Hausarztmangel in Traun spitzt sich nach einer Pensionierung weiter zu
TRAUN/OÖ. Mit 1. Oktober geht der Trauner Allgemeinarzt Dr. Franz Schramm in Pension. Ab 1. Jänner 2019 sind dann drei der insgesamt elf Hausarztstellen in Traun unbesetzt. Bei der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (OÖGKK) arbeite man an einer Lösung. Dass der Bund die Gebietskrankenkassen zusammenlegen will, sei nicht förderlich, ist aus der OÖGKK zu hören.
Für die drei Stellen in Traun ist die Bewerbungsfrist abgelaufen – Bewerber gibt es laut der Ärztekammer für Oberösterreich nicht. Die Einzelpraxen von Dr. Franz Schramm und Dr. Walter Prieschl sollten ab 1. Oktober neu besetzt werden. Die Praxis von Dr. Petra Nösterer braucht ab 1. Jänner 2019 einen Nachfolger. Acht Stellen für Allgemeinmedizin sind in Traun derzeit besetzt.
Behandlung gesichert
Mangels eines Nachfolgers muss Dr. Schramm seine Praxis mit 1. Oktober schließen. Die Patienten, die bei ihm in Behandlung waren, können sich jetzt an alle anderen niedergelassenen Ärzte wenden, auch in angrenzenden Gemeinden. Im Fall von unbesetzten Stellen gibt es mit der Ärztekammer vereinbarte, finanzielle Regeln und Anreize für Ärzte, Patienten von unbesetzten Stellen zu betreuen und versorgen. Dies gilt im konkreten Fall ebenfalls für Ärzte in an Traun angrenzenden Gemeinden.
„Eine Ablehnung von Patienten aus dem Einzugsgebiet ist übrigens laut Vertrag zwischen Ärztekammer und OÖGKK nur in sehr eingeschränkten, begründeten Fällen zulässig“, beruhigt Harald Schmadlbauer, Leiter des Direktionsbüros und der Kommunikation der OÖGKK.
Die Stadt Traun ist mit ihrem Mangel an Allgemeinärzten eine Ausnahme im Bezirk. Von einem Ärztemangel kann in Linz-Land nämlich nicht die Rede sein. Bis auf die drei Stellen in Traun sind alle 59,7 Allgemeinmedizinstellen besetzt. Bei den Facharztstellen sind zwei von 32,5 Stellen offen. Die Kommastellen ergeben sich vor allem aus Gruppenpraxis-Regelungen.
Oberösterreichweit sind 98 bis 99 Prozent der Stellen für niedergelassene Ärzte derzeit besetzt. Zehn bis 15 Allgemeinmedizinerstellen sind laut OÖGKK offen, bei den Facharztstellen sind es fünf. Neben Traun gibt es nur in Linz eine Häufung offener Stellen: Drei der 87,1 Allgemeinmedizinstellen und eine der 119,2 Fachärztestellen sind dort offen.
Mangel nach Schwemme
Für den Mangel an Ärzten gibt es laut Harald Schmadlbauer drei Gründe: neue Arbeitszeitregelungen für Ärzte in Krankenhäusern, neue Regeln für den Turnus und die Zugangsbeschränkungen an den Medizin-Universitäten. „Vor zehn Jahren haben wir noch von einer Ärzteschwemme gesprochen. Jetzt ist zudem ein demographischer Buckel erreicht worden. Viele Ärzte gehen in Pension“, sagt Schmadlbauer. Zudem gibt es im internationalen Vergleich in Österreich außergewöhnlich viele Ärzte pro 1.000 Einwohner. Diese vielen Faktoren spielen beim Ärztemangel mit.
Wie es weiter geht
Schmadlbauer ist zuversichtlich, dass sich für Traun bald eine Lösung finden wird. Die OÖGKK und die Ärztekammer würden gemeinsam intensiv daran arbeiten. Eine mögliche Lösung ist ein Primärversorgungszentrum, das derzeit in Traun geplant ist.
So wie in Enns, Marchtrenk und Haslach sollen in einem Primärversorgungszentrum niedergelassene Ärzte, Pfleger, verschiedene Therapeuten sowie Sozialarbeiter und eventuell Kinderärzte unter einem Dach zusammenarbeiten. „Es handelt sich hier um ein größeres Projekt, für das wir noch Ärzte und Therapeuten suchen. Primärzentren werden immer an den Standort angepasst“, erklärt Schmadlbauer.
Krankenkassenreform
Im Zuge der Sozialversicherungsreform der Bundesregierung sollen die Gebietskrankenkassen der Länder zu einer Österreichischen Gesundheitskasse zusammengelegt werden. Bei der OÖGKK sieht man diese Entwicklung kritisch: „So wie in Traun suchen wir nach individuellen Lösungen und arbeiten nah am Standort. Diese Handlungsspielräume wird man später nicht haben“, sagt Harald Schmadlbauer.
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