Täter gestand neun Banküberfälle - und legte seine Lebensbeichte ab
ST. PÖLTEN/NÖ. „So einen Fall gab es in den letzten 30 Jahren nicht“, erklärt Brigadier Franz Polzer vom Landeskriminalamt bei einer Pressekonferenz in St. Pölten. Die Ermittler konnten einem Wiener neun Banküberfälle in Niederösterreich nachweisen.
Ein Banküberfall in Seyring (Bezirk Wien-Umgebung) am 6. August bei dem der mit einem Messer bewaffnete Täter zwei Bankangestellte bedrohte und mit einem höheren Bargeldbetrag flüchtete, wirkte für die Ermittler von der Abteilung Raub zuerst wie ein Routinefall. Nachdem das Tatfahrzeug aufgrund von Zeugenwahrnehmungen ausgeforscht und der mutmaßliche 35-jährige Täter aus dem 22. Bezirk im Zuge einer Alarmfahndung in Putzing (Bezirk Mistelbach) angehalten und festgenommen wurde, offenbarte sich nach und nach eine unglaubliche Kriminalgeschichte. Nach den ersten Einvernahmen konnten die Ermittler nämlich Zusammenhänge zu ungelösten Überfällen auf Geldinstitute herstellen. Und tatsächlich: Der mutmaßliche Täter, ein gelernter Elektriker, bestätigte die Erhebungsergebnisse und zeigte sich geständig im Zeitraum von Februar 2008 bis August 2015 neun Banküberfälle begangen zu haben. „Der Mann legte vor den Beamten seine Lebensbeichte ab“, erklärt Polzer im Rahmen der Pressekonferenz.
Mit PKW der toten Mutter zu Überfällen
Insgesamt erbeutete der Wiener in Niederösterreich 400.000 Euro. Die Taten beging er mit einem dunklen Kleinwagen, den vor ihrem Tod seine Mutter benutzte. Zwischen 2008 und 2012 legte der mutmaßliche Bankräuber eine „Schaffenspause“ ein. Er habe angegeben, in dieser Zeit „ganz gut“ von der Beute gelebt zu haben. Vor allem seine Vorliebe für Fernreisen konnte er sich erfüllen. Auch gab es eine Zeit, wo der Elektriker ohne Arbeit durch eine berufliche Tätigkeit wieder Fuß fassen konnte. Das schien allerdings nicht lange zu währen. Und so stieg er erneut in das unredliche Geschäft als Bankräuber ein, und überfiel am 1. Oktober 2012 ein Geldinstitut in Gänserndorf. Nach etwas mehr als einem Jahr ging es am 14. Jänner 2014 weiter mit einem erneuten Überfall in seinem Lieblingstatort Seyring, wo er dreimal in der hiesigen Volksbank zugeschlagen hatte.
Mit Umbringen bedroht
Als Tatwaffen benutzte der 35-Jährige, der unterschiedlich maskiert „zu Werke“ ging wechselweise Pistole, Messer, Tränengasspray, Schraubenzieher und Teleskopschlagstock. Die meist schwer geschockten Überfallenen wurden teilweise mit dem Umbringen bedroht, mussten sich in Nebenräumen auf den Boden legen oder mit im Nacken verschränkten Händen niederknien.
Dem Täter drohen nun bis zu 15 Jahre Haft. Nur die Beute des letzten Überfalls konnte gänzlich sichergestellt werden.
Video folgt
Die Tatorte des 35-Jährigen:
- 29. Februar 2008, gegen 11.00 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Seyring, Bezirk Wien-Umgebung;
- 24. Juni 2008, gegen 15.15 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Enzersfeld, Bezirk Korneuburg;
- 5. August 2008, gegen 10.45 Uhr, Überfall auf ein Geldinstitut in Enzersfeld, Bezirk Korneuburg;
- 14. November 2008, gegen 12.25 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Weikendorf, Bezirk Gänserndorf;
- 1. Oktober 2012, gegen 14.15 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Weikendorf, Bezirk Gänserndorf;
- 14. Jänner 2014, gegen 09.50 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Seyring, Bezirk Wien-Umgebung;
- 16. Mai 2014, gegen 10.05 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Schrick, Bezirk Mistelbach;
- 17. Dezember 2014, gegen 09.00 Uhr, bewaffneter Überall auf ein Geldinstitut in Schrick, Bezirk Mistelbach;
letzte Tat vor der Festnahme:
6. August 2015, gegen 09.50 Uhr, bewaffneter Überfall auf ein Geldinstitut in Seyring, Bezirk Wien-Umgebung
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