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Wohnform Einfamilienhaus: „So wie jetzt kann es nicht bleiben“

Petra Hanner, 11.09.2024 06:00

ST. STEFAN-AFIESL. Ein Student aus Deutschland forscht seit Juli in St. Stefan-Afiesl an der Zukunft des Einfamilienhauses. Wie wir künftig leben sollen, ist das Thema seiner Masterarbeit, die er hier im Rahmen des Studentenprogrammes Rurasmus erarbeitet.

Rurasmus-Student Richard Leißner mit Amtsleiterin Martina Madlmayr (Foto: privat)
Rurasmus-Student Richard Leißner mit Amtsleiterin Martina Madlmayr (Foto: privat)

Richard Leißner (30) studiert an der Technischen Universität Wien Raumplanung und Raumordnung. In diesem Bereich möchte er später einmal in seiner Heimat Deutschland arbeiten. Und um auf dieses Themenfeld auch einen praktischen Blick zu bekommen, hat er sich hinaus aus dem „universitären Elfenbeinturm“ bewegt, wie er es nennt.

Hinaus aufs Land

Im Programm „Rurasmus“ hat er dafür die optimale Gelegenheit gefunden. Rurasmus ist eine Wortkombination aus „rural“, also ländlich, und Erasmus – jenem bekannten Studentenaustauschprogramm, welches Studierenden ein Auslandssemester in einer Großstadt ermöglicht. Rurasmus schickt die Studenten also hinaus aufs Land.

St. Stefan-Afiesl hat in diesem Jahr erstmals einen Rurasmus-Posten“ ausgeschrieben. Die Vorgabe lautet, die Wohnform des klassischen Einfamilienhauses zu hinterfragen. Und mitten in dieser Forschungsarbeit steckt Richard Leißner gerade, nach etwa der Hälfte seiner Rurasmus-Zeit, die noch bis Ende Oktober dauert.

Wohnwerte entdecken

„Meine Aufgabe ist es, die Wohnwerte der Menschen in der Gegend zu erfragen. Sprich: Was ist ihnen wichtig, worauf will man beim Wohnen keinesfalls verzichten? Und dann zu versuchen, Vorschläge zu erarbeiten, wie diese Wünsche mit den aktuellen Themen Klimaschutz, Bodenversiegelung und nicht zuletzt der aktuellen Wohnbaupolitik vereinbar ist.“

Bedürfnis nach Familie groß

Um herauszufinden, welche Wohnwerte für die Steffinger wichtig sind, klopft er an viele Türen und spricht mit den Menschen. „Ich habe beispielsweise schon festgestellt, dass es hier noch ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe zur Familie gibt. Sehr oft wohnt man in unmittelbarer Nähe zu Eltern oder Geschwistern“, sagt der Student. Das war natürlich früher auch so, doch damals lebten eher mehrere Generationen in einem großen Haus, was nicht nur ressourcenschonend, sondern auch praktisch war, beispielsweise bei der Kindererziehung. „Dass das nicht mehr so ist, ist sicherlich dem Wohlstand und dem Wunsch nach Selbsterfüllung geschuldet. Dass jeder sein eigenes Häuschen baut, ist ein relativ neues Phänomen der letzten zwei, drei Generationen. Diese Wünsche gilt es zu respektieren. Gleichzeitig kann es so aber nicht weitergehen.“

Lehren daraus ziehen

Und so macht sich Richard Leißner Gedanken dazu, wie es vielleicht besser gehen könnte, wie man die alten Fehler vermeiden kann, wie das Wohnen der Zukunft in St. Stefan-Afiesl – und umgemünzt natürlich in der ganzen Region – aussehen könnte.

„Ich werde für meine Diplomarbeit einige Lehrenaufstellen, die die Gemeinde als Grundlage für ihre weitere Wohnbaupolitik verwenden kann“, so das Ziel des Studenten. Nach seiner Rurasmus-Zeit in St. Stefan-Afiesl wird Richard Leißner seine erworbenen Kenntnisse und Lehren bei einer Abschlussveranstaltung in der Gemeinde vorstellen.


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