ST. PÖLTEN/NÖ. Durch die steigende Lebenserwartung und zunehmende Alterung der Bevölkerung würde sich die Anzahl der Demenzpatienten bis 2050 auf 44.000 erhöhen, also verdoppeln, wurde in einer Studie errechnet. Auch bestimmte Lebensmittel oder Medikamenteninhaltsstoffe, wie einige Metalle - etwa Aluminium - so wird vermutet, tragen dazu bei, dass sich unter den Demenz-Patienten immer jüngere Menschen befinden. In wenigen Jahren wird jede Familie direkt oder indirekt mit der Erkrankung Demenz konfrontiert sein.
Derzeit gebe es rund 22.000 Demenzkranke in Niederösterreich, führt LHStv. Wolfgang Sobotka heute in einer Pressekonferenz in ST. Pölten aus. „Mit dem heutigen Wissen um die gesellschaftlichen Veränderungen ist es notwendig Vorsorge zu treffen, um die hohe Versorgungsqualität auch in Zukunft zu halten und auszubauen. Wir haben aber derzeit keine bundesweite Demenz-Strategie an der wir uns orientieren könnten“, so der Politiker.
Die niederösterreichische Landes-Zielsteuerungskommission habe deshalb beschlossen, eine Projektgruppe mit der Erarbeitung eines Planes für den stufenweisen Ausbau, Vernetzung bestehender Behandlungs- und Betreuungsstrukturen und Optimierung der Demenzversorgung zu beauftragen.
80 Prozent der Demenzkranken würden zu Hause versorgt, überwiegend durch Frauen. Für die Angehörigen sei das anstrengend, neben ihren familiären und beruflichen Verpflichtungen. Unterstützungsangebote sollen helfen, dass die Angehörigen durch diese große Belastung nicht selbst erkranken. Man erreiche das etwa durch den Ausbau von Tagesstätten für Menschen mit Demenz.
Demenz ist derzeit nicht heilbar
“Demenzerkrankungen können nicht geheilt werden“, führt Univ.-Prof. Stefanie Auer aus, jedoch kann eine frühe Diagnose und Behandlung das Fortschreiten der Krankheit verzögern. Neben Früherkennung spielen die Förderung der Fähigkeiten der Betroffenen, Entlastung der Angehörigen, öffentliche Bewusstseinsbildung und Gesundheitsvorsorge eine wichtige Rolle. Besser aufeinander abgestimmte Versorgungsstrukturen und Behandlungspfade im stationären, ambulanten und mobilen Bereich werden für eine qualitativ hochwertige Versorgung in Österreich immer wichtiger“.
Demenzfreundliche Apotheke
“Chronisch kranke und alte Menschen sehen die Apotheke als wichtige Anlaufstelle, nicht nur um Beratung zur Arzneimitteltherapie zu erhalten, sondern auch kompetente Information zum Umgang mit ihrer Erkrankung. Eine „Demenzfreundliche Apotheke“ fördert die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen, indem es Unterstützung und Hilfestellung für den Alltag bietet“, so NÖ-Apothekerkammerchef Heinz Haberfeld.
In Niederösterreich und Wien arbeiten jeweils neun Apotheken in Städten und im ländlichen Raum am Projekt „Demenzfreundliche Apotheke“ mit. Die Apotheker haben spezielle Schulungen erhalten und bieten zahlreiche unterstützende Leistungen an: z.B. Vernetzung mit Selbsthilfegruppen, Gesunde Gemeinden, Stammtische für pflegende Angehörige, Informationen und Beratung z.B. zu Arzneimitteln, Informationsecke in Apotheke, etc. „Die Erfahrungen aus dem Projekt münden in eine Toolbox mit Schulungsunterlagen, Broschüren, Maßnahmen, etc., die in Zukunft auch anderen Apotheken zur Verfügung gestellt werden soll. Interessierte Apotheken sollen auch die Möglichkeit erhalten, sich als „Demenzfreundliche Apotheke“ zertifizieren zu lassen“, so Haberfeld.
Gesundheitsvorsorge hilft Demenz vorzubeugen
Experten sind der Meinung, dass ein gesunder Lebensstil das Risiko an Demenz zu erkranken, reduziert. „Risikofaktoren sind beispielsweise Bewegungsmangel, Übergewicht, fettreiche Ernährung, wenige soziale Kontakte, wenige geistig fordernde Tätigkeiten, Diabetes und Bluthochdruck. Wer gesund lebt, tut seinem Gedächtnis nachweislich etwas Gutes“, erklärt Auer. „Mit der Initiative „Tut gut!“ bieten wir den Niederösterreichern eine breites Angebot an Programmen und Projekten für ihre Gesundheit und Lebensqualität. Von VORSORGEaktiv, Gemeinschaftsverpflegung „Vitalküche“ bis hin zu Aktionen im Rahmen der „Gesunden Gemeinden“, betont Sobotka abschließend.
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