Genügend Abstand und gegenseitige Rücksichtnahme
URFAHR-UMGEBUNG. Wenn das Wetter wärmer wird, zieht es viele Radfahrer wieder hinaus auf die Straße. Mit dem steigenden Aufkommen erhöht sich aber auch die Zahl der Unfälle. Welche Probleme es zwischen Auto- und Radfahrern im Straßenverkehr gibt und was es auf beiden Seiten für ein gutes Zusammenleben zu beachten gilt – Tips hat sich bei der Radlobby OÖ und beim ÖAMTC OÖ umgehört.
Durchforstet man die Blaulichtmeldungen der Landespolizeidirektion Oberösterreich, so häufen sich in der vergangenen Zeit Berichte, die von Unfällen zwischen Rad- und Autofahrern handeln. So zuletzt etwa auch im Bezirk, wo Mitte Juni ein 12-Jähriger auf der B125 zwischen Gallneukirchen und der Autobahnauffahrt Engerwitzdorf nach einem Überholmanöver durch einen fahrerflüchtigen Autolenker geschnitten wurde, stürzte und verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde.
Häufige Schwierigkeiten
Situationen wie diese kennt auch der Steyregger Gerhard Fischer, Vorstandsvorsitzender der Radlobby OÖ. Denn neben fehlenden baulich-getrennten Radwegen auf stark befahrenen Straßen zählt Fischer es zu den häufigsten Problemen, dass „zu schnell fahrende KFZ selbst in Kurven und trotz Sperrlinien mit viel zu geringem Abstand Radfahrende oftmals auch mit Gegenverkehr überholen“. In der Folge würden Radfahrer dann oft an den Rand der Fahrbahn gedrängt oder nach dem Überholvorgang geschnitten werden. Die Folge seien schließlich häufig Stürze.
Und Fischer fügt noch ein weiteres Problem an: „Die Aggressivität im Straßenverkehr hat teilweise besorgniserregend zugenommen. Immer wieder kommt es auch vor, dass selbst in Tempo 30-Zonen KFZ- Lenker nach einem Überholvorgang voll aufs Gas drücken und die Reifen zum Quietschen bringen.“
Rücksichtsvolles Verhalten
Fragt man den Radlobby-Vertreter, was er sich von den Autofahrern wünschen würde, so nennt dieser genügend seitlichen Überholabstand – mindestens 1,5 Meter – sowie generell angepasste Geschwindigkeiten, „besonders vor unübersichtlichen Stellen, sowie keinesfalls bei Gegenverkehr Radfahrende zu überholen“.
Ähnliches rät auch Petra Riener, Leiterin der Verkehrssicherheit beim ÖAMTC OÖ, die beim Überholen ebenfalls einen Abstand von mindestens 1,5 Metern betont. Außerdem sei es wichtig, aufgrund ihrer Geschwindigkeit besonders auf E-Bike-Fahrer zu achten, so Riener: „Autofahrer sollten sehr achtsam unterwegs sein – vor allem in innerstädtischen Bereichen und auch auf beliebten Ausflugsstraßen. Gerade jetzt, an warmen Sommertagen, sind vermehrt Radfahrer, Fußgänger und Nutzer diverser Trendsportgeräte unterwegs. Vor allem E-Bikes erleben einen Boom, daran müssen sich auch die Autofahrer gewöhnen, denn E-Bike-Fahrer sind oftmals mit einer Geschwindigkeit unterwegs, mit denen Autofahrer schlichtweg nicht rechnen. Wenn Familien unterwegs sind, dann ist natürlich erhöhte Vorsicht geboten. Kinder können unsicher unterwegs sein, mit dem Rad ausschweifen, stürzen et cetera.“
Blickkontakt aufnehmen
Was das Verhalten der Radfahrer im Straßenverkehr betrifft, so appelliert Gerhard Fischer: „Von Radfahrenden würde ich mir wünschen, dass diese auf stark befahrenen Straßen keinesfalls nebeneinander fahren sollten, selbst wenn es sich um Rennradfahrer handeln sollte, welche das ja laut Gesetz dürfen.“ Bei schlechten Sichtverhältnissen sollten Radfahrende außerdem darauf achten, dass sie gut sichtbar sind: mit heller Kleidung, reflektierenden Elementen sowie einer guten Beleuchtung hinten und vorne am Rad. „Beim Queren von Straßen, auch wenn Radfahrende auf Radüberfahrten Vorrang haben, immer Blickkontakt mit KFZ-Lenkern aufnehmen und mit angepasster Geschwindigkeit queren“, so Fischer, der auch kritische Töne anschlägt: „ Als Radfahrende haben wir keine Knautschzone, und müssen besonders auf uns selber schauen, weil es oftmals die anderen leider nicht tun, weil im Autoland OÖ das Bewusstsein für den nicht-motorisierten Verkehr leider wenig entwickelt zu sein scheint.“ Und auch Petra Riener vom ÖAMTC betont die Wichtigkeit, auf seinen eigenen Schutz zu achten, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist: „Radfahrer sollten ebenfalls umsichtig unterwegs sein, um Unfälle zu vermeiden – gegebenenfalls Geschwindigkeit reduzieren und vorausschauend fahren. Der Eigenschutz hat hier oberste Priorität.“
Geschwindigkeitsbeschränkungen, eigene Radwege und Bewusstseinskampagnen
Geht es um die Frage, was sich dringend ändern müsse, um die Bedingungen für Radfahrer auf Oberösterreichs Straßen zu verbessern, so sagt der Vorstandsvorsitzende der Radlobby unter anderem: „Bei stark befahrenen Straßen führt kein Weg daran vorbei, baulich getrennte Radweginfrastruktur zu errichten. Kurzfristig braucht es dort, wo es keine Alternativen für Radfahrende gibt auf Radrouten Geschwindigkeitsbeschränkungen von maximal 70 km/h inklusive begleitender Maßnahmen welche auch dazu führen, dass die Tempolimits eingehalten werden.“ Außerdem würde es laut dem Experten Bewusstseinskampagnen für den motorisierten Verkehr brauchen, denn diese würden im Land ob der Enns fehlen. Fischer: „Jedes Jahr werden vom Infrastrukturressort des Land OÖ mehrere Verkehrssicherheitskampagnen OÖ weit plakatiert und in Zeitungen inseriert. Seit 2015 hatte davon keine einzige Radverkehrssicherheit zum Thema.“ Außerdem fände es der Steyregger wichtig, wenn mehr Entscheidungsträger selbst im Alltag das Rad nützen würden „Es zeigt sich, dass dort, wo zum Beispiel ein Bürgermeister selber mit dem Rad fährt, erhöhtes Bewusstsein für Radverkehrsförderung vorhanden ist und mehr umgesetzt wird.“
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