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Nicht "hammerterrisch" aber im Geyerhammer fast daheim

Daniela Toth, 24.05.2018 07:44

SCHARNSTEIN. 240 Mitarbeiter hatte die Sensenschmiede Geyerhammer, als Werner Fasser dort 1968 seine Schlosserlehre begann. Heute führt der Pensionist, gemeinsam mit seinem ehemaligen Kollegen Sepp Stadler, durch das Sensenmuseum.

Werner Fasser (l.) und Sepp Stadler zeigen, wie Sensen geschmiedet wurden.
Werner Fasser (l.) und Sepp Stadler zeigen, wie Sensen geschmiedet wurden.

28 Arbeitsgänge waren notwendig, um eine Sense zu schmieden, 19 Minuten wurde an jeder einzelnen gearbeitet: Diese Zahlen hat Werner Fasser genau im Kopf. Der Scharnsteiner hat in seiner Zeit im Geyerhammer zahlreiche Stationen durchlaufen und war zuletzt für Versand und Lager zuständig.

Beliefert wurde einstmals (fast) die ganze Welt: Vom „Schweden“ über den „Franzosen“ bis zum „Mexikaner“ wurden in Scharnstein auf den jeweiligen Markt abgestimmte Sensen hergestellt.

Stückzahl als „Tagwerk“

Insgesamt waren es 250.000 bis 300.000 Stück pro Jahr, die von den Mitarbeitern im „Tagwerk“ geschmiedet wurden. „Man war nicht für eine bestimmte Anzahl von Stunden angestellt, sondern für ein Tagwerk, das erfüllt werden musste. Zum Schluss waren das – abhängig vom Sensenmodell – über 300 Stück pro Tag#“, erzählt Fasser.

Dabei waren vor allem die „Essmeister“ gefordert – wie Sepp Stadler. Gemeinsam mit Werner Fasser zeigt er beim Schauschmieden noch heute, wie das „Zainen“ und „Breiten“ vor sich ging. Die Technik ist noch immer dieselbe wie vor 400 Jahren, betont Werner Fasser. Und das Getöse, wenn der schwere Hammer nach unten geht, ist groß.

Vier Hämmer im Einsatz

„Früher wurde an vier Hämmern gleichzeitig gearbeitet“, erzählt Fasser. Kein Wunder also, dass viele der Mitarbeiter regelrecht „hammerterrisch“ geworden seien – die Lautstärke der Hämmer habe sie auf Dauer schwerhörig oder taub gemacht. „Wir hatten aber schon von Beginn an Gehörschutzwatte und später dann einen Kapselhörschutz. Uns hat das nicht mehr so erwischt“, erklärt Sepp Stadler.

Nachdem die Sensenschmiede 1987 für viele überraschend ihren Betrieb einstellte, wechselte Werner Fasser in die Brillenfabrik: „Das war eine enorme Umstellung – wie vom Schmied auf einen CNC-Techniker“, erinnert er sich.

Erlebnis Schauschmieden

Als das Museum Geyerhammer errichtet wurde, erklärte er sich gemeinsam mit Sepp Stadler und dem mittlerweile verstorbenen Hubert Weingartner bereit, für Interessierte Führungen anzubieten. Vor allem das regelmäßige Schauschmieden – jeden ersten Samstag im Monat – lockt viele Gäste an. Eine Gruppe ist dabei immer besonders begeistert, erzählen die beiden Museumsführer mit einem Schmunzeln: „Die Kinder zieht das Feuer und das Schmieden fast magisch an.“


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