer hatten wir schon 60 Einsätze und es stehen uns noch fast zwei Monate bevor.“ Die 15 Mitarbeitenden mit KI-Ausbildung stehen rund um die Uhr bereit, um auszurücken, wenn sie von einer Blaulicht-Organisation angefordert werden. Sie sind dabei, wenn die Polizei eine Todesnachricht überbringen muss, bei einem plötzlichen Todesfall, aber auch beim Verlust der Lebensgrundlage, etwa durch einen Brand.

Zuhören und Dasein

„Wenn jemandem der Boden unter den Füßen weggezogen wird, geben wir Stütze. Die Leute sollen merken, dass sie in dieser Situation nicht alleine sind. Wir können ihnen nichts abnehmen, aber sie begleiten“, beschreibt Andraschko. Es geht ums Zuhören und Dasein, „da wird oft gar nicht viel geredet“. Man spüre dann, wenn die Betroffenen wieder aktionsfähig werden und man gehen kann.

Bei den KI-Einsätzen geht es aber auch darum, den Weg aufzuzeigen. „Die Betroffenen sind oft das erste Mal mit dem Tod konfrontiert. Wir wissen, was nötig und was möglich ist. Viele Einsätze würden anders ablaufen, wenn wir nicht dabei wären“, ist sie überzeugt.

Gutes Miteinander im Team

Seit mehr als 20 Jahren ist die pensionierte Lehrerin, die zuvor im Rettungsdienst aktiv war, für die Krisenintervention unterwegs. Warum sie sich das antut? „Die Leute sind so dankbar, wenn wir dabei sind und sie in Extremsituationen unterstützen. Da bekommt man viel zurück und es entstehen ganz besondere Beziehungen.“ Als Teamleiterin ruft sie nach jedem Einsatz nach, wie es gelaufen ist und wie es ihren Kollegen geht. „Wir sind ein sehr gut eingespieltes Team. Alle zwei Monate treffen wir uns zur Besprechung, bei der wir die Einsätze durchgehen. Es gibt aber auch spirituelle und informative Inputs und das Gesellige darf auch nicht zu kurz kommen“, sagt sie. Jeder habe seine eigene Strategie, um mit belastenden Situationen umzugehen. Denn mit dem Protokoll schreiben ist der Einsatz zwar abgeschlossen, aber noch lange nicht erledigt. „Man denkt oft lange darüber nach, auch wenn alles rund gelaufen ist.“

Einsätze mit Kindern oder jungen Menschen sind natürlich besonders belastend. „Unser Einsatz ist eine einmalige Sache, eine psychologische Erste Hilfe in Notsituationen. Für die weitere Betreuung arbeiten wir mit der Krisenhilfe zusammen und wir legen den Betroffenen nahe, sich Unterstützung von Außenstehenden zu holen. Wenn einem Hilfe angeboten wird, soll man diese annehmen.“


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