300-Megawatt-Projekt an der bayerisch-österreichischen Grenze: Energiespeicher Riedl bekommt grünes Licht

Wasser soll dabei bei Stromüberschuss aus der Donau beim Kraftwerk Jochenstein in das 330 Meter höher gelegene Oberbecken in der Ortschaft Riedl bei Gottsdorf in der Gemeinde Untergriesbach gepumpt werden. Bei hoher Nachfrage fließt es zurück zu den Turbinen und erzeugt so innerhalb weniger Sekunden Strom. Das Oberbecken wird als neuer 24 Hektar großer Speichersee angelegt und fasst rund vier Millionen Kubikmeter Wasser. Zwei Maschinensätze mit je 150 Megawatt Leistung sorgen für eine Gesamtleistung von 300 Megawatt.

Genehmigung nach über zehn Jahren

Seit 2012 lief in Bayern das Planfeststellungsverfahren. Am Dienstag wurde der positive Beschluss feierlich übergeben. Politischer Vertreter aus Bayern, Ministerpräsident Markus Söder, Staatsminister Hubert Aiwanger, Umweltminister Thorsten Glauber und Landrat Raimund Kneidinger, überreichten das Dokument an Verbund-Chef Michael Strugl. Bereits Anfang Oktober beginnen auf österreichischer Seite erste ökologische Vorarbeiten im Umfeld des Projekts.

Versorgungssicherheit für Bayern und Österreich

Verbund-Chef Michael Strugl betonte: „Die Ausbauziele der Erneuerbaren bis 2045 zeigen in Bayern und Österreich gewaltige Dimensionen. Deshalb ist ein rascher Ausbau von Netzen und Speichern notwendig. Der Energiespeicher Riedl übernimmt hier eine unverzichtbare Aufgabe für die Netzstabilität und die sichere Versorgung. Mit diesem Projekt erhöht sich das Investitionsvolumen von Verbund in die bayerische Wasserkraft auf rund 1,7 Milliarden Euro bis 2030.“

Stimmen aus der Politik

Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger erklärte: „Speicher sind für die Energiewende genauso wichtig wie der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft. Mit einer Speicherkapazität von 3,5 Millionen Kilowattstunden wird Riedl zu einem zentralen Baustein unseres Stromsystems. Überschüsse können zwischengespeichert und bei Bedarf wieder eingespeist werden. Riedl spart jährlich über 100.000 Tonnen Kohlendioxid ein und stärkt die Wirtschaft in Bayern.“

Landrat Raimund Kneidinger hob hervor, dass mit dem Beschluss das umfangreichste Verfahren in der Geschichte des Landratsamtes Passau abgeschlossen sei.

Ökologische Begleitmaßnahmen

Neben dem Bau des Kraftwerks werden Umweltmaßnahmen umgesetzt. Eine neue Organismenwanderhilfe am Donaukraftwerk Jochenstein soll den Fluss für Fische an der Donau wieder durchgängig machen und zusätzliche Lebensräume schaffen.

Ab Oktober 2025 starten erste Arbeiten auf österreichischer Seite, darunter die Neustrukturierung des Kößlbaches, die Anlage neuer Altarme, Amphibientümpel und Kiesinseln. Insgesamt werden dafür rund 190.000 Kubikmeter Material bewegt.

Alois Pröll, Vorsitzender der Fischereiberechtigten Passau-Jochenstein, begrüßte die Maßnahmen ausdrücklich: „Mit den geplanten ökologischen Schritten werden erhebliche Verbesserungen für die Gewässerstruktur erzielt.“

Wirtschaftliche Impulse

Die Geschäftsführer der Donaukraftwerk Jochenstein AG, Karl Heinz Gruber und Michael Amerer, betonen: „Mit dem Energiespeicher Riedl wird nicht nur ein Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet. Die Investition setzt auch eine Kette an Wirtschaftsimpulsen in Gang. Mehr als 30 Prozent der Wertschöpfung verbleiben in der Region. Während der Bauphase entstehen rund 2.800 zusätzliche Beschäftigungseffekte, zu Spitzenzeiten sind bis zu 400 Personen auf der Baustelle tätig.“

Eckdaten des Energiespeichers Riedl

• Investitionsvolumen: über 400 Millionen Euro
• Maschinenleistung: 2 x 150 Megawatt
• Volumen Speichersee: 4,2 Millionen Kubikmeter
• Wasserfläche Oberbecken: 24 Hektar
• Mittlere Fallhöhe: 331,5 Meter
• Mittlerer Donauabfluss: 1.420 Kubikmeter pro Sekunde
• Durchfluss Turbinenbetrieb: 108 Kubikmeter pro Sekunde
• Durchfluss Pumpbetrieb: 83 Kubikmeter pro Sekunde
• Standort Kraftstation: Gemeinde Untergriesbach, Ortsteil Jochenstein
• Standort Speichersee: Gemeinde Untergriesbach, Ortsteil Gottsdorf

Der Verbund betreibt in Bayern und an der Grenze zu Österreich 22 Laufwasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 1.040 Megawatt und erzeugt Strom für etwa 1,8 Millionen Haushalte.

Proteste

Gegen das Projekt gab und gibt es zahlreiche Proteste. Kritisiert wurde dabei unter anderem, dass Wasser direkt aus der Donau entnommen werden wird, statt zum Beispiel in einem Unterbecken. Sowohl im Unterwasser unterhalb der Staustufe Jochenstein als auch im Stauraum von Jochenstein ergäben sich damit Wasserstandsschwankungen, die erhebliche Auswirkungen auf Fische und andere aquatische Lebewesen hätten. Auch der Bau der Stollen in der Donauleiten war wegen der Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt kritisiert worden.