Schärdinger Bürgermeister üben Kritik am Kinderbetreuungsatlas
BEZIRK SCHÄRDING. Einmal pro Jahr erscheint der Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer Oberösterreich. Auf viel Gegenliebe stößt die Lektüre nicht bei allen Bürgermeistern des Bezirks.
Mit ihrem Kinderbetreuungsatlas bietet die Arbeiterkammer Oberösterreich einen umfassenden Überblick über das Angebot an Kinderbildung und -betreuung in Kindergärten, Krabbelstuben und der Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder. Im Auftrag der AK hat das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) die Daten erhoben und ausgewertet.
Vier der insgesamt zwölf Kriterien sind für die Gesamt-Kategorienbildung besonders wichtig, um Eltern eine Vollzeitarbeit zu ermöglichen: der Umfang der täglichen Öffnungszeiten, das Angebot eines Mittagessens, die Sommerbetreuung und die Summe der Schließzeiten im Laufe eines Arbeitsjahres.
Kaum Verbesserung
Das Bildungs- und Betreuungsangebot hat sich für berufstätige Eltern laut der Studie gegenüber dem Vorjahr in Oberösterreich kaum verbessert – vor allem im ländlichen Raum, wie auch im Bezirk Schärding.
Kopfing ist Spitzenreiter
Gemeinden, die mindestens elf der zwölf definierten Kriterien erfüllen, werden in der Gesamtkategorie als 1A-Gemeinde eingestuft. Diese höchste Einstufung hat im Bezirk Schärding heuer nur die Gemeinde Kopfing im Innkreis erreicht (2022: vier). Dementsprechend stolz ist Bürgermeister Bernhard Schasching: „Das Ergebnis ist ein Lohn für unsere Arbeit. Es zeigt uns, dass wir vieles richtig gemacht haben.“
Kindergarten
Versäumnisse gibt es laut der AK im Bezirk vor allem bei dem Betreuungsangebot für die Unter-Dreijährigen. So gibt es mit Kopfing nur eine einzige Gemeinde mit einem vollzeittauglichen Betreuungsangebot. Besser schaut es bei den Drei- bis Sechsjährigen aus. Schwach ist das Angebot im Bezirk laut der AK bei der Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder. Die Zahl der A-Gemeinden ist um eine auf drei angestiegen. Trotz dieser Zunahme beträgt ihr Anteil immer noch unterdurchschnittliche zehn Prozent (OÖ: 22,2 Prozent). Zwei der Gemeinden sind der Kategorie B (2022: neun) zuzuordnen.
Kritik am Atlas
Kritik am Kinderbetreuungsatlas gibt es seit Jahren von vielen Gemeinden aus dem Bezirk. So haben heuer deren neun ihre Daten nicht an die AK geschickt. Diese sind: Altschwendt, Andorf, Dorf an der Pram, Eggerding, Mayrhof, Raab, Sigharting, Taufkirchen an der Pram und Wernstein am Inn.
Kritisiert wird dabei vor allem die Datenverarbeitung durch die AK. Diese sei zu fehlerhaft. „Bei uns wurden vor einigen Jahren falsche Daten veröffentlicht. Diese wurden erst nach ausdrücklichem Wunsch von uns richtiggestellt. Aber nur Online, die Print-Version wurde nicht neu ausgeschickt“, so Taufkirchens Bürgermeister Paul Freund.
Auf eine Datenweiterleitung hat auch Dorf an der Pram verzichtet. Unter anderem aus dem selben Grund wie Taufkirchen. „Auch bei uns wurden falsche Daten verarbeitet“, so Bürgermeister Thomas Ahörndl. Den Aussagen der Ortschefs entgegnet die AK. Die Datenverarbeitung sei nicht mangelhaft. „Sie wurde vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) professionell durchgeführt und mehreren Kontrollgängen unterzogen“, so die AK auf Nachfrage von Tips.
Tagesmütter Innviertel
Weiters wird von den Ortschefs kritisiert, dass der Verein Tagesmütter Innviertel nicht in die Wertung mitaufgenommen wird. Dies bestätigt Roland Wohlmuth, Bürgermeistersprecher des Bezirks und Bürgermeister von Brunnenthal. „Einige Gemeinden haben sich diesbezüglich bei mir schon beschwert.“
Die Antwort der AK: „Falls es ein Angebot des Vereins Tagesmütter/-väter in der Gemeinde gibt und dieses im Zuge der Datenerhebung von der Gemeinde auch gemeldet wurde, wird der Verein in der Spalte „Weitere Betreuungsmöglichkeiten“ für jede Altersgruppe genannt. Zusätzlich dann auch in der Online-Version unter kba.arbeiterkammer.at.“
Schlechte Kommunikation, gemeinsamer Dialog
Anhand der Aussagen sieht man, dass es aber auch an der Kommunikation zwischen der AK und den Gemeinden scheitert. Das bestätigt auch Wohlmuth: Er wünscht sich einen gemeinsamen Dialog. „Am besten wäre es, wenn sich Vertreter der Gemeinden und der AK an einen Tisch setzen würden, um alle Unklarheiten zu beseitigen. Dann bin ich mir sicher, dass wieder mehr Gemeinden ihre Daten weiterleiten würden.“
Dass eine bessere oder mehr Kommunikation sinnvoll wäre, zeigt sich am Beispiel Schardenberg. Die Gemeinde wurde beim Angebot für Drei- bis Sechsjährige in die E-Kategorie (niedrigste Kategorie ) eingestuft, und das obwohl es einen Pfarrkindergarten gibt. „Es ist ärgerlich, dass wir hier falsch eingestuft wurden“, so Bürgermeister Stefan Krennbauer.
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