Europatag an der geschlossenen Grenze: Es braucht Lösungen mit Hausverstand
SCHWARZENBERG. Mit einem grenzüberschreitenden Treffen auf Distanz am geschlossenen Grenzübergang in Schwarzenberg-Lackenhäuser bekräftigten Vertreter aus dem Bezirk Rohrbach und dem benachbarten Bayern anlässlich des Europatages am 9. Mai ihre Forderung nach einer Öffnung der Grenzen. Sie zeigten aber auch die Verbundenheit über die Grenzen hinweg auf.
„Eine weltweite Pandemie hindert uns momentan daran, über Grenzen zu gehen und manchmal auch daran, über Grenzen zu denken“, meinte Andreas Höllinger, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Rohrbach, zur Begrüßung. Die Wirtschaft brauche aber offene Grenzen: „Wirtschaft ist etwas Verbindendes, denn so wie aus einer Idee zur Zusammenarbeit das wohl größte und nachhaltigste Friedensprojekt aller Zeiten wurde, nämlich die Europäische Union, so sorgt sie auch in diesen Tagen dafür, dass es weiter geht und, dass sich Grenzen wieder öffnen.“ Höllinger merkt, dass der Druck aus den Regionen steigt. „Unter Berücksichtigung des Gesundheitsschutzes, braucht es bis zur allgemeinen Öffnung der Grenzübergänge umgehend punktuelle Lösungen mit Hausverstand“, sagt er.
Belastende Situation
Auch ÖVP-Landtagsabgeordneter Georg Ecker unterstrich die Wichtigkeit des freien Grenzverkehrs nicht nur für die Wirtschaft, sondern für die gesamte Bevölkerung. „Zahlreiche Pendler aus den Grenzregionen müssen oft einen wesentlich längeren Umweg in Kauf nehmen. Auch für Familien mit Angehörigen im benachbarten Deutschland ist die Situation besonders belastend.“ Das symbolische Ausbreiten der Europafahne sowie die anschließende gemeinsame Jause sollte deshalb auch ein Zeichen sein, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Eltern, Kinder und Großeltern und alle als Europäer über Grenzen hinweg miteinander verbunden sind.
Neben Ecker und Höllinger waren Schwarzenbergs Bürgermeister Michael Leitner, Wirtschaftsbund-Bezirksgeschäftsführer Michael Gierlinger, die beiden Unternehmer und WB-Kooperationsraumsprecher Markus Pfoser und Manfred Stallinger, Hallo Nachbar-Gründer Herbert Mairhofer sowie WK-Bezirksleiter Klaus Grad beim Treffen an der Grenze dabei. Auf bayrischer Seite waren es Landrat Sebastian Gruber (Landkreis Freyung-Grafenau), die 1. Bürgermeisterin von Neureichenau Kristina Urmann und die Neureichenauer Unternehmer Susanne Denk-Angerer, Bernhard Pöschl und Ernst Süß.
Einsatz für Erleichterungen
Anlässlich des Europatages 2020 setzen sich die WKO Oberösterreich, die IHK Niederbayern, die HWK Niederbayern-Oberpfalz und die Südböhmische Wirtschaftskammer dafür ein, dass es bei der Öffnung der Grenzen im Dreiländerraum zu weiteren Erleichterungen kommt. Gemeinsames Anliegen ist die Wiedereröffnung von wichtigen Grenzübergängen vor allem für den Pendlerverkehr sowie die schrittweise Lockerung für den privaten Geschäftsverkehr unter Beibehaltung der Gesundheitsschutzmaßnahmen. „Für die Unternehmen und Menschen in den Grenzregionen sind die Nachbarn auf der anderen Seite Teil ihres Wirtschafts- und Lebensraumes. Das Hochfahren der Wirtschaft in den einzelnen Ländern sollte daher auch mit einem Hochfahren der Grenzbalken einhergehen“, sind sich WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und ihre Kollegen aus Bayern und Südböhmen einig.
Mehr Infos: www.hallonachbar.eu
Zum Muttertag über die Grenze
Zum morgigen Muttertag (10. Mai) sind übrigens Grenzübertritte möglich: Laut Land OÖ gelten Verwandtenbesuche im benachbarten Bayern in diesem Zusammenhang als ein „besonders berücksichtigungswürdiger Grund im familiären Kreis“. Für die Besuche von Angehörigen am Muttertag reicht „eine Glaubhaftmachung an der Grenze“ aus. Diese Regelung ist mit dem Bund abgesprochen worden.
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