
ST. PÖLTEN. Das Wirtschaftswachstum beträgt in Niederösterreich heuer drei Prozent. Damit steigt auch der Bedarf an Fachkräften. Um die Stärken und Fähigkeiten der beim AMS NÖ als lehrstellensuchend gemeldeten Menschen bis 25 Jahren zu ermitteln, werden am WIFI Niederösterreich ab Ende September/Anfang Oktober Potentialanalysen durchgeführt.
Das Testverfahren, das konkret in St. Pölten, Mödling, Stockerau und Gmünd beginnt, dauert acht Stunden. In Gruppen zu je zehn Teilnehmern werden der kognitive Wissensstand, handwerklich-technische Fähigkeiten in der Werkstatt und Deutschkenntnisse abgeprüft. Ziel ist es, die jungen Menschen so schnell als möglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Auch für Asylberechtigte
Der größte Bedarf an Fachkräften besteht im technischen Bereich. Von den Regionen her gesehen ist das Mostviertel am stärksten betroffen. 64 Prozent der jungen Asylberechtigten sind aktuell in Aus- und Weiterbildungsprogramme des AMS NÖ eingebunden. Die Potentialanalysen sollen auch dieser Gruppe helfen, die passende Lehrstelle zu finden. Die Testverfahren werden daher in verschiedenen Sprachen angeboten.
Lehrlinge abschieben ist „menschenunwürdig“
„Wir erwarten uns, dass für die Wirtschaft gute Lösungen geschaffen werden“, sagte WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl bezüglich der aktuellen Debatte, Lehrlinge mit negativem Asylbescheid abzuschieben. Markus Wieser, der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, fordert beschleunigte Asylverfahren. Durch die langen Wartezeiten seien viele zum Nichtstun verdammt, was für die Gesellschaft nicht gut sei. Asylwerber abzuschieben, die in einem Lehrverhältnis stehen, hält er für menschenunwürdig. „Wenn jemand in Ausbildung ist, soll er zumindest die Sicherheit haben, diese abschließen zu können“, meinte Wieser. Obendrein sei es besser, Asylberechtigten die Möglichkeit zu geben, einen Beruf zu erlernen, als die Mangelberufsliste durch Zuzug von Drittstaaten abzuarbeiten.