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Flüchtlingsfamilie sorgt dafür, dass Volksschule St. Pankraz erhalten bleibt

Susanne Winter, MA, 10.02.2017 16:00

ST. PANKRAZ. Mit weniger als zehn Schülern drohte der Volksschule St. Pankraz im kommenden Herbst die Schließung. Doch engagierte Bürger ermöglichten es einer Familie aus Syrien, in den Ort zu ziehen und so den Fortbestand der Schule zu sichern.

Dank Stefan Bankler (r.) hat die Familie im Mesnerhaus ein zu Hause gefunden. Foto: Egelseder
  1 / 5   Dank Stefan Bankler (r.) hat die Familie im Mesnerhaus ein zu Hause gefunden. Foto: Egelseder

Die rund 360 Einwohner von St. Pankraz hängen an ihrer Volksschule. Darunter auch der vierfache Vater Stefan Bankler, dessen Sohn derzeit die Schule besucht. Er hatte die Idee, in das seit 40 Jahren unbewohnte Mesnerhaus eine Flüchtlingsfamilie einziehen zu lassen. Nach Absprache mit allen im Gemeinderat vertretenen Fraktionen zog der Flüchtling mit Asylstatus Awad Issa von Spital am Pyhrn nach St. Pankraz. Stefan Bankler, beruflich als Busfahrer tätig, kannte Awad bereits von seinen Fahrten.

Mesnerhaus saniert

Nach der Zustimmung des Pfarrgemeinderates sanierten Stefan und Awad gemeinsam mit einigen Helfern in privater Initiative das Mesnerhaus und bereiteten es für die Ankunft der Familie vor. Viele Menschen aus dem Ort haben zusammengeholfen, dass das 100 Quadratmeter große Häuschen bewohnbar wird. „Man hilft wirklich sehr gerne. Awad und seine Familie sind sehr nette Menschen. Es kommt von ihnen so viel zurück. Awad hat in Syrien vielen Menschen geholfen. Jetzt wird ihm geholfen“, erzählt Stefan Bankler und fügt hinzu: „Außerdem haben wir ja auch etwas davon, wir haben eine super Familie hier in St. Pankraz und die Volksschule kann bleiben.“

Der Krieg veränderte alles

Awad arbeitet in der Küche von Kirchenwirt Martin Parzer (Gasthaus zum Niesl) in St. Pankraz. In Damaskus hatte Awad zwei Berufe. Unter Tags schneiderte er Pyjamas für Adidas und in der Nacht fuhr er für die Gemeinde mit der Kehrmaschine. Doch mit dem Krieg wurde es zu gefährlich für ihn.

Familie zurück gelassen, um eigenes Leben zu retten

Zweieinhalb Jahre hat Awad seine Frau Watfa Rahhal und seine fünf Töchter nicht gesehen. Er musste sie in Damaskus (Hauptstadt von Syrien) zurück lassen, um sein eigenes Leben zu retten. Für die Zurückgebliebenen war es ungewiss, ob der Vater die Flucht überleben wird.

Gefährliche Flucht überlebt

Zu Fuß machte er sich auf den Weg. Awad erzählt, dass er drei Monate eingesperrt wurde und die Fahrt mit einem Schlauchboot besonders gefährlich war. Darin haben normalerweise zwölf Menschen Platz, auf der Flucht waren es 47. „Alle haben gebetet“, erzählt Awad, denn viele kommen bei der Flucht ums Leben. Er und seine Freunde aus Spital am Pyhrn haben „viele tote Menschen“ gesehen. Doch Awad hat die Flucht überlebt. Seit 30. Jänner 2015 ist er nun in Österreich. Er hat schon eifrig Deutsch gelernt und auch den Asylstatus bekommen. Vor drei Wochen ist seine Familie in St. Pankraz eingezogen.

Volksschule bleibt erhalten

Drei seiner Kinder gehen nun in die Volksschlue in St. Pankraz. Die Schulbildung in Damaskus war laut Awad vor dem Krieg sehr gut. Davon ist auch die Lehrerin Heike Schulz überzeugt. Sie berichtet vom guten Bildungsstand der Kinder. Die drei Mädchen wurden von ihren Mitschülern sehr herzlich aufgenommen. Nun hat die Volksschule St. Pankraz wieder 13 Schüler und der Erhalt ist auch für nächstes Jahr gesichert.

Hoffnung auf Rückkehr

Awad ist dankbar für die viele Unterstützung, die er von den Menschen aus dem Bezirk Kirchdorf – vor allem von Stefan Bankler – erhalten hat. „Stefan ist mein Bruder“, sagt Awad: „Ich bekomme viel Hilfe, aber ich bin innerlich traurig.“ Der 39-Jährige hat noch eine große Familie in Syrien. Seine Eltern und elf Geschwister vermisst er sehr. Über WhatsApp hält er Kontakt zu ihnen. Awad hofft auf eine Rückkehr in seine Heimat: „Ich hoffe, dass der Krieg bald vorbei ist. Ich muss zurück und ich muss Stefan zu mir einladen. Wir sind alle Brüder. Wir sind alle Menschen. Warum machen wir Krieg, wenn wir doch alle Brüder sind?“


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