BEZIRK ROHRBACH. Wasser, Hefe, Hopfen und Malz, fertig ist das Bier. Tatsächlich kommt ins Bier aber oft Kunststoff – und zwar absichtlich.
Fast alle großen Brauereien, auch österreichische, fügen ihren Bieren Polyvinylpolypyrrolidon(PVPP) zu. Dieses Kunstoffgranulat sorgt dafür, dass das Bier länger klar und haltbar bleibt. PVPP bindet nämlich die Gerbstoffe im Bier. Gleichzeitig ist PVPP wasserunlöslich, beeinträchtigt also weder den Geschmack noch die Farbe des Getränks. Natürlich bleibt das PVPP nicht bis zum Schluss im Bier, sondern wird wieder entfernt, dient also nur dazu, besagte Gerbstoffe zu filtern.
Und weil es wieder raus kommt, muss das PVPP auch nicht auf den Inhaltsangaben des Produktes deklariert werden. Kritiker befürchten aber, dass Mikroplastik im Bier zurückbleibt. Einen Anhaltspunkt für diese Vermutung liefert eine deutsche Studie, die 24 Biersorten untersucht hat und in allen von ihnen Spuren von Mikroplastik fand; in geringer Konzentration. Grundsätzlich gilt PVPP als unbedenklich. Es wird auch in Nahrungsergänzungsmitteln unter der E-Nummer E1202 verwendet. Internationale Studien konnten Mikroplastik schon in Stuhl, Magen, Blut, Plazenta und Lunge von Menschen nachweisen. Ob Mikroplastik dort Schäden anrichtet, ist aber unklar, weil Langzeitstudien fehlen.
Rohrbacher Brauereien verzichten auf PVPP
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der ist beim Bier aus dem Bezirk Rohrbach gut aufgehoben. „Wir verwenden kein PVPP“, teilt zum Beispiel die Brauerei Hofstetten mit. Stattdessen setzt man auf andere Filtermethoden, zum Beispiel mit Kieselerde. „Geschmacklich gesehen bedeutet eine Filtrierung immer, dass das Bier etwas schlanker wird. Unter anderem deswegen schmecken naturtrübe Biere kräftiger“, erklärt man bei der Hofstettner Brauerei. Dass die Gerbstoffe und das Filtrieren durchaus herausfordernd sein können, damit hat man dort beim Mühlviertler Bio-Bier seine Erfahrungen gemacht.
„Das wird mit Wintergerste gebraut, dadurch wird es recht schwierig, das Bier klar zu bekommen. Ganz gelingt das auch nicht: Nach zwei bis drei Monaten im Kühlschrank verbinden sich die Gerbstoffe wieder mit den Eiweißen und das Bier trübt sich ein. Wir haben den Vorteil, dass sich die Konsumenten darauf einstellen. Bio-Bier und trüb, das passt irgendwie zusammen, mit dieser Naturtrübe rechnet der Konsument, auch wenn es in diesem Fall gar nichts mit bio zu tun hat. Bei einem 'normalen' Bier würde es aber Reklamationen hageln. Die großen Brauereien lassen sich darauf nicht ein und filtrieren deshalb häufig mit PVPP, weil sie sich da sicher sein können, dass das Bier klar ist und lange klar bleibt. Schließlich wird die Ware im Supermarkt präsentiert und muss gewisse Kriterien hinsichtlich Mindesthaltbarkeit erfüllen“, zeigt man bei der Brauerei Hofstetten gewisses Verständnis für das Filtern mit PVPP.
Natürliches Produkt
Die Stiftsbrauerei Schlägl verwendet ebenfalls kein PVPP. „Wir gestehen dem Bier seine natürliche Haltbarkeit zu und filtrieren daher nicht mit PVPP“, sagt Geschäftsführer Markus Rubasch. Kurz zusammengefasst: Wer darauf Wert legt, dass sein Bier ganz sicher kein Mikroplastik enthält, egal ob dieses nun schädlich ist oder nicht, der kann bei Bieren aus dem Bezirk Rohrbach bedenkenlos zugreifen. Prost!
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