Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Nach fast zwölf Jahren ist Schluss: Bürgermeister Josef Gruber tritt zurück

Alexandra Dick, 11.02.2015 09:48

Taufkirchen/Pram. Nach fast zwölf Jahren legt Taufkirchens Bürgermeister Josef Gruber sein Amt nieder. Was den 57-jährigen Tischlermeister zu seinem Rücktritt so kurz vor den Bürgermeisterwahlen im Herbst bewegt hat und was ihn in seiner Amtszeit als Ortschef bewegt hat, verriet er Tips.

Josef Gruber räumt sein Büro und macht Platz für den Neuen: Paul Freund.
Josef Gruber räumt sein Büro und macht Platz für den Neuen: Paul Freund.
Tips: Warum der plötzliche Rücktritt so kurz vor den Bürgermeisterwahlen im Herbst? Josef Gruber: Für mich war immer klar, dass nach zwei Perioden Schluss ist. In ein paar Tagen gehe ich auf Reha wegen eines Bandscheibenvorfalls. Und es stehen einige Baustellen an, bei denen es nicht gut ist, wenn einer beginnt und der andere mitten drin übernehmen muss. Tips: Wieso ausgerechnet zwei Perioden? Gruber: In der ersten Periode ist die Euphorie groß. Du hast so viele Ideen, dass du gar nicht genug machen kannst. Du fängst fünf Baustellen auf einmal an. Ich habe mir in Linz ein Netzwerk aufgebaut, das so manchen Weg beschleunigt hat. In der zweiten Periode kommt die Routine, in der alles abgearbeitet wird. Die ist die gefährlichste, man wird zum Gewohnheitstier. Ein neuer Kandidat hat eine neue Sichtweise und Arbeitsweise. Was jetzt verkümmert ist, kann dann wieder aufblühen. Tips: Sie konnten viele Projekte umsetzen. Worauf sind Sie besonders stolz? Gruber: Es gibt so vieles, auf das ich stolz bin: das Schulzentrum, das Kleinwasserkraftwerk. An die Markterhebungsfeier 2010 erinnere ich mich gern. Den bleibendsten Eindruck hat aber eine Frau hinterlassen, die zu mir gekommen ist und Rotz und Wasser geweint hat. Sie war immer bei den Kindern daheim und dann die Scheidung. Schnell konnten wir eine Arbeit und eine Wohnung für sie finden. Solche Erinnerungen sind schöner als so manches Bauwerk. Tips: Werden Sie sich ganz aus der Politik zurückziehen? Gruber: Nein, ich bleibe auf der Liste, aber nicht mehr ganz vorne. Ich stehe zu meinen Freunden. Wir haben so viel gemeinsam bewegt. Sie sind viel mehr als nur Parteifreunde. Tips: Wie wird Ihr Leben ohne die Arbeit als Bürgermeister aussehen? Gruber: Zwölf Jahre bin ich zum Wohle der Gemeinde voll am Gas gestanden. Jeder Urlaub, jedes Familienfest ist nach dem Veranstaltungskalender der Gemeinde geplant worden. Jetzt heißt es runter vom Gas. Ich werde mehr Zeit in der Firma und mehr Zeit mit meiner Frau verbringen, die auf viel verzichten musste. Ich habe meiner Frau versprochen, dass ich im ersten Monat jeden Tag um sechs Uhr heim komme und dann auch nicht mehr fortgehe. Ich habe zwei Enkeltöchter, die Zeit bekommen. Die Gartenarbeit ist mir unendlich lustig. Bisher musste ich mir die Zeit dafür stehlen. Ich werde wieder mehr Zeit fürs Golfen haben. Je nach Heilungserfolg sehe ich, was ich sonst noch tun kann. Tips: Ihr Nachfolger ist kein Unbekannter. Aus welchem Holz ist Paul Freund geschnitzt? Gruber: Mit Paul haben wir irrsinniges Glück. Er ist seit zwölf Jahren Vizebürgermeister. Ich habe ihn als Mensch und seine Fachkompetenz schätzen gelernt. Die Reife, die er schon vor zwölf Jahren für die Politik gehabt hat, zeichnet ihn aus. Er kennt die Menschen und kommt gut an. Und er hat schon bewiesen, dass er Projekte umsetzen kann. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet. Es sagt viel aus, wenn man sich in zwölf Jahren kein einziges Mal zerstritten hat. Tips: Was geben Sie ihm mit auf den Weg? Gruber: Er soll auf seinen Körper hören, wenn dieser Anzeichen der Überlastung zeigt. Er soll auf seine Frau hören. Frauen haben oft Recht. Mehr brauch ich ihm nicht zu sagen, alles andere weiß er schon.