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Christian Stadler half HIV-positiven Menschen in Ostafrika

Elena Auinger, 02.07.2015 13:58

ST. FLORIAN/INN. Christian Stadler aus St. Florian/Inn absolvierte im Zuge seines Studiums „Soziale Arbeit“ (FH Gesundheit und Soziales Linz) ein Auslands-praktikum in Ostafrika und betreute dort HIV-positive Menschen. Im Tips Interview spricht der 25-Jährige über seine Arbeit, seine Begegnungen mit den Massai und wie er die aktuelle Diskussion um Flüchtlinge und Asylanten in Österreich sieht.

Die Begegnungen mit den Massai beeindruckten Christian Stadler besonders.
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Tips: Warum haben Sie sich für ein Auslandspraktikum entschieden?

Christian Stadler: Im Rahmen meines Studiums ist das Absolvieren von Praktika Pflicht. Aufgrund meines Interesses an fremden Kulturen, Sitten, Gebräuchen und Sprachen habe ich mich entschieden, das Informationspraktikum nach dem ersten Semester im Ausland zu absolvieren.

Tips: Wie kam es dazu, dass Sie sich für eine Zusammenarbeit mit dem Verein Daraja entschieden haben?

Stadler: Im Zuge einer Informationsveranstaltung wurde ich auf den ehrenamtlichen Verein Daraja, der von ehemaligen Studenten der FH Linz gegründet wurde, aufmerksam. Als Brücke der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Österreich und Kenia wird nachhaltige Hilfe für HIV-positive Menschen angeboten. Ich war sofort von der Idee begeistert und wollte mir selbst ein Bild über die Umsetzung sowie die Situation vor Ort machen.

Tips: Wo genau fand Ihr Praktikum statt?

Stadler: Mt. Zion CBO, die Partnerorganisation von Daraja, befindet sich in der Kleinstadt Emali und liegt an einer der bedeutendsten Hauptverkehrsadern Ostafrikas. Sexarbeit und Prostitution stellen aufgrund der strategischen Lage Emalis, des niedrigen Bildungsniveaus der Bevölkerung und der gleichzeitig hohen Arbeitslosigkeit in vielen Fällen eine der wenigen Einnahmequellen für Frauen dar. Im Spannungsfeld von Armut und Prostitution verzeichnet Emali eine HIV/Aids-Rate um zwölf Prozent. Vier Wochen lang durfte ich Mt. Zion CBO bei den vielfältigen Hilfsmaßnahmen dieser Problematik unterstützen.

Tips: Wie waren Ihre ersten Tage in Ostafrika?

Stadler: Das Stadtbild von Emali ist geprägt von roter Erde, Wellblechhütten, Gemüse- und Obstkioske, kultureller Vielfalt und einer jungen Generation, die der Spirale von Armut und Krankheit entfliehen möchte und hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. Zu Beginn machten mir die Hitze, der Staub, das bunte Treiben auf den Straßen sowie die dauernde Lärmbeschallung ein wenig zu schaffen. Die Menschen in Emali waren jedoch alle sehr offen und interessiert und so gelang es mir recht schnell, mich einzuleben.

Tips: Hatten Sie im Vorfeld bestimmte Erwartungen an das Praktikum?

Stadler: Durch die intensive Vorbereitung hatte ich schon eine gute Vorstellung, was auf mich zukommen werde. Meine Erwartungen wurden aber auf jeden Fall übertroffen, da ich einen wirklich breit gefächerten Einblick in die Tätigkeiten des Projekts bekam.

Tips: Welche Aufgaben hatten Sie während des Praktikums?

Stadler: Meine Aufgaben waren sehr abwechslungsreich; an der Seite der Mitarbeiter vor Ort konnte ich jeden Tag aufs Neue bei den Hilfsmaßnahmen mitwirken. Eine davon ist die Begleitung von Selbsthilfegruppen HIV-positiver Menschen, die sich wöchentlich oder 14-tägig treffen. Diese Gruppen bieten Unterstützung in psychischer, sozialer sowie wirtschaftlicher Hinsicht. Durch gezielte Arbeitstrainings wird ihnen ermöglicht, lukrative Einkommensquellen zu erschließen. Bei den Gruppenmitgliedern handelt es sich überwiegend um Frauen jeden Alters, es gibt jedoch auch eine reine Männergruppe sowie ein Projekt für Kinder.

Tips: Gibt es ein Erlebnis, das Sie besonders beeindruckt hat?

Stadler: Da gibt es viele. Vor allem die Besuche in den Massai-Dörfern werden mir immer in Erinnerung bleiben. Es ist faszinierend, wie dieser traditionelle Stamm unter den vorherrschenden Bedingungen im Busch lebt.

Tips: Was konnten Sie für sich aus dem Praktikum mitnehmen?

Stadler: Die intensiven Gespräche mit Daniel, dem Sozialarbeiter in Emali, haben viele meiner persönlichen Sichtweisen verändert und mir klargemacht, was die wirklich wichtigen Werte im Leben sind. Außerdem sind einige internationale Freundschaften entstanden.

Tips: Sie absolvieren ein Studium im sozialen Bereich: Wie sehen Sie die aktuelle Diskussion um Flüchtlinge und Asylanten in Österreich?

Stadler: Ich begleite selbst seit Herbst einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling aus Afghanistan und stehe ihm als „Buddy“ bei der Integration zur Seite. Ich finde es wichtig, bei all den aktuellen Diskussionen nicht zu vergessen, dass es sich bei Flüchtlingen um Menschen handelt, die alles zurücklassen mussten und auf der Flucht meist Traumatisches erlebt haben. Eine adäquate Unterbringung und Behandlung ist aus menschenrechtlicher Sicht unabdingbar.


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