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Drei Schulen, eine Direktorin: Ilona Rechberger aus Gramastetten zeigt, wie das geht

Mag. Jacky Stitz, 05.03.2024 12:00

GRAMASTETTEN/EIDENBERG/LICHTENBERG. In der „Gramastettner City“ wohnt sie, hier ist Ilona Rechberger auch selbst in die Volksschule (VS) gegangen. Heute ist die 49-Jährige Direktorin der Volksschule ihrer Heimatgemeinde, sowie in der VS Eidenberg und VS Lichtenberg. Anlässlich des Internationalen Weltfrauentages am 8. März fragte Tips bei der Mühlviertlerin nach, wie sie das schaukelt, was ihr am Direktorinnen-Dasein besonders gefällt und wo die Herausforderungen in der Schule heute liegen.

Die Gramastettnerin Ilona Rechberger, 49, ist Direktorin der Volksschulen Lichtenberg, Eidenberg und Gramastetten. (Foto: Fotostudio4/Wilhelm Hierschläger)

„Leben und leben lassen, alles etwas mit Humor nehmen und wenn sowieso man denken muss, wieso nicht gleich positiv“, all das trifft auf Ilona Rechberger zu. Die 49-jährige Direktorin dreier Volksschulen im Bezirk Urfahr-Umgebung ist verheiratet und hat zwei Kinder: einen 21-jährigen Sohn und eine 15-jährige Tochter. Und wenn sie nicht mit schulischen Agenden beschäftigt ist, verbringt sie ihre Freizeit gern mit einem Krimi (Anmerkung Rechberger: „Bevorzug aus dem Mühlviertel“), oder dem Handlettering, Reisen aber auch gern mit Rad- und Skifahren.

Tips bat die Gramastettnerin anlässlich des Weltfrauentages zum Tips-Talk.

Tips: Seit wann sind Sie als Lehrerin tätig?

Ilona Rechberger: Seit September 1996 bin ich als Lehrerin tätig, zuerst war ich als Religionslehrerin unterwegs, da es damals - heute kaum mehr vorstellbar - einen Lehrerüberschuss gab und ich bis Jänner 1999 warten musste, bis ich meine erste Volksschullehrerinnen-Stelle als Springerin im Bezirk Perg bekam. Seit September 2013 bin ich nun bestellte Schulleiterin in Eidenberg, seit Dezember 2020 mitten im Lockdown auch in Gramastetten und ganz überraschend seit August 2023 auch in Lichtenberg.

Tips: Berufswunsch Lehrerin bzw. Direktorin: wie kam es?

Rechberger: Ich war in meiner Jugend als Jungschargruppenleitern in der Pfarre Pöstlingberg tätig und auch als Pfadfinderleiterin in Leonding. Das Arbeiten mit den Kindern hat mir Spaß gemacht, daher stand schon eine Weile vor der Matura für mich fest, dass ich Volksschullehrerin werden möchte. Das Schulleitersein hat sich eigentlich ergeben, als meine damalige Direktorin in Herzogsdorf Mathilde Erlinger in Pension gegangen ist. Ich wollte unbedingt an der Schule bleiben, weil es mir dort so gut gefallen hat. Das war jedoch nur möglich, wenn jemand aus der Schule die Schulleitung übernimmt und niemand von außerhalb. Da das aber nicht der Fall war, musste ich es selbst machen. Meine Vorgängerin und auch der damalige Bezirksschulinspektor haben es mir zugetraut und so wurde ich mit der Leitung betraut. Nach einem Schuljahr wurde eine erfahrene Kollegin von außerhalb fix als Leiterin der VS Herzogsdorf bestellt, ich konnte jedoch dann an der Schule bleiben, da die VS Herzogsdorf wieder vier-klassig wurde. Ich dürfte jedoch meine Sache nicht schlecht gemacht haben, denn als wenig später in Eidenberg ein Schulleiter gebraucht wurde, ist man mit der Bitte, mich für diese Stelle zu bewerben, auf mich zugekommen. Heute unterrichte ich keine fixen Stunden mehr, das ginge sich zeitlich nicht aus. Supplieren gehe ich schon sehr gerne, wenn es meine Zeit und die anstehenden Arbeiten zulassen, weil ich da die Kinder kennenlernen kann und auch ein bisschen Einblick in die unterschiedlichen Klassen bekomme. Die Kinder und das Unterrichten fehlen mir zwar, aber ich habe durch die anfallenden Supplierungen immer wieder Gelegenheit in die Klassen zu kommen.

Tips: Welche Fächer sind Ihr Spezialgebiet?

Rechberger: Am liebsten und häufigsten habe ich Mathematik und Sachunterricht unterrichtet. Da bekommt man natürlich besonders in Mathematik viel Erfahrung und kennt sofort die Ursache vieler Schülerfehler oder kann die Schüler auf manche Stolpersteine im Vorfeld aufmerksam machen.

Tips: Was gefällt Ihnen an ihrem Beruf?

Rechberger: Jeder Tag ist anders, viele schöne Begegnungen mit den Kindern, Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern. Es ist für mich immer wieder schön zu sehen, was die Kinder in der Volksschule alles lernen. Ein großes Plus als Schulleiterin ist auch die Gestaltungsmöglichkeit, die man für die Schule hat – sei es in pädagogischer Richtung aber auch im baulichen Bereich. Also, langweilig war mir noch nie.

Tips: Gibt es besonders emotionale Erinnerungen im Lehrerinnen bzw. Direktorinnen-Dasein, die für immer in Erinnerung bleiben?

Rechberger: Da gibt es so viele, jeden Tag passiert etwas Schönes – aber besonders positiv in Erinnerung bleiben mir die Gemeinschaftserlebnisse mit verschiedenen Klassen und dem Lehrerkollegium. Ich war schon einige Male auf Projekttagen mit, aber auch die Tagesausflüge wie kürzlich nach Wien, sowie Schulfeste und Lehrerausflüge, prägen sich positiv ins Gedächtnis ein. Ein besonders emotionaler Moment war der Abschied von meiner letzten vierten Klasse im Sommer 2020 – der mit Corona, Lockdown, Homeschooling etc. doch ein bisschen anders war, als üblich.

Die negativste aller Erinnerungen ist das Begräbnis eines Schülers, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. So etwas ist Gott sei Dank erst einmal in mehr als 25 Jahren Unterrichtstätigkeit vorgekommen. Ein anderes negatives Beispiel ist das Burn-Out einer Kollegin, das mich völlig unerwartet getroffen hat, weil ich es nicht habe kommen sehen.

Tips: Wo liegen heute in der Schule die größten Herausforderungen: Stichwörter Bürokratie, Lehrermangel, Digitalisierung?

Rechberger: Im Moment ist der Lehrermangel ein großes Problem, vor allem, wenn unter dem Jahr plötzlich Bedarf ist. Da gibt es kaum mehr fertig ausgebildete Lehrpersonen, man ist schon froh, wenn sich Studierende auf eine freie Stelle bewerben. Das ist auch für uns Direktoren eine zusätzliche Aufgabe, da sie noch viel Unterstützung brauchen. Die Bürokratie ist auch nicht ohne, aber da habe ich Gott sei Dank perfekte Unterstützung von unserer Schulsekretärin. Die Digitalisierung schreitet ja unaufhaltsam voran. In der Verwaltung kommen immer wieder neue Programme und damit auch neue Aufgaben auf die Schulleiter zu, jedes Programm braucht für jede Schule einen eigenen Zugang und ein eigenes Passwort – sprich alles mal drei, in meinem Fall. Herausfordernd ist auch die Betreuung der technischen Geräte wie Laptops, elektronische Tafeln, iPads – gerade wenn es akute Probleme gibt.

Eine weitere, noch nicht angesprochene Herausforderung ist die zunehmende Anzahl von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf und die seit langen Jahren leider gleichbleibenden Zahl an Förderstunden. Im Moment darf ich für meine Schulstandorte nicht klagen, aber das war nicht immer so und viele Kinder und auch ihre Lehrer und Lehrerinnen in anderen Schulen hätten durchaus mehr Ressourcen nötig.

Besonders im Bereich der Digitalisierung wäre Supportpersonal und/oder zusätzliche Stunden für die vereinzelt doch vorhandenen kompetenten Lehrpersonen, vor allem in den Volksschulen, nötig und mehr Stunden für die Sonderpädagogik.

Tips: Was zeichnet Ihrer Meinung nach die Schüler und Lehrer im Mühlviertel besonders aus?

Rechberger: Soweit ich das einschätzen kann, sind Mühlviertler Kinder besonders naturverbunden und bewegungsbereit. Es gibt hier viele Möglichkeiten die Freizeit im Freien, im Wald, im Garten, am Spielplatz oder Sportplatz zu verbringen. Mir gefällt besonders im Mühlviertel, dass es so viele bodenständige Kinder gibt, die lieber in der Werkstatt oder am Bauernhof mithelfen oder im Verein Sport betreiben oder sich auch „in echt“ mit Freunden treffen als die ganze Zeit nur vor dem Computer etc. zu sitzen.

Ich mag den Zusammenhalt unter meinen Lehrern besonders und dass sie sich viele Gedanken über die Weiterentwicklung der Kinder und der einzelnen Schulstandorte machen.

Tips: Wie schaffen Sie das überhaupt, gleich drei Schulen zu leiten?

Rechberger: Mit viel Humor und Vertrauen in die LehrerInnen und Lehrer in den einzelnen Schulen und wenig Freizeit…

Die drei VS Gramastetten, Eidenberg und Lichtenberg im Überblick: Im Moment sind es an allen Standorten gemeinsam etwa 380 Kinder und 38 Lehrer.
Eidenberg: 96 Kinder/10 Lehrkörper;Gramastetten 180 Kinder/15 Lehrkörper;Lichtenberg: 108 Kinder/13 Lehrkörper;

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