Traditionsbetrieb Gruber & Kaja kämpft sich zurück in die Zukunft
ST. MARIEN. Mit einem neuen Chef, einem Führungsteam aus zum Teil langjährigen Mitarbeitern, einer kräftigen Investitionsspritze und einem Qualifizierungsprogramm startet der automotive Zulieferer, den viele bereits untergehen sahen, neu durch. „Gruber & Kaja 4.0“ heißt das Projekt, das den Traditionsbetrieb zurück in die Zukunft führen soll. Am 28. Juni von 10 bis 12 Uhr lädt der Betrieb gemeinsam mit dem AMS zur Jobmesse.
Im März vergangenen Jahres fuhr Gruber & Kaja noch auf Kurzarbeit. Weder die Kunden noch die Mitarbeiter noch der Markt glaubten an eine Erholung.
Inzwischen hat der Eigentümer, die HTI-Gruppe, drei von vier Werken verkauft. Das bedeutet, die Kunststoffspritz-Gruppe HTP wurde abgestoßen. Von dem Erlös konnte das existenzbedrohende Liquiditätsloch gestopft werden und was noch übrig blieb – etwa 10 Millionen Euro − hat HTI in den Alu-Druckguss-Erzeuger Gruber & Kaja investiert.
Die große Chance für eine Zukunft am Markt sieht man in der Elektromobilität. „Ich bin überzeugt, 2025 hat jedes Auto E-Mobilität. Bei den ganz kleinen Batterien setzt man hier auf Kunststoff-Komponenten, bei allen anderen auf Druckguss. Das heißt für uns, wir haben eine ungewöhnlich positive Marktsituation“, sagt der neue Chef Werner Wilhelm.
Gruber & Kaja 4.0
Wilhelm hat mitten in der Kurzarbeits-Phase 2016 das Ruder in die Hand genommen – und diese sofort beendet. Der gebürtige Deutsche war unter anderem als Entwicklungsvorstand bei Magna Steyr tätig und lebt in der Oststeiermark.
18 Jahre hat er für Fahrzeughersteller gearbeitet, 18 Jahre auf Zulieferseite. Unter seiner Führung wurde das Projekt „Gruber & Kaja 4.0“ ins Leben gerufen.
Nun wird die „DNA des Unternehmens“ von Grund auf verändert. „Hier ist ja wegen der finanziellen Engpässe schon zehn Jahre lang nichts mehr investiert worden. Dieser Industriefriedhof wird nun beseitigt.“
Und tatsächlich, am Gelände von Gruber & Kaja ist eine gigantische Baustelle. Etwa ein Drittel des Unternehmens wird demontiert. Alle Maschinen, die nicht zukunftsfit sind, sollen bis Juli draußen sein. Die erste neue Maschine (Kosten 1,1 Millionen Euro) ist bereits eingelangt, weitere werden folgen.
„Dann werden wir innerhalb des Unternehmens alles renovieren, aufräumen und haben damit innerhalb von Gruber & Kaja quasi ein Drittel Start-Up, um die neuen Ideen umzusetzen“, erklärt Werner Wilhelm.
Ideenschmiede
Die Ideen werden derzeit federführend von Paul Fischerleitner (seit 2011 im Unternehmen, Verantwortlicher für das Werk selbst, für Logistik und Einkaufstätigkeit), Daniel Marijanovic (seit 2007 im Unternehmen, CNC Programmierer, seit dieser Woche auch Produktionsleiter), Mekovic Acndn (Neuzugang, IT-Leiter) und Ronald Hohneder (seit 1985 im Unternehmen, nach 32 Jahren in der Qualitätssicherung jetzt Leiter Druckguss) entwickelt.
Und was den Rest der Belegschaft betrifft, so steht Weiterbildung auf dem Programm. Denn neue Technologien machen Qualifizierungen notwendig. „Wir wollen das Know-how in der Firma behalten. Wenn wir also mit Robotern arbeiten wollen, brauchen wir jemanden, der sie programmieren kann.“
Neue Technologien machen Qualifizierungen notwendig
Das AMS Traun unterstützt die betriebliche Weiterbildung bei Gruber & Kaja, hat dafür extra einen Technik-Spezialisten an Bord geholt. Ausbildungspartner ist das WIFI. „Mir gefällt der Ansatz, die bestehenden Mitarbeiter, vor allem auch die älteren, einzubeziehen“, sagt Karl Steininger, Leiter des AMS Linz-Land.
Zudem ist Gruber & Kaja bereit, sich bei Neueinstellungen auf ungewöhnliche Biografien einzulassen und Querdenker, die etwas quer zum Strom schwimmen, zu begeistern und in den Betrieb zu integrieren.
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