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Bengalkatzen-Züchterin Sarah Göweil (37): die "Catwoman" aus Wintersdorf

Mag. Jacky Stitz, 21.05.2024 14:25

WINTERSDORF/OTTENSCHLAG. Sarah Göweil ist Mutter zweier Töchter, führt mit ihrem Mann Bernhard einen Bio-Bauernhof in Wintersdorf, arbeitet Teilzeit als Biomedizinische Analytikerin in einem Linzer Spital. Die 37-Jährige züchtet eine für das Mühlviertel eher seltene Rasse in Wintersdorf: Bengalkatzen.

  1 / 8   Sarah Göweil (37) züchtet auf ihrem Bio-Bauernhof in Wintersdorf, Gemeinde Ottenschlag, Bengalkatzen. (Foto: Denisa Krycnerova Photography)

Tips: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Bengalkatzen im Mühlviertel zu züchten?

Sarah Göweil: Meine Katzenliebe entfachte Bengalkätzin Kenia, die vor 12,5 Jahren als Baby zu mir zog. Danach gründeten mein Mann und ich eine Familie. Die Kinder wurden größer und selbstständiger und so entstand bei mir der Wunsch nach einer neuen Herausforderung, die ich mit meiner Tierliebe verbinden konnte. So entwickelte sich nach und nach meine Katzenzucht. Vom ersten Gedanken bis zum Einzug der ersten Zuchtkätzin namens Winter verging ungefähr ein Jahr. Mein Catteryname lautet Samoma Bengal Cattery – was sich aus meinen Anfangsbuchstaben sowie der meiner Kinder zusammen setzt.

Mit dem Mühlviertel bin ich seit meiner Kindheit verbunden, das Verwurzelt-Sein mit dieser wunderbaren Region schaffte allerdings erst mein Mann Bernhard.

Tips: Seit wann machen Sie das?

Sarah Göweil: Meine erste Zuchtkätzin namens Winter zog im Oktober 2021 ein, drei Monate später folgte Helene. Die züchterische Arbeit begann allerdings schon sechs Monate früher, als ich mich auf die Suche nach der ersten Kätzin machte. Das war gar nicht so einfach, da ich mich zuerst in die rasserelevanten Krankheiten einlesen musste und daher seriöse von unseriöser Zucht zu unterscheiden lernte. Da schließt sich der Kreis zu meinem medizinischen Beruf, von dem ich damals schon einiges an Background-Wissen mitnehmen konnte. Die Zucht soll Hand und Fuß haben, schließlich bezahlen die zukünftigen Lebensmenschen einiges für ihr Glück auf vier Pfoten.

Tips: Wie viele Katzen haben Sie dafür?

Sarah Göweil: Ich habe einen Kater namens Thunder und drei Kätzinnen: Winter, Helene und Aria. Aria ist meine erste eigene Nachzucht und kam im Juli 2023 bei uns zur Welt.

Tips: Wie reagiert das Umfeld, die Nachbarn und Freunde bzw. die Familie auf Ihre Katzenleidenschaft?

Sarah Göweil:Meine Familie und auch manche Freunde sind immer sehr interessiert an dem, was bei den Katzen und den Katzenbabies los ist und nehmen an deren Entwicklung teil. Andere aber fragen kaum nach, was auch okay ist, weil nicht jeder ein Tier- bzw. Katzenmensch sein kann. Unsere Nachbarn betrifft es lediglich dahingehend, dass sie ab und zu mal das laute Miauzen hören, wenn sich die Katzen draußen im Gehege aufhalten. Gut, dass wir am Land wohnen, wo Hahn noch Hahn sein darf und Bengalkatze noch Bengalkatze.

Tips: Bengalkatzen: was zeichnet diese aus und warum ist es genau diese Art geworden?

Sarah Göweil: Bengalen sind äußerst lebhaft und aktiv, sie haben eine enorme Sprungkraft und auch ihre Gesprächigkeit darf man nicht unterschätzen. Sie sind gerne in Gesellschaft, sei es unter Katzen oder unter Menschen. Ihrem Menschen folgen sie auf Schritt und Tritt. Beim Kochen, Duschen oder Spazieren gehen sind sie liebend gerne dabei. Weiters sind sie überaus intelligent, denn sie möchten nicht nur körperlich sondern auch geistig ausgelastet werden. Hierfür eignen sich diverse Spiele oder auch das Clickertraining, welches auch mit anderen Tieren, wie zum Beispiel Hunden oder Pferden durchführbar ist. Es basiert auf der klassischen Konditionierung, also positive Verstärkung im Sinne von Belohnung und ist ein sehr interessantes Thema.

Und zum Schluss möchte ich noch auf deren Schönheit und Eleganz eingehen. Aber natürlich ist es wie immer eine Geschmacksfrage.

Tips: Was ist Ihnen in der Tierhaltung, besonders bei der Katzenzucht wichtig?

Sarah Göweil: Mir ist besonders wichtig, dass das Tier auch Tier sein darf und die bestmögliche Versorgung erhält. Sei es bei der Ernährung oder deren Lebensraum betreffend. Artgerechte Haltung ist das Um und Auf, sei es für die Katzen oder die Rinder. Und auch, dass sie so viel Zuwendung wie möglich erhalten. Nur so können sich überaus sozialisierte Katzen entwickeln, ohne auffällig zu werden. Dabei habe ich selber die größte Freude und das schätzen auch die neuen Lebensmenschen meiner Katzenkinder. Das bestätigt mich in meiner Arbeit und meiner Leidenschaft.

Tips: Woher kamen schon Anfragen zu Ihren Katzen?

Sarah Göweil:Anfragen kommen hauptsächlich natürlich aus ganz Österreich, aber auch Deutschland ist dabei. Weiters hatte ich schon Anfragen von einer Cattery (so nennt man eine Katzenzuchtstätte) aus Belgien und der Schweiz.

Bei der Vergabe meiner Katzenkinder lege ich besonders Wert auf die Lebensumstände, denn von der Alleinhaltung von jungen Bengalen bin ich nicht überzeugt. Ob die Zweitkatze nun auch ein Bengale oder eine Bauernkatze, Tierheimkatze etc. ist, ist für mich nebensächlich. Wichtig ist, dass sie im neuen Zuhause einen Katzenfreund haben, denn Bengalen neigen bei Alleinhaltung leider zu Verhaltensauffälligkeiten, womit keiner eine Freude hat. Ansonsten freue ich mich über ein persönliches Kennenlernen, das ab der achten Lebenswoche möglich ist.

Tips: Wie viele Würfe sind geplant?

Sarah Göweil: Meine Kätzinnen haben einen Wurf pro Jahr bzw. gibt mein Zuchtverein (Austrian Cats United) vor, dass eine Katze maximal drei Würfe innerhalb von 24 Monaten haben darf. Auch muss man den Abstand von Wurf zu Wurf von mindestens sechs Monaten einhalten. Dies dient zur Erholung der Katze und schützt sie vor Ausbeutung. Das ist mir ganz wichtig, dass Katze eben Katze ist und nicht das ganze Katzenleben lang als Gebärmaschine zur Verfügung steht.

Tips: Mussten Sie für die Katzenzucht eine Ausbildung machen bzw. sind Sie hier auch wo als Züchterin gemeldet? Und woran kann man einen seriösen Züchter erkennen?

Sarah Göweil:Ich bin Mitglied in einem Katzenzuchtverein (ACU – Austrian Cats United), dessen Mitglieder bzw. der Vorstand mit Rat und Tat jedem zur Seite stehen. Weiters bin ich behördlich und amtstierärztlich gemeldet und mehrmals jährlich mit meiner Tierärztin des Vertrauens in Kontakt. Eine Ausbildung in dem Sinne gibt es nicht, jedoch sollte man selber bemüht sein, bei seiner eigenen Rasse, der Gesundheit und anderen relevanten Themen stets am Laufenden zu sein. Denn eine Zucht unterscheidet sich sehr von „einfach nur Katzen halten und diese zu verpaaren“. Dazu gehört viel mehr, wie zum Beispiel ausreichendes Wissen in der Genetik, der Linien in den Stammbäumen, der Blutgruppen, Gesundheitsvorsorge und Prophylaxe, was tun bei Notfällen, Geburt und Aufzucht etc.

Ein seriöser Züchter kann dir jederzeit jegliche rasserelevanten Befunde seiner Katzen sowie Herz- und Nierenultraschall, Kotbefunde auf Parasiten und Keime, Katzenschnupfen- und seucheimpfungen zeigen, und auch, dass die Katzen und Babies wie Familienmitglieder behandelt und in den Alltag mit einbezogen werden. Er beantwortet dir ehrlich all deine Antworten vor Abgabe und ist auch nach der Abgabe ein Katzenleben lang für dich und deine Bengalen da. Es ist ihm nicht wichtig, die Katzen schnell zu verkaufen. Umso wichtiger ist es, dass das Tier zum Menschen und den Lebensumständen passt. Nur so sind Züchter, Besitzer und Tier langfristig glücklich.

Tips: Was bedeuten Katzen für Sie persönlich?

Sarah Göweil: Katzen sind für mich ein Bestandteil unserer Familie und nicht weg zu denken. Sie sind wunderbare Geschöpfe, die das machen, wonach ihnen der Sinn steht. Ich habe schon ganz oft gesagt: Im nächsten Leben werde ich eine Katze bei einer tollen Familie. Ein Leben ohne Katzen ist wie ein Garten ohne Blumen - auch schön, aber lieblos.

Tips: Welchen Stellenwert hat das Tierwohl für Sie und wie leben sie dieses?

Sarah Göweil: Mein Mann und ich betreiben - mit der Unterstützung meines Schwiegervaters - unseren Biobauernhof im Nebenerwerb. Den Hof hat mein Mann von seinen Großeltern übernommen und von konventioneller Milchwirtschaft auf folgendes umgestellt: Auf unserer Weide grast das ganze Jahr über eine kleine Herde Hochlandrinder gekreuzt mit Aubrac in Mutterkuhhaltung, dessen Bio- Produkte wir seit 2018 voller Freude Ab-Hof verkaufen (etwa zwei bis drei Mal im Jahr). Unser Hausname ist „Dorf Lois´n“.

Tierwohl ist unserer Familie sehr wichtig und das leben wir auch mit den Kindern täglich. Fleisch gibt es bei uns großteils nur das eigene Rind und das maximal zwei Mal pro Woche. Klar ist es ein Grundnahrungsmittel, das heißt nicht, dass man es ständig zu einem günstigen Preis kaufen soll. Es ist auch ein Genussmittel und auf das kommt es drauf an. Man soll drauf schauen, woher die Lebensmittel kommen, die wir täglich brauchen, so kann man auf unsere Umwelt achten und es werden die unterstützt, die mit bestem Wissen und Gewissen handeln. Uns ist klar, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, selber Brot zu backen oder sein eigenes Obst und Gemüse im Sommer/ Herbst zu ernten und bis zur nächsten Ernte davon zehren zu können. Aber jeder kann, wenn er möchte, einen Beitrag dazu leisten.

Unsere Kinder - und auch andere im Dorf - sammelten bereits mehrmals Geld für das Tierheim in Freistadt, das von Familie Binder voller Aufopferung betrieben wird. Hut ab vor dieser Familie.

Unsere Mutterkuhherde lebt das ganze Jahr draußen, die Tiere können alle Jahreszeiten durchleben und bekommen das beste und frischeste Gras im Sommer und im Winter das selbst gemähte Bio- Heu. Silage gibt es bei uns nicht - wie auch keine anderen Zusätze. Die Befruchtung erfolgt natürlich sowie auch die Geburt, denn unsere Herde ist noch so ursprünglich und robust, dass sie das alleine meistern.


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