Nach 33 Jahren: Franz Hehenberger nimmt Abschied von Sei So Frei
ST. PETER/OÖ.„Es waren erfüllte Jahre – mit Höhen und Tiefen; mit allem, was das Leben zu bieten hat“, sagt Franz Hehenberger aus St. Peter, der nach 33 Jahren Abschied von Sei So Frei nimmt und in den Ruhestand tritt. 33 Jahre, in denen er mit viel Leidenschaft, Empathie, Diplomatie, Mut und Gottvertrauen professionelle Entwicklungszusammenarbeit geleistet hat und das Leben vieler Menschen verbessern konnte.
1992 kam Franz Hehenberger zu Sei So Frei, das damals noch Bruder in Not hieß. Gleich zu Beginn erfolgte eine Strukturreform – ein Meilenstein. Heute geht der langjährige Geschäftsführer von Sei So Frei OÖ mit einem guten Gefühl. Er weiß, dass seine Arbeit Früchte trägt und mit seiner Nachfolgerin Magdalena Glaser, die ab Juni alleinige Geschäftsführerin ist, und dem gesamten Team gut weiterläuft.
Ohnehin ist ja das Ziel der Entwicklungshilfe-Organisation, Projekte in den Regionen in Afrika, Südamerika und Mittelamerika auf den Weg zu bringen, gewissenhaft zu betreuen, bis diese dann eigenständig weiterbestehen. Das könne ein Jahr dauern oder zehn Jahre – je nach Zielsetzung, ob nun Gemüseanbau, Landwirtschaft, Wiederaufforstung oder ein Schulprojekt. Ein Schulbau etwa soll nach vier, fünf Monaten abgeschlossen und die Besetzung mit Lehrkräften durch die Regierung geregelt sein, beschreibt Hehenberger. „Da schauen unsere Partner vor Ort drauf, denn sonst macht eine Schule ja keinen Sinn.“
Lohnende Zusammenarbeit
Der Jurist setzte von Anfang an auf starke Zusammenarbeit mit einheimischen Partnern. „Sie sind viel näher am Puls des Lebens, kennen die Situation vor Ort und wissen, was möglich ist. Die örtlichen Parameter dürfen nicht übergangen werden“, betont der Mühlviertler und fügt an: „Wenn man nicht sorgsam mit den Menschen in den Regionen umgeht, kann man viel zerstören. Denn Entwicklungshilfe ist ein Spagat zwischen Helfen und Vernichten.“ Erste Direktpartnerin von Franz Hehenberger war Saria. „Da war 100-prozentiges Vertrauen da; das Gefühl, wir gehen im Gleichschritt.“ Sie baute im Jahr 2000 die Partnerorganisation in Tansania auf, das Büro in Guatemala folgte 2005, 2014 dann Uganda.
Fünf Jahre auf Reisen
Projektreisen haben den Petringer bis ans Ende der Welt geführt. Knapp 100 Mal war er in den vergangenen 33 Jahren unterwegs, im Durchschnitt für zwei bis drei Wochen. „Wenn man das zusammenrechnet, war ich fünf ganze Jahre nicht zu Hause.“ Ohne die Unterstützung seiner Frau hätte er seinen Job nicht machen können, ist Hehenberger dankbar. „Sie war meine Quelle und Rückversicherung.“ Rückblickend sagt er: „Ich bin sehr demütig, dass ich das tun durfte. Das hat meinem Leben eine andere Richtung gegeben und meine Philosophie im positiven Sinn über den Haufen geworfen. Ich habe unglaublich viel lernen dürfen.“
Für seine Familie bleibt jetzt ebenso mehr Zeit, wie auch für seine Leidenschaft, das Tarockieren. Und Reisen werden ihn künftig verstärkt durch Europa führen. Seine Projektländer werden aber stets einen Platz in seinem Herzen haben. „Wir müssen schauen, dass die Leute in ihrer Heimat überleben können“, bekräftigt Franz Hehenberger. Entwicklungszusammenarbeit, wie Sei So Frei sie leistet, sei deshalb dringend notwendig und auch, dass diese Qualitätsarbeit auf die Verantwortungsebene der Politik gebracht wird.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden